Auch nach über 7 Monaten unterwegs, ist für uns noch immer der schönste Übernachtungsplatz: die freie Natur. Hier in Aserbaidschan haben wir mal wieder einen „10.000 Sterne Deluxe“ – Platz gefunden für unsere Villa Verde, für unser Zelt.
Aber lasst mich zuerst noch etwas von den letzten Tagen erzählen: Nachdem wir uns Seki angesehen hatten, machen wir uns auf und fahren weiter in die Berge nach Lahic. In Aserbaidschan bestehen Restaurants fast immer aus vielen kleinen Hütten und/oder Pavillons. Es ist eher unüblich, dass alle Tische in einem Raum oder auf einer Terrasse stehen. Zwischen den einzelnen Tischen ist enorm viel Platz und Natur und die Kellner müssen echt Kilometer machen. An so einem Restaurant stellen wir für 2 Tage unser Zelt in Lahic auf und haben wieder enormes Glück. Am nächsten Tag ist Feiertag und viele Aserbaidschaner nutzen den traumhaft schönen Tag zu einem Ausflug nach Lahic und in „unser“ Restaurant Paradise. So kommen wir sehr schnell ins Gespräch mit Einheimischen und werden (mehrfach) eingeladen. Der Feiertag am 09. Mai ist der „Tag des Sieges“! Wie unglaublich ist das: eigentlich feiern die Aserbaidschaner den Sieg über Deutschland im 2. Weltkrieg und am selben Tag werden wir überall mit großer Begeisterung und Neugier empfangen und eingeladen. Bei jeder Begegnung lautet die erste Frage woher wir kommen und unsere Antwort: „Germany“ wird grundsätzlich mit Daumen hoch und großer Begeisterung aufgenommen. Wie schön! Eine Schulklasse singt sogar ein Lied für uns.
Lahic schauen wir uns ganz in Ruhe an. Ein altes Dorf mit langer Tradition in der Blechschmiedekunst. Früher waren es Händler auf der Seidenstraße, die hier einkauften – heute sind es Touristen. (fast ausschließlich aus Aserbaidschan). Zum Glück hatten wir bereits vorher erfahren, dass es von Lahic aus eine neue Straße nach Demirci gibt, die noch auf keinem Navi vorhanden ist. Das ist mal wieder eine Hammerstraße: Achterbahn vom feinsten! Hoch, runter, links, rechts…. Alles gleichzeitig 😊
Die Wettervorhersage sagt Regen voraus und wir entscheiden uns für ein Hotel in Sumqayit, einer Stadt in der Nähe von Baku. Das erste Hotel auf unserer Reise! Bisher haben wir ausschließlich privat, in Hostels oder Guesthouses gewohnt, wenn wir nicht in unserer eigenen Villa genächtigt haben. Doch in Sumqayit gibt es nicht viel und so entscheiden wir uns für ein neues Hotel direkt am Kaspischen Meer. Das wirklich sehr schöne Zimmer mit Meerblick kostet inkl. Frühstück 40 Euro (Zimmer zur Straße wäre billiger gewesen…) Welch ein Luxus für uns! In Deutschland hätte dieses Zimmer bestimmt über 100 Euro gekostet. Und das Beste an unserem Hotel: wir treffen auf zwei deutsche Motorradfahrer, die innerhalb von 2 Wochen hierher gefahren sind. Gemeinsam gehen wir in ein typisch aserbaidschanisches Restaurant und verbringen einen super netten Abend mit Hans und Dominik.
Entlang der Küste fahren wir nach 2 Sonnentagen in Sumqayit in Richtung Norden. (wer glaubt schon der Vorhersage:-)) Die Gegend ist voller Ölförderpumpen und wir haben immer rechts das Kaspische Meer und links Hügel und Berge. Durch Quba geht es weiter nach Khinaliq. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend. Nicht nur, dass wir innerhalb von kurzer Zeit über kleine, schmale Straßen auf 2350 Meter Höhe sind – die Natur ist einfach ein Traum! Und die Geschichte von dieser Gemeinde ist auch unglaublich. Bis zum Jahr 2006 war das Dorf 9 Monate im Jahr nicht erreichbar, da es keine Straße gab. Das Dorf ist über 5000 Jahre alt und die etwa 2000 Einwohner haben durch ihre Abgeschiedenheit eine eigene Sprache und viele Traditionen bewahrt. Auch ihr Aussehen unterscheidet sich mit den blauen Augen von den meisten Aserbaidschanern. Die Häuser sind übereinander gebaut, das Dach des einen Hauses ist der Hof des anderen. Wirklich spannend hier!
Und dann bauen wir unser Zelt abgeschieden auf im schönsten Hotel der Welt: der NATUR. Hier können wir uns gar nicht sattsehen. Die Felsen, der Fluss, die Adler, die untergehende Sonne, unser Lagerfeuer, der Sternenhimmel– einfach wunderschön!
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