Man kann hören, wenn der Wind kommt
Man kann hören, wenn der Wind kommt

Man kann hören, wenn der Wind kommt

Diesen Satz hat Robert beim Frühstück vor dem Zelt fast geflüstet und er sagt so viel für uns aus! Wir stehen mit unserer Villa Verde an einem kleinen See im Wald und genießen die unglaubliche Ruhe. Wir können hören, wie sich die Baumwipfel im Wind bewegen, bevor uns die milde Windböe erreicht. Das leise, fast zärtliche Geräusch eines Windhauches… Kennst du dieses Geräusch? Wunderschön!

Unser Ort der Stille

Doch manchmal wird unsere Ruhe unterbrochen, wenn Einheimische zum grillen oder Biertrinken an „unseren“ See kommen und wie hier üblich, entweder das Autoradio oder die mitgebrachte Box auf voller Lautstärke über den See bummern lassen. Die aktuellen guatemaltekischen Hits können wir schon mitsingen. Wir werden hier auch auf ein bis zwei Bierchen eingeladen und wieder mit Fragen überhäuft. Und damit der Robert sich nicht zuviel ausruht, wechselt er auch noch seinen bereits etwas runtergerittenen Hinterreifen. Wer hat, der kann!

Robert wechselt mal eben Dakys Reifen

Uns fällt die Ruhe hier wieder besonders auf, da wir in den letzten Tagen auch sehr viele Stadtgeräusche gehört hatten….

Nach einem etwas sentimentalen Abschied von unserer Familie in San Pedro am Lago Atitlan, begeisterte uns ein toller Fahrtag mit vielen Serpentinen, unglaublich großen Höhenunterschieden und schöner Landschaft. Wir beendeten unsere Tagestour am Abend in Quetzaltenango (oder wie die Einheimischen sagen: in Xela). Xela ist die zweitgrößte Stadt in Guatemala und liegt auf 2400 Metern und es ist echt kalt hier. Die Innenstadt ist erstaunlich „provinziell“, aber die Randgebiete sind voller Einkaufszentren, Fastfoodketten in enormer Größe und unzähligen Werkstätten, Geschäften und Händlern. Wir erkunden zwei Tage lang die Innenstadt und den unterirdischen Markt.

Die Fahrt in der Gegend von Xela ist traumhaft
Blick auf Xela von unserer Terasse
Barbara beobachtet den Verkehr von oben 🙂

Unser Highlight in Xela ist jedoch ein Besuch von einem der vielen Vulkane hier in der Gegend. Wir lassen uns mit einem 4 x 4 Pick-up bis in die Nähe des Kraterrandes fahren und sind über diese Entscheidung sehr erleichtert! Wir erinnern uns an das Geld, welches man in Deutschland für eine Achterbahn oder eine Geisterbahn ausgibt und beschließen, daß unsere Fahrt auf der Ladefläche des Pickups hoch zum Kraterrand sowohl Achterbahn als auch Geisterbahn ist, also “two in one“! Der Weg ist sehr schmal, steil, entweder rutschig, lockerer Kies oder steinig, durch die Regenzeit mit ausgewaschene Querrinnen und recht unbenutzt. Selbst unser sehr routnierter Fahrer Abrahm hat an manchen Stellen echt zu kämpfen. Von der Ladefläche könnte man ja gegebenenfalls einfach runterspringen wenn der Wagen anfängt zu kippen, denken wir uns so…. Doch wir kommen heil oben an!

Der bringt uns bis an den Kraterrand
….und hier fährt er uns hoch

Und dann wandern wir die restliche Strecke bis zum Kratersee und befinden uns sofort in einer ganz anderen Welt und Stimmung. Stille, Frieden, Natur und Wolken! Der Kratersee wird von den Maya als heilig angesehen und an verschiedenen Stellen zelebrieren gerade Einheimische ein Ritual. Die Gesänge und Gebete schallen über den See, den wir umrunden und gleichzeitig wabern die Wolken immer wieder über die Wasseroberfläche. Große Mengen an Blumen wurden bereits am Seerand geopfert und überall finden wir kleine Feuerstellen, Kreuze und Mayasymbole. Ein unglaublich mystischer Ort….

Unser erster Blick auf den Chicabal Kratersee, den wir dann umrunden
Ein heiliger Ort für die Einheimischen
Die Stimmung ist mystisch

Auf dem Weg nach Chichicastenango am nächsten Tag besuchen wir das kleine Dorf San Andres Xecul. Dort steht eine der berühmtesten Kirchen des Landes, da sie das Deckblatt des Lonely Planet Reiseführers ziert. Das Dorf ist klein, wir parken direkt vor der Kirche, kaufen uns zwei frisch gepresste Orangensäfte und zünden zum Gedenken an unsere Mütter zwei Kerzen an. Ein kurzer aber sehr emotionaler Besuch….

In Chichi (so kürzen auch die Einheimischen die Stadt Chichicastenango ab) schlendern wir mehrfach über den größten Markt der Region. Ein Fest der Farben und Gerüche. Ein Gewusel, welches wir am liebsten an einem Straßenstand sitzend mit einem Kaffee (typisch guatemaltekisch: süß und dünn) und einem Frühstück genießen. Achtung: Es gibt mal wieder ein paar Bilder von einem Markt 🙂

Markt von Chichicastenango
Die Fleischer ziehen die Hunde magisch an
Die Träger machen Pause

Unser nächster Stopp ist auf 3000 Metern Höhe auf einem kleinen Lamahof. Es gibt in Guatemala eigentlich keine Lamas, aber dieser schlaue Einheimische hat sich etwas ganz besonderes ausgedacht und zieht mit den hier seltenen Tieren wirklich erstaunlich viele Besucher an.

Da kommen die Guatemalteken aus der Stadt, zahlen immerhin fast 1 Euro Eintritt pro Person und machen unendlich viele Fotos mit sich und den Lamas, es gibt traditionelle Kleidung zum Ausleihen und die Kinder dürfen auch mal eine Runde auf dem Pony reiten. Was für ein Spaß für uns das alles zu beobachten – und vor allem festzustellen, dass wir ebenfalls eine Attraktion von diesem Lamahof geworden sind. Alle Familien kommen auch zu uns, fragen uns total interessiert aus und schießen ungefähr genauso viele Fotos von Daffy & Daky und von uns, wie von den Lamas. Vielleicht sollten wir auch mal anfangen 1 Euro Eintritt zu nehmen? 😊

Wir stellen unsere Villa Verde neben den Lamas auf
….und werden selbst zu einer Attraktion
Sehr viele Einheimische von Todos Santos tragen diese Kleidung

Die zwei Fahrtage auf dem Weg zurück nach Flores (da waren wir bereits am Anfang unserer Zeit in Guatemala) gehören zu den schwersten unserer ganzen Reise. Es gibt auf großen Abschnitten nur unbefestigte Wege, die teilweise extrem steil ( 28 %) sind oder aber auch sehr matschig mit riesigen Schlaglöchern. Wir fahren unterhalb der Grenze zu Mexiko und wundern uns wirklich über den schlimmen Zustand dieser Straßen. Zwischen Ixcán und Rubelsanto existiert die auf maps und waze eingezeichnete Straße gar nicht! Wir informieren uns und erfahren von einem geplanten Wasserkraftwerk und heftigen (sogar blutigen) Protesten der Einheimischen. Kein Kraftwerk, keine Straße, aber gefällte Strommasten und verbrannte Baufahrzeuge sind das Resultat welches wir vorfinden. Zum Glück scheint es zur Zeit in diese Region ruhig zu sein. Wir „kämpfen“ nur gegen die schlechtesten Wege seit der Wüste Gobi in der Mongolei😊 und sind unglaublich erstaunt, genau in dieser Region Sylvia zu treffen. Eine Münchnerin, die zur Zeit auf ihrem Fahrrad Mittelamerika durchquert und recht fröhlich gerade die 600 Meter Höhendifferenz hochschiebt. WOW! (hier ist ihr Blog) Die Straße ist hier so steil, dass wir es nicht schaffen, Daffy und Daky abzustellen. Also wird das ausführliche Schwätzchen eben im Sitzen gehalten. Liebe Sylvia, wir wünschen dir noch eine unglaublich tolle Weiterreise!

So sieht es manchmal aus auf dem Weg in der Nähe von Ixcán
Ein kleines Video von der Helmkamera
Wir treffen eine Münchnerin!!

ride2seetheworld

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