Peninsula Valdes
Peninsula Valdes

Peninsula Valdes

Wir haben den kleinen Seelöwen Jonny getauft. Seit etwa 20 Minuten stehen wir oben an der Steilküste und beobachten ihn. Seine Mutter möchte ihm offensichtlich das Schwimmen im Meer zeigen. Sie robbt mit ihm an den Felsvorsprung und springt rein, dreht sich sofort im Wasser und ruft ihm etwas zu. Auch seine Tante hüpft direkt neben ihm ins Meer – aber er will nicht. Er quäkt, er schaut sich den Weg ins Wasser an, er robbt weiter zu einer anderen Stelle, schaut wieder ins Wasser und weicht wieder zurück. Die etwa 1,5 Meter bis zur Wasseroberfläche sind einfach zu tief für ihn. Die Mama ruft ihn immer wieder, schwimmt zu ihm hin und wartet auf seinen Sprung. Genauso wie wir auch. Wir stehen mit Regina und Uwe an einem wunderschönen Aussichtspunkt auf der Halbinsel Valdez. Ein Tierparadies! Der Atlantik ist hier Heimat von sehr vielen Meeres- und Küstentieren.

Auf diesem Aussichtspunkt stehen wir
Jonny soll heute schwimmen lernen
…aber er traut sich nicht
Auch wenn die Mama ihn ständig ruft
Die anderen Kleinen dürfen auch ins Babybecken

Vier Tage bleiben wir auf der Insel auf einem Campingplatz direkt am Strand, wo wir einige nette deutsche Reisende kennen lernen. Regina und Uwe, zwei Fahrradreisende und Mareike und Oliver mit ihrem Sprinter. Eine lustige Runde, mit guten Gesprächen, leckerem Essen und einigen Flaschen Wein….

Aber ich wollte euch natürlich von der Halbinsel Valdes berichten. Landschaftlich ist sie eher karg und flach. Im Besucherzentrum am Eingang des Nationalparks erhalten wir viele Informationen und lernen schon mal so einiges über die Insel. Die verschiedenen Aussichtspunkte sind über mehr oder weniger gute Schotterpisten zu erreichen, die uns so einiges an Kraft kosten. Auf der kleinen Karte vom Nationalpark sah es alles so leicht aus…..Aber es lohnt sich! An jedem Aussichtspunkt werden wir überrascht. Überrascht von tollen Tieren. Wir sehen Pinguine, Flamingos, Seelöwen, See-Elefanten, Gürteltiere, einiges an Meeresvögeln. Die anderen von unserer Campingplatztruppe haben sogar Glück und bekommen vorbeischwimmende Orca-Wale zu sehen.  

An den Viewpoints beobachten wir viele Tiere
Ein Seelöwenmännchen im „Kindergarten“
Tolle Küste mit Seelöwen und See-Elefanten
Die Gürteltiere sind sehr zutraulich und kommen auf uns zu gelaufen
Pinguine stehen an einem anderen Küstenabschnitt

Die Küste ist nur für die Tiere da
Die Fahrt auf der Insel ist staubig und wir müssen sehr auf die vielen Tiere achten

Von den Autos werden wir jedesmal richtig eingenebelt wenn wir sie überholen

Bis Dezember kann man auf Valdes auch Buckelwale beobachten. Aber auch ohne die Wale gesehen zu haben, kommen wir aus der Bewunderung für die vielfältige Tierwelt nicht heraus. Und wie immer nehmen wir uns die Zeit und beobachten so manches etwas länger.

Jonny ist dabei einer unserer Favoriten. Wir können verstehen, dass er nicht so richtig begeistert ist von der Idee über die Klippe einfach ins Wasser zu springen…. Auch wir waren schon baden und fanden es erstaunlich frisch, trotz der hohen Lufttemperaturen.

Aber auch die hunderte von Flamingos, die an einer anderen Bucht im Meer nach ihrem Futter suchen, begeistern uns. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, stehen sie über mehrere Kilometer am Strand und nutzen die Strömung der auflaufenden Flut. Sobald das Wasser zu hoch wird an ihrem aktuellen Futterplatz, erheben sie sich in die Lüfte und fliegen an eine flachere Stelle. Im Fliegen sieht man noch mehr ihr rosafarbenes Gefieder und die Größenverhältnisse von Körper, Hals, Beinen und Flügeln sind wirklich beeindruckend. Das die überhaupt fliegen können!  

Wunderschöne Flamingos
Besonders im Flug

Und dann irgendwann nach wirklich einer langen geduldigen Wartezeit bei unserem Seelöwenbaby Jonny passiert es! Ich wollte bereits vorher schon weitergehen, da es in den Motorradklamotten eben doch ganz schön heiß ist, aber die anderen hatten für „Bleiben“ plädiert. Und es hat sich gelohnt! Nach dem x-ten Blick in die Tiefe und unglaublich viel Geschrei entschließt er sich plötzlich: Jonny springt ins Wasser und wird dort sofort von seiner Mutter begrüßt. Wie schön!

Die Tage in Valdes gehen zu Ende und wir entscheiden uns nun endgültig für einen Richtungswechsel. Nachdem wir bisher in den letzten 6 Wochen Argentinien von Nord nach Süd durchfahren hatten, dann in Richtung Atlantik nach Osten abgebogen waren, nehmen wir jetzt die Ruta 3 nach Norden. So langsam machen wir uns auf den „Rückweg“ nach Santiago de Chile. Dort werden wir am 08. März am Hafen unsere Motorräder für die Verschiffung abgeben und selbst am nächsten Tag in den Flieger nach Deutschland steigen. Der Richtungswechsel macht uns beiden deutlich, wie nah das Ende unserer Reise jetzt ist und unsere Stimmung ist nicht so klasse. Dazu kommt eine unglaubliche Hitze auf der küstennahen, langweiligen Ruta 3 und dann fahren wir auch noch in der Nähe von Steppenbränden. Kein glücklicher Tag und wir beide sind irgendwie erschöpft und suchen uns ein Hotel.

Regen ist selten um diese Zeit

Die Hoffnung auf Änderung der Bedingungen erfüllt sich! Aber leider nicht zum Guten! Am nächsten Tag haben wir Regen. Ein wirklich ungewöhnliches Ereignis zu dieser Jahreszeit auf dieser Seite von Argentinien. Und damit wir dann auch noch wirklich wissen was schlechtes Wetter hier bedeuten kann, überrascht uns der darauffolgende Fahrtag mit Sturm. Es weht so stark, dass wir nicht in der Lage sind, anzuhalten oder gar gerade stehen zu bleiben. Da hilft nur viel Gas und Schräglage selbst auf der Geraden! Normalerweise fahren wir vollgetankt etwa 350 km bis die Reserveleuchte angeht. An diesem Tag geht sie nach 240 km an. Könnt ihr euch vorstellen, wie wir gegen die Sturmböen gemeinsam angekämpft haben? Auf geteertem Untergrund ist das ganze ja irgendwie machbar – doch es kommt noch schlimmer: Die letzten 100 km vor Bariloche ist eine Baustelle und wir fahren durch Schotter. Der Horror, wenn man aufgrund der Windböen die Spur nicht halten kann. Diese 200 Kilometer gestern gehören auf jeden Fall zu dem schwierigsten, was wir je gefahren sind und wir sind unglaublich stolz, es gut und „umfallfrei“ gemeistert zu haben. Selbst den ungewollten Ausflug von Robert in tiefe Schotteraufschüttungen in der Mitte der Fahrbahn hat er geschafft. Wind ist einfach saublöd bei der Fahrt und erst recht auf Schotter!

Als wir am See in der Nähe von Bariloche eine Tankstelle erspähen, parken wir die Motrräder im Windschatten und setzen uns in das dazugehörige Café und bleiben dort erstmal 2 Stunden. Aus einem Raum mit Fenstern sieht der Sturm und die aufgepeitschte Oberfläche des Wassers richtig schön aus. 😊 Unterwegs gab es einfach gar nichts wo man hätte sich ausruhen können und wir sind beide total kaputt. Jetzt hoffen wir auf einige nicht ganz so aufregende Fahrtage, wenn wir uns ab morgen auf den Weg nach Chile machen werden.

ride2seetheworld

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