Von Jericó nach Jardín
Von Jericó nach Jardín

Von Jericó nach Jardín

Morgens aus dem Fenster unserer Villa Verde zu schauen und ein Tal in etwa 1500 Metern Tiefe unter uns zu sehen, ist einfach unglaublich! Und noch viel unglaublicher ist die Tatsache, dass wir dort gestern mit dem Paragleitschirm hinab geschwebt sind.

Der Blick am Morgen aus unserer Villa Verde
Ein besserer Ausblick geht nicht mehr…

Die Geschichte von vorne: Nach drei Nächten auf dem Camping al Bosque in Santa Elena verlassen wir die direkte Region um Medellín. Wir sind dort geblieben, weil die Leute so nett waren – mal wieder ein Treffpunkt für Reisende. Christof aus Deutschland, Bert und Jolanda aus Holland und noch ein paar andere haben uns mal wieder dieses unbeschreibliche Gefühl einer Gemeinschaft gegeben. Zusammen wurde an den Fahrzeugen geschraubt, gekocht und gequatscht. Eine schöne Zeit.

Robert in Froschhaltung im Hanomag

Doch uns zieht es in Richtung Süden und die Temperaturen und der Regen überzeugen uns auch nicht länger zu bleiben….

Wir fahren nach Jericó. Dort gibt es laut unserer App IOverlander einen Stellplatz direkt neben einem Absprungplatz für Paragleiter. Das wollen wir uns ansehen. Kaum parken wir unsere Motorräder und bestaunen diesen fantastischen Ausblick ins Tal, kommt auch schon Hugo auf uns zu und schwärmt davon wie ideal gerade das Wetter sei. Bevor wir richtig durchgeatmet haben, sagen wir beide: JA – ich will!  Ein Tandemflug von über 11 km ins Tal hinab kostet nicht mal 50 Euro pro Person und dauert fast eine halbe Stunde. So wunderschön und preiswert bekommen wir das bestimmt nicht wieder. Also raus aus der Motorradkleidung und rein in das Paragleitgeschirr (oder wie man das auch immer nennt). Kurze Einweisung – und dann laufen wir schon mit Vollgas den Hang hinab bis wir abheben. Was für ein wunderschönes Gefühl! Wir hören nur noch den Wind, sehen die Vögel über und unter uns kreisen und fliegen die Bergkette entlang – immer die Sonne im Rücken. Robert macht tolle Aufnahmen mit der ausgeliehenen GoPro und ich genieße einfach nur die Aussicht und das Gefühl von Freiheit. Meinetwegen könnte das noch stundenlang so weitergehen…. Aber irgendwann landen wir auf einem Sportplatz direkt neben dem riesigen Fluss. Erst nachher gesteht mir mein Pilot Juan Carlos, dass die Landung aufgrund der Windverhältnisse sehr schwierig war und er ziemlich viel Adrenalin in sich hatte (so drückt er das wohl aus, wenn er eigentlich Schiss in der Büx hat). Naja, was soll ich sagen – ich hab es nicht geahnt, habe wie immer einfach vertraut und nicht eine Sekunde mich unwohl gefühlt. Das war für uns beide der erste, aber bestimmt nicht der letzte Paragleitflug in unserem Leben. Nachdem wir mit dem Taxi 35 km wieder zurückgefahren sind (in der Luft war es irgendwie kürzer), geben wir erstmal eine Runde Bier aus und bauen dann direkt neben unserem Absprungplatz das Zelt auf. Hammererlebnis!

Unsere Villa steht direkt nebem dem Absprungplatz
Wir beobachten die anderen bei ihren Flügen
Das Tal vor Jericó
Einer von vielen wunderschönen Filmen

Am nächsten Tag erkunden wir das nahe Dorf Jericó und erfahren von einem netten Einheimischen etwas über die „Semana de las cometas“ – wie passend! Im Dorf wir gerade die Woche der Drachen gefeiert, die hier „Cometa“ genannt werden.

Drachen fliegen über Jericó
Beim Yoga war ich in Begleitung – bis zur Schlußentspannung

Der Abschied von dem wunderschönen Platz für unsere Villa Verde, von den Hunden und von den netten Piloten fällt schwer – aber wir haben ein Ziel. Heute wollen wir auf dem unbefestigten Weg durch die Berge nach Jardín fahren. Auch auf Nachfragen kann uns niemand so richtig sagen, wie schwierig die Fahrt wohl wird. Also lassen wir uns einfach überraschen. Es beginnt traumhaft: festgefahrene einsame kleine Straße durch Kaffee- und Bananenfelder mit vielen spektakulären Ausblicken ins Tal. Wir sind so erleichtert – die Fahrt ist absolut machbar für uns.

Wunderschöne Fahrt durch die Berge
Der Weg ist meistens sehr gut zu fahren

Bis wir plötzlich vor einem riesigen Erdrutsch stehen. Die Spuren zeigen uns an, hier haben alle PKW´s gedreht! Wir haben aber irgendwie keine Lust 28 km bis Jericó zurück zu fahren und erkunden erstmal den riesigen Hügel mit Erde, Fels und Schlamm zu Fuß. Danach entscheiden uns für die Variante „Robert sitzt auf dem Bike, spielt mit der Kupplung und ich schiebe und sichere von hinten.“ Soll ich erwähnen, daß unsere Motorradklamotte frisch gewaschen war? Der Boden ist super schlammig und immer wieder sind fette Felsbrocken im Matsch versteckt. Natürlich gibt es auch eine ordentliche Steigung. Keine sehr einfache Mischung – aber wir haben es mit viel Schweiß geschafft. Nur Daky ist einmal „umgefallen“ bei der Aktion!

Erstmal zu Fuß den Erdrutsch erkunden
Auf dem „Gipfel“ vom Hindernis
Danach im tiefen Schlamm steil bergab

Erleichtert fahren wir weiter, durchqueren eine Baustelle im nächsten Dorf und freuen uns schon auf die Teerstraße, die direkt hinter dem Fluss in etwa 15 km beginnen wird. Direkt hinter dem Fluss??? Da wird es ja wohl eine Brücke geben? Klar gibt es eine Brücke, ist ja auf der Karte eingezeichnet! Was soll ich euch sagen? Wir kommen an und stehen vor einer Baustellenbegrenzung und davor parkt ein Bus. Es gibt eine Brücke, die ist aber absolut nicht befahrbar für jede Art von Fahrzeugen, nur die Fußgänger balancieren drüber. Naja, also noch mal 10 Kilometer mehr auf dem unbefestigten Weg – und schon sind wir auf einer Teerstraße, die uns müde aber glücklich nach Jardín bringt!!! Insgesamt haben wir an diesem Tag 62 Kilometer geschafft, aber die hatten es wirklich in sich.

Kleine Baustelle im Bergdorf nehmen wir doch lächelnd mit
Hinter dem Bauzaun ist die Brücke…

Jardín! Was für ein wunderschönes kleines Örtchen! Hier gibt es genau zwei Attraktionen, die wir beide besuchen. 1. Eine Seilbahn, die auch etwas Mut erfordert und 2. Einen privaten Garten, in dem sich seit vielen Jahren die roten Felshähne am Abend treffen. Sehr zur Freude der Eigentümerin, die durch Eintrittsgelder gut verdient und auch zur Freude aller Vogelbeobachter, die hier jeden Abend tolle Fotos von den ungewöhnlichen Kreaturen schießen können. Wir auch 😊!

Die besondere Seilbahn von Jardín
Barbara beim Vogelbeobachten
Die Felsenhähne sind wirklich ungewöhnliche Vögel
Den Grünhäher erwische ich auch noch mit der Kamera

Und die restliche Zeit machen wir in Jardín genau das, was alle Einheimischen machen. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen vor der Kirche und trinken Kaffee oder Bier oder beides und schauen den anderen genau dabei zu. Dabei üben wir auch die hier übliche Stuhlstellung an der Hauswand….

Unser tolles Hotel in Jardín
Mein Freund bei Frühstück
Der Blick aus unserem Fenster
Die riesige Kirche im Dorf
Jardín begeistert durch seine Gelassenheit und die fröhlichen Farben

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