Von Berat aus fahren wir drei zu einem Weingut. Albanica Wine liegt etwas außerhalb von dem kleinen Dörfchen Kolonja und ich hatte mehrfach gelesen, dass ein Besuch sehr lohnt. Camper stehen auf dem Gelände kostenfrei, der Ausblick soll wunderschön bis zum Meer sein und Essen und Weine lecker. Irgendwie hatte keiner erwähnt, wie schwierig die Anfahrt ist! Wir haben mit unserem Kondor genügend Bodenfreiheit und auch der 4×4 hilft immer mal wieder – mein Respekt gilt aber Kerstin, die uns mit ihrem Ducato fröhlich folgt und auch unbeschadet oben ankommt. Der Wein und das leckere Essen mit Ausblick bei untergehender Sonne entschädigen für alle Mühen. Aber natürlich war die Auffahrt zum Weingut noch nicht die schwierigste Passage auf unserem Albanien Trip….
Ich hatte von einem kleinen Kloster auf einer Insel gelesen, die in der Nähe von Vlora liegt. Da wollen wir als nächstes hin. Der hölzerne Steg bis zur Insel ist nur für Fußgänger zugelassen – den schaffen wir problemlos 😊 Aber um einen besonderen Übernachtungsplatz zu finden, hoppeln wir gemeinsam über eine recht ausgewaschene Schotterpiste auf eine nahe Klippe unterhalb des Leuchtturmes. Unser schönster Platz in Albanien!!! Auf der einen Seite können wir über die Lagune mit dem Kloster blicken und auf der anderen Seite über das Meer bis zur Insel Sazan. Wir backen mal wieder ein Brot zusammen und kochen und pünktlich zum Sonnenuntergang zaubert uns ein Gin Tonic und die tolle Bewölkung ein glückliches Lächeln ins Gesicht. Besser geht nicht!
Vorher hatten Robert und ich noch die nahen Bunker besichtigt und die gut erhaltenen Zeichnungen bestaunt. Auch mit Google Lens konnten wir nicht herausfinden, welchen Zweck diese Aufzählungen von Schiffen und Flugzeugen genau hatten. Wenn uns das jemand erklären kann, würden wir uns freuen. Aber auch ohne es genau zu verstehen, sind solche Spuren des Krieges für mich immer wieder sehr bedrückend.
Am nächsten Morgen entdecken wir von unserem erhabenen Aussichtspunkt ganz viele kleine weiße Punkte auf der Lagune, die auch mit Fernglas und Kamera nicht zu identifizieren sind. Eine Vermutung kommt auf….. Da gibt es nur eins: Alles zusammen packen, die Klippe runterfahren, einen Parkplatz an der Lagune suchen, zu Fuß entlang des Ufers laufen um den kleinen Punkten näher zu kommen. Ja, wir hatten richtig vermutet! Die Lagune ist voller Flamingos, die aber erstaunlicherweise wirklich eher weiß als rosa sind. Also entweder sind hier nicht ausreichend Carotinoide im Fressen oder wir finden eine große Anzahl an Jungtieren vor. Aber wunderschön anzusehen sind sie trotzdem. Auch ein paar Pelikane, Kormorane, Möwen und Reiher können wir beobachten. Wie schön! Und ganz nebenbei kann Robert die Trittstufe bei Kerstins Camper reparieren, die erwartungsgemäß diese schwierige Auffahrt zum Leuchtturm nicht schadensfrei überlebt hat!
Beseelt von diesem traumhaften Stellplatz und der schönen Natur machen wir uns auf entlang der Küste weiter in Richtung Süden. Wir hatten ja bereits das tolle Wolkenschauspiel am Abend bewundert – es werden noch mehr…. Zwei Tage lang haben wir regelmäßig Regenschauer und die Temperaturen werden plötzlich herbstlich. So nutzen wir die Zeit in Ksamil zum Wäsche waschen, einkaufen, kochen und quatschen. Und durch Zufall kommen auch Sassy und Dave auf dem Campingplatz gefahren, die wir bereits zweimal in Albanien getroffen hatten. Bei einem lustigen Abend zu fünft erzählen sie uns von dem Spiel Kubb. (wird von Nichtprofis auch „Wikingerschach“ genannt). Also ziehen wir kurzerhand am nächsten Morgen alle um an den Strand und spielen bis zum nächsten heftigen Regen gemeinsam das lustige Wurfspiel. (mit Blick aufs Meer und die Insel Korfu) Schlechtes Wetter aber gute Laune!
Auch die Stadt Gjirokastra schauen Kerstin, Robert und ich uns noch bei Regen an. So erleben wir die sonst recht touristisch beliebte Stadt leer, aber so richtig Spaß macht es uns doch nicht.
Zeit Abschied zu nehmen! Abschied von Albanien und auch Abschied von Kerstin. Wir sind insgesamt 3 Wochen zusammen gereist und haben Montenegro und Albanien erkundet. Eine tolle Zeit mit Gesprächen, kochen, backen, stricken (ich auch!!!) und vielen Erlebnissen. Wir fahren gemeinsam über die Grenze, umarmen uns nochmal, verdrücken ein Tränchen und der Dicke und der schlanke Hase (so hat Kerstin unsere beiden Camper getauft) fahren in unterschiedliche Richtung weiter. Uns zieht es ins griechische Gebirge und Kerstin ans Meer. Reisen bedeutet auch immer wieder Abschied nehmen…
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