Die letzten Tage unserer Reise
Die letzten Tage unserer Reise

Die letzten Tage unserer Reise

Wenn man die Anzahl der Vulkane in Chile googelt, findet man sehr unterschiedliche Zahlen. Die Angaben schwanken zwischen 43 und 100 Vulkanen – und viele davon sind noch aktiv. Ich habe keine Ahnung wie viele es nun wirklich sind, aber was ich mit Bestimmtheit sagen kann: es ist wirklich jedes Mal faszinierend, wenn plötzlich so ein kegelförmiger, weiß gepuderter Berg irgendwo in der Landschaft auftaucht. Und wenn dann noch so eine kleine Rauchwolke oben rausdampft, vergrößert es irgendwie die Faszination. In den letzten Tagen haben wir wieder einige Vulkane sehen dürfen und auch noch gleich einige Eigenarten der Natur in ihrem Umfeld.

Wunderschöne Vulkane

Am Fuße des Volcán Osorno erstreckt sich der See Llanquihue. An diesem riesigen See finden wir einen Campingplatz mit eigenem Strand. Und was ist das Besondere an diesem Strand? Der „Sand“ besteht aus kleinen, leichten, schwarzen, vulkanischen Brocken. Es ist also eher Vulkangestein als Sand – aber erstaunlich angenehm an den Füßen und wie Robert gleich feststellt: er verteilt sich auch nicht im gesamten Zelt 🙂

Auf dem Campingplatz lernen wir Carsten kennen, mit dem wir gleich mal einen Asadoabend planen, nachdem wir ihm am ersten Abend seine Weinflaschen leer getrunken hatten. (Holger, du hast so Recht…..) Aber leider müssen wir feststellen, dass auch die Fleischqualität nicht mit der aus Argentinien mithalten kann. Einen netten Abend hatten wir trotzdem und einen wunderschönen Sonnenuntergang am See!

Bild dient nur zur Präsentation des Vulkangesteins
Wir grillen gemeinsam
…und genießen den Sonnenuntergang am See

An einem anderen Tag fahren wir in dem Vulkangebiet in ein sehr schmales, dunkles Tal. Dort führt nur ein unbefestigter Weg durch den dichten Wald und auch die Bebauung ist spärlich. Unser Ziel sind die Termas el Rincon. Das sind natürliche heiße Quellen, die direkt neben einem Wasserfall (mit sehr kaltem Wasser) in flachen Becken zum Baden und Entspannen einladen. Als wir am Nachmittag dort ankommen, stellen wir fest – wir hätten eine Reservierung benötigt. Doch die nette Dame an der Kasse, die auch mal wieder einige Worte Deutsch spricht, erlaubt uns am nächsten Morgen früh auch ohne Reservierung rein zu dürfen. Theoretisch hätten wir natürlich noch eine Buchung vornehmen können – dafür hätten wir aber ziemlich weit wieder aus dem Tal rausfahren müssen, um ein Internetsignal zu bekommen. Unser schlichter, bäuerlicher Campingplatz ist jedoch sehr nah und so fahren wir einfach am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder zur Therme und sind die ersten Besucher! Wie versprochen dürfen wir nach dem Bezahlen von 28 Euro pro Person auch ohne Reservierung rein. Die Außentemperaturen sind noch einstellig – aber das Wasser ist herrlich warm. In dem Becken ist der gesamte Boden aus Vulkangestein und tatsächlich können wir sogar den Bereich erfühlen, in dem das warme Wasser zwischen den Gesteinsbrocken hervorsprudelt. Toll, was die Natur so kann! Und als wir dann nach über 2 Stunden wieder aus unserem Thermalbecken steigen, haben sich auch die Temperaturen wieder in den 20gern eingependelt und der Robert kann die Wollmütze wieder abnehmen. Ein wunderschöner Vormittag – die Entspannung war nötig!

Auf dem Campingplatz haben wir einen treuen Fan – wir haben sie Pauline getauft

Wie so oft filtern wir uns unser Trinkwasser aus dem Fluß

Am Morgen noch sehr kühl im Schatten an den Thermen

Wir fahren immer weiter in Richtung Santiago de Chile und lassen uns dabei von zwei Navigationshilfen leiten:

1. Wann immer möglich, vermeiden wir die Panamericana. Das ist in Chile nicht so leicht, da dieses schmale Land eben nur eine wirkliche Nord-Südverbindung besitzt. Aber wir fahren auch gerne Umwege, um diese langweilige Autobahn zu vermeiden.

2. Auf Google Maps haben wir eine Funktion entdeckt, die uns aktuelle Flächenbrände anzeigt. Eine Funktion, die wir in der Mitte von Chile leider häufiger nutzen müssen. Es ist Spätsommer, es gibt eine Hitzewelle hier und alles ist extrem trocken – so gab es Anfang Februar über 230 aktive Flächenbrände, die sich nur langsam reduzieren. Der Notstand wurde für einige Regionen ausgerufen.

Die betroffene Gegend ist vor allem geprägt durch viel Holzindustrie und die riesigen Flächen mit angepflanzten Bäumen brennen schnell und unaufhaltsam.

Wir fahren auch durch riesige Anbauflächen von Haselnüssen, Kirschen, Erdbeeren und Tomaten. Letzteres ist vor allem an den kilometerlangen „Spuren“ der Tomatenlaster zu erkennen. Es ist gerade Erntezeit und die LKWs werden übervoll beladen. Da hüpft bei jeder Kurve, jedem Schlagloch und jedem Geschwindigkeitsreduktor eben mal die ein oder andere Tomate von der Ladefläche. Wir sind uns sicher, das in diesen Dörfern niemand Tomaten kaufen wird – die kann man auch am Straßenrand einsammeln.

Die Brände lassen wir uns über google maps anzeigen, um sie zu umfahren
Die Region ist absolut trocken und sehr heiß

Holzlaster und Haselnüsse

Tomatenlaster und Tomaten auf der Straße

In der Nähe von Santa Cruz verbringen wir Geburtstag und Hochzeitstag – eine der Weinregionen von Chile. Leckeres Essen, guter Wein und edle Umgebung….Unser Hochzeitsgeschenk an uns ist eine kleine Tasche aus Leinen mit einem Kondorkopf. Wir wissen schon wo wir die benutzen werden 🙂

Eine kleine Geschichte möchte ich euch noch erzählen, die für uns stellvertretend für die Andersartigkeit von Chile steht. Das hat es so in keinem anderen Land in Südamerika gegeben:

Oft wenn wir an einem Fahrtag eine Mittagspause machen wollen, suchen wir uns in einem kleinen Dorf/Stadt einen Park. Dort finden wir Schatten, Parkbänke und meistens auch Einheimische. So machen wir das auch wieder häufiger in Chile, da hier die Restaurants so teuer sind. Wir kaufen dann Brötchen, Käse oder Obst und verzehren unseren Mittagssnack auf der Parkbank.

  1. In Chile werden wir dabei wirklich nie angesprochen
  2. Seit vielen Jahren sehen wir erstmalig wieder ein Schild „Fußballspielen auf dem Rasen verboten“

Das lässt uns ein wenig darüber nachdenken, wie viele fröhliche tobende Kinder wir in solchen Parks in anderen Ländern gesehen haben und welchen wichtigeren Zweck eigentlich eine Grünfläche haben kann als spielende Menschen? Warum verbietet man Ballspielen auf dem Rasen?!? Für uns nicht nachvollziehbar, auch wenn wir das natürlich auch aus Deutschland kennen. Da ist der schöne Rasen wichtiger als spielende Kinder….

Im Moment befinden wir uns in Santiago de Chile und bereiten uns darauf vor, am Mittwoch unsere Motorräder am Hafen abzugeben.

In den letzten Tagen haben wir von vielen Freunden noch Nachrichten erhalten, die uns sagten: „Genießt die letzten Tage eurer Reise“ und das hat uns auch sehr gefreut. Aber leider muss ich euch sagen, dass uns das nicht sehr gut gelungen ist. Das Ende der Reise macht uns beide recht melancholisch und es fällt uns wirklich schwer, fröhlich und neugierig auf die Welt die Tage zu genießen.

Aber zum Glück wissen wir auch: unsere Stimmung wird sich wieder ändern und wir werden nicht aufhören, die Welt zu erkunden!

ride2seetheworld

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