Kurz vor 16 Uhr kommen wir in Nakasong an. Den ganzen Tag war es sehr warm und schwül. Jetzt ziehen bedrohliche schwarze Gewitterwolken auf und es wird immer windiger. Doch für uns ist es zum Glück nicht mehr weit und wir haben uns auch schon eine Hütte für heute Nacht gebucht. Hoffentlich schaffen wir das vor dem zu erwartenden Wolkenbruch noch! Unser Tagesziel liegt auf der Insel Don Det – eine der 4000 Inseln im Mekong ganz im Süden von Laos. Nakasong ist das Dorf in denen die Fähren anlegen, die wir nur noch nehmen müssen und dann sind wir auch schon fast da. Tatsächlich sind wir etwas verwirrt, als wir ausschließlich die hier üblichen kleinen Longboats am Strand liegen sehen, die für etwa 3 – 4 Passagiere Platz bieten – aber nicht für Daffy & Daky. Eine fröhliche Laotin kommt uns entgegen und wedelt mit den Tickets und zeigt in eine Richtung mit den Worten “Bikeferry, Bikeferry, – only 100.000 KIP“. Wir schauen uns suchend um…. Tatsächlich entdecken wir in der Ferne zwei Longboats, die mit einer Holzplattform verbunden sind und deuten ihre Gesten als ein klares Zeichen: DAS ist dann wohl eine laotische Fähre für Motorräder!!! Hammer! Die ist so klein, wackelig und baufällig und erinnert nicht im geringsten an eine Fähre wie wir sie kennen. Der Weg zu diesem Konstrukt führt entlang des Strandes durch Sand, Müll und Wasserrinnsale und wir denken dabei über das Verhältnis von Gewicht und Sinkgeschwindigkeit nach. Immerhin wiegen Daffy & Daky mit uns zusammen über 700 Kilo (liegt natürlich nur am schweren Gepäck 😊) Diese „Fähre“ hat bestimmt in ihrem langen Leben ausschließlich die einheimischen Scouter transportiert, die zusammen mit einem kleinen Laoten sicher nicht mehr als 150 Kilo wiegen…. Und jetzt kommen wir!!
Angesichts der wirklich bedrohlich wirkenden Gewitterwolken und auch mangels Alternative, entscheiden wir uns kurzentschlossen auch dieses Abenteuer zu wagen. Der sehr wackelige, aus verschiedenen Brettern zusammengelegter Steg erleichtert die Zufahrt nicht gerade und ich überlege mir, ob es ein Zufall ist, dass die Besitzerin des Bootes die ganze Zeit wegschaut während sie das Boot festhält, welches natürlich nicht vertäut ist. Robert schiebt/fährt Daffy & Daky nacheinander auf das klapperige Gestell und danach zwängen wir beide uns auch noch auf die Plattform. Puh geschafft! Nach etwa 15 Minuten Wartezeit kommt dann auch noch der Kapitän und ein weiterer Passagier, die uns mit der typisch entspannten laotischen Gelassenheit nonverbal vermitteln, dass solche Schwertransporte für sie ganz normal seien. Als sie dann jedoch auf der Mitte des Mekongs direkt auf ein anderes, genauso kleines und altes Boot zusteuern ist mir klar, dass wir hier und jetzt von Daky & Daffy und unserem Gepäck Abschied nehmen müssen und alles zusammen auf dem Grund des Mekong begraben wird. Doch ich liege falsch mit meiner Annahme! Die Boote werden mit gekonntem Manöver der beiden Kapitäne nebeneinander gelegt und man gibt uns zu verstehen, dass wir jetzt umsteigen dürfen und Daffy & Daky auf das andere Boot umladen müssen – mitten auf dem Mekong bei sehr starker Strömung!!!! Einer der Bootsmänner hält immerhin die beiden Boote zusammen, indem er mit einem Fuß auf dem anderen Boot steht. Was soll ich euch sagen: Auch dieses Umlademanöver meistern wir (besser gesagt: Robert meistert es)! Das Enladen der „Bikeferry No.2“ ist dann fast ein Kinderspiel mit einer klapperigen Rampe, die etwa 15 Meter steil hoch führt. Also diese Überfahrt auf die Insel Don Det wird uns bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben: jeder bekommt soviel Abenteuer wie er verdient hat 🙂
Doch auch die Mekonginseln sind etwas ganz besonderes! Hier ist es wunderschön und die vielen kleinen Inseln sind umgeben von unzähligen Wasserfällen, von denen wir uns einige ansehen. Auf den Inseln, auf denen es keine Autos und nur wenige Roller gibt, sind wir die echten Exoten. Daffy & Daky passen manchmal gerade so durch die engen Pfade, die hier die Hauptverkehrswege sind für alle, die nicht mit dem Boot unterwegs sind. Unser Guesthouse liegt in der Nähe einer Brücke, die von den Franzosen für eine Bahnstrecke gebaut wurde. Sie verbindet die beiden größten Inseln Don Det und Don Khon miteinander. Die 7 Km lange Eisenbahnstrecke war in der Zeit von 1893 bis 1941 in Benutzung, um die Mekongwasserfälle zu umfahren und es so den Franzosen ermöglichte, schweres Kriegsgerät zu befördern. Heute sieht man vor allem Schulkinder und manchmal Touristen, die über diese Brücke radeln oder laufen. Wir können so auch ohne eine weitere „Bikeferry“ auf beiden Inseln herumfahren und alles erkunden.
Gestern waren wir den ganzen Tag mit einer Gruppe mit den Kajaks unterwegs und haben dabei auch die größten Mekongwasserfälle besichtigt. Allerdings nicht von den Kajaks aus 😊! Außerdem konnten wir die Rückenflossen der hier lebenden Flussdelfine (Irawadi Delfine) mehrfach sehen. Leider auch eine stark bedrohte Tierart – und so hat es uns umso mehr erfreut, dass die Meeressäuger inzwischen in einer Schutzzone leben und wir daher die Delfine nur von weitem bestaunen konnten. Doch auch das hat uns schon sehr begeistert! Die Tiere sind viel kleiner und haben eine „Stupsnase“ im Vergleich zu ihren bekannteren Brüdern und Schwestern aus dem Meer.
Bevor wir in diesem Inselparadies gelandet sind, waren wir noch in und um Pakse unterwegs und haben dort Vat Phou besichtigt. Das ist eine alte, zerfallene Tempelanlage aus der Zeit der Khmer, die in einer besonders schönen Landschaft auch heute noch eine große spirituelle Bedeutung hat. Sie war früher mit der Tempelanlage Ankor Wat in Kambodscha verbunden, die wir uns auch noch ansehen möchten. (Netti – vielleicht doch zusammen??) Hier in Vat Phou konnten wir eine Gruppe von kambodschanischen Nonnen und Mönchen mit ihren Familien kennenlernen, die diesem besonderen Ort eine noch magischere Stimmung verliehen haben. Ein junger Mönch lud uns zu einer Süßigkeit ein und unterhielt sich in sehr gutem Englisch mit uns. Ein besonderer Moment!
Den Nam Theun Stausee zu durchfahren fühlte sich irgendwie gruselig an. Das größte Wasserkraftprojekt von Laos wurde 2010 in Betrieb genommen und dafür wurden 450 km² Natur überschwemmt. Die Gegend ist hügelig und so durchfährt man auf einem langen Damm eine Landschaft, die eher an Moore erinnert und überall ragen die toten Bäume raus.
Es gibt so unglaublich viel Interessantes und Erlebenswertes in Laos – wir sind jetzt bereits über 6 Wochen hier und es gibt noch so viel zu sehen….
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