Morgen früh verlassen wir mal wieder Deutschland für eine etwas längere Zeit. Wir sind in den letzten beiden Tagen auf einem Campingplatz nahe der polnischen Grenze am Kiessee in Krugsdorf.
Der Platz gefällt uns richtig gut. Nur etwa 40 Dauercamper (die auch gerade nicht da sind) und viel Ruhe und Natur am kleinen Kiessee. Tatsächlich haben wir heute beim Rundgang um den See untrügliche Zeichen von Wölfen gesehen. Wie schön, dass hier im wilden Osten diese Tiere wieder heimisch werden.
Was ist uns in den letzten Tagen besonders an Deutschland aufgefallen? Manches sieht man anders wenn man länger im Ausland war. Auf jeden Fall mal eins: Deutschland ist wunderschön! Aber was macht Deutschland so wunderschön? Die vielen historischen Gebäude, wie hier im Norden die Backsteinkirchen und Fachwerkhäuser mit Reed gedeckten Dächern. Viel Geld fließt in das Erhalten und Rekonstruieren von historischen Bauwerken und Häusern. Wir waren ein Tag in Wismar unterwegs und die Unesco Weltkulturerbestadt wurde wirklich hervorragend wieder herausgeputzt. Doch auch viele kleinere Städtchen und Dörfer sind einfach schön und überall erkennt man die Geschichte des Landes.
Was gefällt uns noch? Die abwechslungsreichen Landschaften mit vielen kleinen Seen, dem Meer, Waldgebieten, großen Feldern und vielen blühenden Blumen.
Die Infrastruktur, die das Einkaufen von Lebensmitteln sehr leicht macht – jedes Städtchen hat mindestens ein Aldi, Netto, Lidl, Edeka und ein REWE. Und überall finden wir leckere Fischbrötchen von Fischern an den Seen. Der Überfluss in unserem Land macht das Leben eines Reisenden bequemer.
Auf jeden Fall ist Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern auf der Welt sehr sauber. Ein Strand mit nur wenig Müll ist leider schon etwas Bemerkenswertes, wenn man so lange in Südostasien unterwegs war. Auch wenn die Verschmutzung von Wäldern, Parkplätzen und Stränden aus unserer Sicht immer weiter zunimmt, ist es in Deutschland noch immer sauberer als in manch anderen Ländern.
Doch es gibt auch anderen Seiten an unserem Heimatland, die wir jetzt noch stärker bemerken:
- Schlechte Netzabdeckung vom Mobilfunk, wie wir es nur in Usbekistan erlebt haben. In vielen Ländern der Welt gibt es auch in entlegenen Orten besseres Wifi als in Deutschland. Scherzeshalber sagt Robert jetzt immer: „Marokkanische Verhältnisse“, wenn wir ausnahmsweise mal guten Empfang haben. Deutschland ist wirklich weit hinterher in der Netzabdeckung.
- Ampeln die in engeren Abständen zueinander stehen, als Kühe auf einer Weide. Und jede einzelne Ampelphase ist ausreichend, um ein gutes deutsches Bier zu zapfen. Somit sind kleine Staus vorprogrammiert. Wir haben im Ausland gelernt, an allen wartenden Autos vorbei zu fahren und fragen uns dann jedesmal warum in Deutschland nicht viel mehr Kreisel gebaut werden?
- Und was uns wirklich nervt in unserem Land: Die riesige Menge an Sorgenmeistern, die z.B. auch beim Spülen auf dem Campingplatz kein anderes Thema haben, als die Bedrohung der Menschheit. Viele negative Gedanken und Sorgen bestimmen das tägliche Leben von vielen. Wie sehr würden wir uns wünschen, wenn wieder mehr Menschen das Schöne im Leben sehen können. Ein kleines Beispiel: Wir fragen uns jeden Abend welche Momente des Tages die schönsten waren – und diese Gedanken nehmen wir mit in den Schlaf.
Jetzt werden wir uns wieder in neue Regionen begeben und sind ganz gespannt, welche tolle Erfahrungen und Erlebnisse wir in Polen und im Baltikum machen werden.
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