WOW! Noch nie war für uns ein Grenzübertritt so extrem wie an der Grenze zwischen der Mongolei und China. Zwei Welten und gefühlt auch zwei verschiedene Jahrtausende innerhalb von wenigen Stunden….
Vom bevölkerungsärmsten Land der Welt in das bevölkerungsreichste Land der Welt. Und was uns noch krasser auffällt: Von einem industriell sehr wenig entwickeltem Land in ein absolut hochtechnisiertes, sehr weit entwickeltes Land (zumindest in den Städten). Mir kam dabei in den Sinn, dass meines Wissens das Wort „überentwickelt“ nie in Bezug auf ein Land benutzt wird! Das Wort „unterentwickelt“ wird so oft benutzt wenn die Technik, der Verkehr und die Industrie eines Landes nicht unserem Standard entspricht. Und so wird es mit der Benutzung dieses Wortes auch gleich gewertet. UNTER-entwickelt! Aber ich würde dazu auch sagen: natürlicher, ursprünglicher, menschlicher.
Und China? In China erschlägt uns in den ersten Tagen der sehr hohe Entwicklungsstand von Technik, Verkehr und Logistik. Um mal einige Beispiele zu nennen: An der mongolischen Grenze bei der Ausreise herrscht das totale Chaos. Keiner stellt sich in einer Reihe an, sondern alle drängeln sich nach vorn. Der Beamte, der unsere „Zeitüberschreitung vom Aufenthalt“ bearbeiten soll, ist total ratlos und nimmt jeden Mongolen zwischendurch dran während er unsere Papiere bearbeitet – bis er um 10 Uhr Frühstückspause hat und uns einfach 40 Minuten vor seinem Büro warten lässt bis er weiterarbeitet. So dauert unsere Ausreise aus der Mongolei 3 Stunden! In China das krasse Gegenteil: Alle stellen sich an, es herrscht absolute Effizienz und Disziplin und wir werden von einem Grenzer begleitet, der uns den Weg zeigt und nachdem wir bei der Einreise die Pässe vorzeigen, erscheint auf dem Bildschirm vor uns jede Anweisung in deutscher Sprache …… Wir benötigen als Gruppe mit 6 Personen und 6 Motorrädern für die gesamte Einreise EINE Stunde! Am nächsten Tag erhalten wir den chinesischen Führerschein und das Nummernschild in 15 Minuten – wir kommen 5 Minuten vor der Mittagspause bei der Verkehrspolizei an und werden SEHR schnell abgefertigt 😊
Im Hotel gibt es eine Theke an der man sich eine Powerbank ausleihen kann, im Hotelzimmer sind die Steckdosen auch mit USB Ladedosen versehen, das komplette Bezahlsystem geht bargeldlos über das Handy (selbst in der kleinsten Imbissbude), auf den Straßen werden Staumeldungen und Ausweichstrecken auf großen Displays angezeigt, in der U Bahn gibt es eine Anzeige welche Wagen kalt temperiert sind und welche normale Temperaturen haben und vieles mehr…
Für uns hat sich durch die Einreise nach China so manches geändert: Wir reisen jetzt in einer Gruppe, die von einem Guide geführt wird und unser Zeitplan und unsere Strecke sind festgelegt. Das alles klang für uns vorher irgendwie beängstigend und auch nicht sehr erstrebenswert. Aber jetzt fühlt es sich ganz anders an! Wir haben super Glück mit unserer total lustigen Gruppe und unsere Yingchu ist eine Reiseleiterin, die sehr gut Motorrad fährt und einfach alles für uns arrangiert (von der Hotelbuchung, dem Ticketkauf, der Routenplanung, der Essensbestellung und dem Geburtstagsgeschenk für Sam) und auch noch sehr nett ist. Das fühlt sich so unglaublich gut und entspannt an! Wir müssen uns um nichts kümmern und können einfach nur genießen! Jeden Tag schlafen wir in guten Hotels und essen hammerleckeres Essen (gestern abend gab es Pekingente). Unser Reiseleben hat sich total verändert: Vom ungewaschenen, selbstversorgenden Nomaden mit Zelt in der Wüste Gobi zum Luxustouristen in Peking und auf der chinesischen Mauer 😊!
Heute haben wir die Verbotene Stadt, das Mao Mausoleum, den Platz des himmlischen Friedens und so manchen schönen Park inkl. Bootsfahrt gesehen. Ein ereignisreicher Tag in Peking geht langsam zu Ende und morgen werden wir weiterfahren…. Vielleicht wieder verbotenerweise auf die Highways, was Yingchu einfach riskiert. Wer wird schon 7 Biker aufhalten, die quer durch China düsen?
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