Colombia nos vemos
Colombia nos vemos

Colombia nos vemos

12 Wochen waren wir in Kolumbien – unserem ersten Land in Südamerika. Was für eine tolle, spannende und abwechslungsreiche Zeit. Manche Reisende vergleichen Kolumbien gern mit Mexiko. Irgendwie fallen uns ja solche Vergleiche schwer, aber wir finden, Kolumbien hat es mehr als verdient, dass auch wir mal einen solchen Vergleich aus unserer persönlichen Sicht erstellen.

Wir waren sehr lange in Mexiko (7 Monate) und haben uns dort sehr wohl gefühlt. Jedoch fällt unser Vergleich ganz eindeutig aus: Kolumbien hat uns noch besser gefallen!

Warum?

Die Landschaften sind unheimlich vielfältig und die Anden haben uns von Anfang an begeistert. Drei gigantische Bergketten durchziehen das Land und bestimmen den Charakter.

Das Essen ist leckerer und abwechslungsreicher und günstiger. Kolumbianer kennen verschiedene Gewürze (nicht wie die Mexikaner scharf oder nicht scharf) und auch Kräuter im Essen!

Die Preise für Essen und schlafen sind insgesamt niedriger als in Mexiko. Zum Beispiel kostet ein Essen mit Suppe, Hauptgang und Getränk in den lokalen Restaurants zwischen 15.000 – 20.000 Pesos (3,40 – 4,55 Euro). Für das Zelten haben wir meistens 15.000 Pesos pro Person und Nacht bezahlt. Zimmer in Hotels oder Pensionen hatten wir zwischen 30.000 Pesos und 120.000 Pesos für ein Doppelzimmer (6,80 -27,30 Euro). Und insgesamt ist in diesem „Billigsegment“ der Standard immer höher als in Mexiko. Die Unterkünfte sind gemütlicher, sauberer und liebevoller eingerichtet.

Es liegt viel weniger Müll rum als in Mexiko.

Der Verkehr auf den großen Straßen ist manchmal echt heftig! Viele Lastwagen, viele Busse und unendlich viele kleine Mopeds bevölkern die Straßen und fahren wie die Outlaws. Regeln sind auf jeden Fall nur Handlungsempfehlungen! Freies Fahren ist angesagt 🙂 Wir würden mal ganz vorsichtig behaupten, Kolumbien hat bei den Ländern mit dem chaotischen Verkehr einen oberen Platz verdient. Und dann gibt es wieder tolle kleine Nebenstraßen auf denen man fast allein unterwegs ist. Die sind dann eben auch gern mal unbefestigt – aber eben schön 😊 Die Straßen haben bedeutend weniger Toppes (Sleeping policeman) – das mag erstmal komisch klingen, macht das Fahren aber wirklich bedeutend entspannter und flüssiger.

Die Mautstationen haben eine extra Spur für Motorräder – wir zahlen nichts. Dabei geht es uns weniger um die Beträge, die sehr oft im Centbereich sind, als vielmehr um den „Aufwand“ des Anhaltens, Handschuhe ausziehen, Geld raussuchen, Wechselgeld verstauen, Handschuhe anziehen, losfahren. Die Kolumbianer mögen praktische Lösungen!

Tanken war manchmal eine Herausforderung. Wir tanken für Daffy und Daky gern das „Extra“ (95 Oktan) und das war in manchen Regionen echt schwer. Wirklich regelmäßig haben wir auf Streetview uns die Bilder von den Tankstellen der Gegend aufgerufen, in der Hoffnung eine Preistafel mit 3 Preisen zu finden. Das ist nicht immer ganz einfach, weil manche Bilder 8 Jahre alt sind…. Das war bedeutend einfacher in Mexiko! Mexiko ist da einfach weiter entwickelt in der Infrastruktur.

Was aber auch bedeutet: Insgesamt ist Kolumbien noch ursprünglicher und nicht so touristisch „versaut“ wie viele Orte in Mexiko.

An der Mautstation sind Motorräder kostenfrei

Der wichtigste Grund, warum wir uns in Kolumbien verliebt haben, sind jedoch die Menschen. Dazu möchte ich euch ein wenig mitnehmen in die jüngere Geschichte des Landes – denn die erklärt so einiges. Seit 1946 befand sich das Land in einem Bürgerkrieg zwischen Liberalen und Konservativen. In der Zeit zwischen 1948 und 1953 trat die Violencia in ihre härteste Phase ein. Zwischen 1950 und 1953 kamen allein etwa 80.000 Menschen in dem Konflikt ums Leben. Bis 1963 gab es insgesamt 200.000 zivile Opfer. Es entstanden in den 60er bis 80er Jahren verschiedene Guerillagruppen, darunter die linksgerichteten FARC. Die Korruption und Misswirtschaft nahmen in den nächsten Jahrzehnten zu und paramilitärische Verbände wurden sehr mächtig. Die Drogenmafia entwickelte starke Strukturen im Land und kämpfte in Drogenkriegen. Im Jahr 2007 erreichte die Koka Anbaufläche 100.000 Hektar.

Im Jahr 2016 vereinbarten alle Seiten der bewaffneten Konflikte einen Waffenstillstand und anschließend einen Friedensvertrag.

Seit dieser Zeit ändert sich in Kolumbien sehr viel. Inzwischen reisen die Einheimischen selbst wieder durch das Land, der Wunsch nach Frieden und Gewaltlosigkeit ist überall zu spüren und das gesamte Land befindet sich in einem Umbruch. Wir selbst hören viele Geschichten und können spüren, wie sehr sich die Menschen jetzt über den Frieden freuen. Zu keiner Zeit haben wir uns unsicher gefühlt oder hatten irgendein schlechtes Erlebnis. Es wundert uns schon etwas, dass selbst in Mexiko die Mordrate um einiges höher ist als in Kolumbien – nur eben das Image des Landes ist noch nicht gut. In den Köpfen vieler Menschen ist Kolumbien immer noch seeehr gefährlich und das ist nicht wahr.

Wir erleben es einfach nur gastfreundlich, offen, unbeschwert und wunderschön!  

Unsere letzten Tage in Kolumbien verfliegen viel zu schnell. Wir meistern noch mal eben den Trampolin de la Muerte, eine Straße mit legendärem Ruf. Viele Menschen sind hier verunglückt: steile Abhänge auf der einen Seite, 70 km unbefestigter Untergrund, zum großen Teil sehr schmale Pfade, starke Höhendifferenzen und einige Wasserquerungen klingen nicht gerade verlockend. Aber wir haben wie immer Glück! Sonntag Vormittag gibt es wenig Verkehr, es ist den ganzen Tag trocken und insgesamt können wir nicht anders als die Fahrt genießen. Wir sind schon schwierigere Straßen gefahren, die aber eben nicht einen so spektakulären Namen tragen!

Schilder warnen vor hohem Unfallrisiko
Für die LKWs ist es nicht ganz so leicht

Eine letzte Markierung auf Barbaras Kolumbienkarte führt uns etwa 20 Minuten vor der Grenze zu Ecuador noch zu der berühmten Wallfahrtskirche Las Lajas bei Ipiales. Es lohnt sich! Im Licht des späten Nachmittags sieht die Kirche wirklich mystisch aus. Die Sonne berührt nur noch die Spitzen der Berge und die Kirche selbst liegt im Schatten in ihrer engen Schlucht. Wirklich ein besonderer Ort. Von der englischen Zeitung Telegraph wurde sie einst sogar zur schönsten Kirche der Welt gewählt. Von unserer Unterkunft aus können wir dann später die bunte Lichtshow sehen, die in den Abendstunden das Gebäude in verschiedenen, wechselnden Farben anstrahlt. Nicht ganz unser Geschmack, aber eben auch typisch Südamerika! Auch ganz typisch Südamerika sehen wir hier auch das erste Mal Meerschweinchen gegrillt. Und weil es Meerschweinchen auf der Speisekarte in Kolumbien sonst nicht gibt, werden sie als Attraktion auch vermarktet. In Plastik, Plüsch, verkleidet und hässlich kann man sie an jeder Ecke als Souvenir kaufen. Da stehen die Schweinchen neben den Heiligenbildern, Rosenkränzen und sonstigen für einen Wallfahrtsort typischen Devotionalien. Ramschbuden gehören halt zu jeder Sehenswürdigkeit dazu.

Die Kirche Las Lajas liegt wunderschön ein einer Schlucht

Die Dämmerung kommt
In der Dunkelheit leuchtet sie in wechselnden Farben
Meerschweinchen vom Grill oder als Souvenir

Am Abend gibt es eine „Prefiesta“ weil in 10 Tagen das Fest zu Ehren der Schutzpatronin stattfindet

Am 06. September verlassen wir mit einem weinenden Auge das Land. An der Grenze helfen uns noch ein paar kolumbianische Motorradfahrer bei der Einreise nach Ecuador weiter. Um ein TIP (Importpapier) für die Motorräder zu erhalten, müssen wir eine Emailadresse angeben. Doch irgendwie möchte das System unsere deutschen Emailadressen nicht akzeptieren (wir versuchen drei verschiedene!) also frage ich kurzentschlossen einen Motorradfahrer, der in der Nähe steht, ob wir seine Emailadresse benutzen dürfen. Natürlich dürfen wir – und so steht jetzt auf den Importunterlagen für Daffy und Daky die Emailadresse von Arnulfo! Danke noch Mal für deine Hilfe, falls du unseren Blog mit einem Übersetzungsprogramm lesen solltest! Und falls wir unseren Aufenthalt in Ecuador überziehen sollten, wirst du sicherlich vom Zoll benachrichtigt !!!!! Deine unkomplizierte, spontane Hilfsbereitschaft steht stellvertretend für viele Menschen in diesem tollen Land.

Unkomplizierte Hilfe an der Grenze! Toll!

Irgendwie haben wir das Gefühl: Colombia nos vemos! Kolumbien, wir sehen uns wieder…

ride2seetheworld

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