Ich sitze gerade in unserem Apartment in Mendoza, Argentinien und vom Parkplatz unten klingt manchmal das metallene Geräusch von Werkzeug zu mir hinauf in den ersten Stock. Robert arbeitet an den Motorrädern. Heute bekommt Daky einen neuen Kettensatz und die Inspektion steht an. Das wird wohl die letzte Inspektion auf dieser Reise sein….
Nach über 3 Wochen im Zelt ist es auch mal wieder nett für ein paar Tage in einer Unterkunft zu leben, die allen Komfort bietet, der für andere Menschen normal ist. Dusche, Bett, Kühlschrank, Küche….. Wir teilen die Wohnung mit Lollo, den wir in San Pedro de Atacama kennengelernt hatten und der auch einiges an seinem Motorrad erledigen muss. Also quasi eine Schrauber-WG!
Ich denke zurück an unsere wunderschöne Woche unterwegs. Wieder haben wir soviel gesehen und erlebt: gezeltet, Motorradgefahren, nette Begegnungen, wunderschönes Wetter – Argentinien ist toll!
Da ich euch in den letzten Berichten so viele Bilder der atemberaubenden Landschaft gezeigt habe, möchte ich euch heute mal ein kleines Dorf vorstellen. Wir fahren nach Tambarias in der Nähe von Callingasta nur, weil wir dort einen Camping Municipal auf der Karte entdeckt hatten. Die gibt es hier in wirklich vielen Dörfern und bieten tolle Möglichkeiten, um entweder einen Tag oder eben auch eine Nacht dort zu verbringen. Fast alle Campingplätze haben Grillmöglichkeiten für das von den Argentiniern so geliebte Asado, manche bieten auch noch ein Schwimmbecken und auch Sitzgelegenheiten unter Dächern an. Die Preise, die wir dort zahlen, bewegen sich zwischen umgerechnet 0 – 3 Euro für das Zelten für uns beide! Diese Plätze werden von den Einheimischen genutzt, die entweder mit Freunden oder Familie zum Grillen her kommen oder aber ein oder zwei Nächte zelten. Einfach klasse!
Aber ich wollte euch ja von Tambarias erzählen. Umgeben ist das Dorf von der typischen wüstenähnlichen, trocknen Landschaft mit Hügel und Bergen. Am Horizont glitzern die schneebedeckten Berge, die auf der Grenze nach Chile liegen. Durch den nahen Fluß gibt es hier ausreichend Wasser und so gedeihen Weinreben und im Dorf auch erstaunlich viele Bäume und Pflanzen. Wir entdecken ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, welches mit Hilfe von verschiedenen Schiebern das Wasser im Dorf verteilt. So gibt es drei Parks, mit Tischen und Bänken, alle super gepflegt und mit offenen WLAN. In den schattigen Allen stehen die Häuser , die mit alter Lehmbauweise wunderbar renoviert sind. Auf uns wirkt das alles wie aus einem Bildband. Die Alten sitzen vor den Häusern oder Freitag Nachmittag auch an der Tankstelle mit einem Bier und das Leben fließt in geruhsamer Gelassenheit durch die Gassen des kleinen Dorfes. Im einzigen Laden des Dorfes geht auch mal ein Hund zu den offenen Hundefuttersäcken und es stört niemanden, wenn er sich dort bedient.
Ein richtiges „Highlight“ gibt es in Tambarias nicht – und so gibt es auch keinen Tourismus. Aber wir erfreuen uns an jedem Haus, an jedem Baum und auch an der Statue eines Kondors, der offensichtlich recht neu am Dorfrand steht und sehnsüchtig zu den nahen hohen Begen schaut.
Der Anblick von diesem metallenem Kunstwerk lässt uns an eine „Gänsehaut – Begegnung“ von letzter Woche denken:
Wir fahren auf einer recht langweiligen, geraden Straße und sehen von Weitem sehr große Vögel am Rande der Asphaltdecke hocken. Natürlich vermuten wir sofort Geier, die dort ein totes Tier verspeisen. Als wir näher kommen fliegen die 5 Tiere auf und uns beiden entwischt bei diesem Anblick ein „WOW- die sind riesig!“ Natürlich halten wir sofort an und ich hole meine Kamera heraus. Drei der Vögel sitzen ganz in der Nähe der Straße auf einem Felsen und beobachten uns. Sicherlich haben sie Befürchtungen, ob wir eventuell den toten Fuchs vernaschen wollen. Wollen wir nicht – wir wollen nur ein paar Bilder von einem der größten Vögel der Welt machen. Einen Andenkondor hatten wir bisher noch nicht aus der Nähe gesehen und können hier gleich eine Familie beobachten. Ein Weibchen mit ihren beiden Jungvögeln warten geduldig auf unsere Weiterfahrt und geben uns bis dahin ein tolles Fotomotiv und gleichzeitig Gänsehautfeeling. Auf den Bildern könnt ihr leider die Größe nicht erkennen – aber mit seiner Spannweite von über 3 Metern ist dieser Vogel einfach gigantisch!
Das Beobachten von Kondoren! Unser absolutes Highlight der letzten Woche!
Aber es gab auch andere nette Begegnungen unterwegs. In Lima, Peru hatte wir Frank kenngelernt, der als Tourguide Motorradtouren durch Südamerika führt. Da wir mit ihm Kontakt hielten, waren wir jederzeit informiert, wo er sich auf seiner aktuellen Tour befindet. So fuhren wir extra nach Santa Maria del Yocavil um ihn dort zu treffen. Wir verbrachten einen netten Abend mit ihm und seinen zwei Tourteilehmern und staunten über den Zeitplan seiner Tour. In einem Monat von Lima, Peru bis nach Ushuaia und dann wieder zurück – das sind 15.000 Kilometer durch Südamerika! Was sind wir froh unsere Reise mit viel Zeit und in kleinen Schritten verbringen zu können. An dem Tag hatten wir immerhin 78 Kilometer hinter uns gebracht und die drei über 450! Wie immer wenn 5 Motorradfahrer zusammen sitzen, verfliegt die Zeit und wir verabschieden uns nach ein paar gemeinsamen Flaschen Bier und Wein, einem leckeren Essen und netten Gesprächen schweren Herzens – die drei müssen morgen wieder früh los! Viel Spaß wünschen wir euch auf euerer Reise!
Unsere letzte Nacht bevor wir in Mendoza für ein paar Tage unsere Wohnung beziehen, verbringen wir im Nationalpark El Leoncito. Hier besichtigen wir eine Sternwarte und Nachts können wir uns am Sternenhimmel garnicht satt sehen. Ein wunderbarer Ort ohne Lichtverschmutzung und mit perfekten Bedingungen zum Sternebeobachten. Lustig finden wir die Warnschildern vor den Pumas, die es hier gibt. Nicht laufen, mit den Armen winken und laut schreien – und dann kann dir nichts passieren!
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