Gestern waren wir in Berat. Berat ist eine Stadt in der Mitte von Albanien. Die Stadt ist wirklich einen Besuch wert. Aber für uns war sie sogar einen zweiten wert. Auf unserer ersten Reise waren wir im März 2019 bereits ein paar Tage hier und jetzt zieht es uns wieder in die „Stadt der tausend Fenster“. Wieso sie sich diesen Beinamen verdient hat, sehr ihr auf den Fotos. Wir erkunden die Stadt dieses mal zusammen mit Kerstin, mit der wir seit Montenegro gemeinsam reisen. Wir hätten ihr ja erzählen können, wie steil die Straßen hinauf zur Burg und vor allem der Trampelpfad wieder hinab ist…. Hatten wir vergessen. (Entschuldigung, Kerstin) Die alten Pfade aus runden Steinen machen unseren Ausflug zu Fuß wirklich zu einem Abenteuer. Aber immer wieder sagen wir: es lohnt sich wirklich!
Wie in den letzten Tagen auch, stehen wir wieder auf einem Campingplatz und die Besitzerin überschüttet uns mit ihrer Zuneigung und mit den Orangen aus dem eigenen Garten. Oh man, sind die lecker.
Und weil ich gerade lecker sage: wir gehen wirklich recht regelmäßig essen in Albanien. Es schmeckt gut und ist wirklich sehr bezahlbar. Bürek, viel Fleisch, Salat und eingelegte Gemüse sind hier typisch. Und wenn wir nicht essen gehen, dann grillen wir gemeinsam und backen Brot in unserem Omniaofen!
Die Tage in Kruja waren so ganz nach meinem Geschmack. Erstmal fahren wir mit einem öffentlichen Bus hinauf zur Burg. Wirklich glücklich darüber, angekommen zu sein und die Fahrt ohne Blessuren überlebt zu haben, (die Fahrweise der Albaner ist wirklich abenteuerlich) schlendern wir über den (Touri-) Bazar zur Burg. Hier finden wir ein sehr gutes Restaurant und lassen den Nachmittag mit bestem Essen und Wein ausklingen, bevor wir uns wieder todesmutig in einen Bus werfen. Das praktische: die halten einfach da an wo man raus möchte.
Und am nächsten Tag schauen wir uns den Teil der Stadt an, an dem vermutlich alle Touristen vorbeifahren. Wie so häufig bestaunen wir hier einen super geputzten Mercedes, der durch seine goldenen Felgen und sein deutsches Kennzeichen auffällt. Geparkt hat er genau vor dem Eingang vom Supermarkt – da war gerade Platz für den Schlitten. Während wir so über das Fahrzeug sprechen, kommt tatsächlich der Besitzer aus der benachbarten Bar und läd uns sofort ein! Geri lebt seit 6 Jahren in Deutschland und ist auf Heimatbesuch. Mit seinen 24 Jahren ist er mächtig stolz auf den Mercedes und erzählt uns bereitwillig von seinem Leben in Deutschland und auch von Albanien. Wie sehr schämen wir uns mal wieder, als er von der Ausländerfeindlichkeit der Deutschen erzählt und wir gleichzeitig auf seine Kosten hier ein Bier trinken.
Diese Einladung war nicht die erste in diesem wirklich armen Land. Einige Tage vorher fahren wir zu dritt mit dem Fahrrad durch das Umland von Shkodra. Wir halten an einem kleinen Dorfplatz und bestellen uns drei Kaffee. Ich „quatsche“ mal wieder ein paar Einheimische an, die in der Nähe Domino spielen und schaue ihnen bei dem Spiel zu. Als wir einige Zeit später unseren Kaffee zahlen möchten, sagt der Eigentümer des Cafés „Herzlich willkommen in Albanien – ihr zahlt bei mir nicht“.
Diese Gesten und diese Großherzigkeit der Menschen hält mich auch davon ab, schlecht über Albanien zu schreiben. Die unglaubliche Verschmutzung der Landschaft durch Müll überall, die schlechten Straßen, die bettelnden Kinder, die Behausungen der Zigeuner, die dichte Besiedlung in den Ballungsgebieten, die riesigen Bauruinen und die vielen hässlichen Ecken in den Städten sind da – aber machen eben nicht das Land aus.
Die Tage am Shkodrasee waren für uns sehr spannend. Direkt nach dem Grenzübergang parken wir neben einem Supermarkt an dessen Rückseite einige Zigeuner ihre „Hütten“ gebaut haben. Was wir selten machen, entscheiden wir hier: einer bleibt am Auto, während die anderen einkaufen. Da müssen wir jetzt nur noch das sehr penetrante Betteln der Kinder aushalten….
Was für ein krasser Gegensatz, als wir etwa 10 km weiter auf einen der schönsten und bestausgestatteten Campingplätze kommen. Sommerliegen unter Bastschirmen, ein Restaurant mit Seeblick, gutes Wifi, heiße Duschen mit ausreichend Wasserdruck, modernste Waschmaschinen, usw, usw….. Camping Lake Shkodra ist wirklich ein Platz auf dem andere Campingplatzbetreiber in die Lehre gehen können. Um Roberts Geburtstag noch gebührend zu feiern, hatte ich eine Weinprobe in der Nähe gebucht. Ein albanischer Winzer baut hier seit einigen Jahren ein kleines Weingut auf. Umgeben von Salbei und Lavendelfeldern sitzen wir in den Weinreben auf seiner Terrasse und lernen „Weinprobe“ auf albanisch kennen: Jeder trinkt soviel er will 🙂 Es war ein sehr schöner Nachmittag und die Heimfahrt im Dunkeln war ziemlich lustig. Die Fahrräder kannten den Weg, aber leider nicht jedes Schlagloch!
Natürlich schauen wir uns gerne das „Schöne“ an – aber versuchen auch einzutauchen in das tägliche Leben. So haben wir eben spontan unterwegs auf einem Markt angehalten. Neben Obst, Gemüse, Kleidung, Werkzeug und Haushaltswaren werden hier auch lebende Tiere verkauft, die auf nicht sehr schöne Art transportiert und gehalten werden. Wir halten an einem Stand, wo ein lauter Dieselmotor brummt. Hier wird Kaffee frisch gemahlen – den nehmen wir mit. Den riesigen Fisch vom Stand nebenan lassen wir dort – der hätte nun wirklich nicht in unseren Kühlschrank gepasst.
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