Spannende Zeiten in Tunesien
Spannende Zeiten in Tunesien

Spannende Zeiten in Tunesien

Das Nordkap von Afrika ist ein angemessener Platz, um Abschied zu nehmen von Tunesien. Jedenfalls erstmal für Jeanette, denn sie ist gestern in den Flieger gestiegen und hat das Team Kondor nach 3 Monaten gemeinsamer Reise verlassen. Wir haben viel zusammen erlebt und die letzte Woche war nochmal angefüllt mit Geschichten zum Erzählen.

Team Kondor am Nordkap von Afrika

Ich kann euch nicht sagen wie viele Polizisten es in diesem Land gibt, da selbst meine Internetrecherche keinerlei offizielle Zahlen preisgab. Doch ich kann euch sagen: Es sind viele! Und wir hatten in diesen zwei Monaten in Tunesien nicht wenig Begegnungen mit ihnen. Um es gleich klarzustellen, alle Begegnungen mit der Polizei waren durchweg positiv, wenn auch manchmal etwas ungewöhnlich. Regelmäßig tauchen sie wie aus dem Nichts auf, egal wo man seinen Camper abgestellt hat. Wir denken ein einsames Plätzchen gefunden zu haben und plötzlich fährt ein Pickup oder ein Geländewagen langsam auf uns zu. Ich öffne dann immer sofort ein Fenster und mache uns somit ansprechbar. Meistens sind die Herren in Zivil (wie auch die meisten Autos), sie zeigen weder einen Ausweis, noch sonst etwas offizielles vor. Dann erklären sie uns, dass sie für unsere Sicherheit zuständig wären und fragen dann entweder nach unseren Pässen oder wollen nur das Nummernschild fotografieren. Dann fahren sie wieder – nie ohne uns ein „Herzlich willkommen in Tunesien“ zu wünschen. Wir fühlen uns also wirklich rundherum beschützt und haben auch Verständnis, wenn sie manchmal versuchen, uns aus ihrem Zuständigkeitsbereich zu schicken. Lustig war zum Beispiel die Kommunikation am Wasserturm vor ein paar Wochen. Polizist: Wir sind zuständig für ihre Sicherheit und möchten sie daher bitten, sich einen anderen Platz zum Übernachten zu suchen. Ich: Danke für ihre Fürsorge, aber wir waren bereits gestern Nacht hier und wir stehen mit zwei weiteren Campern zusammen in einer Wagenburg. Was sollte hier unsicher sein? Polizist: Es gibt hier komische Leute. Ich: Wir haben nur gute Erfahrungen mit den Tunesiern gemacht! Polizist: Aber es könnte heute regnen und dann stehen sie hier im Schlamm Ich: Wir haben ein 4×4 Fahrzeug Polizist: Okay, dann gebe ich ihnen noch unsere Telefonnummer, wenn etwas sein sollte. – Wir wünschen ihnen eine Gute Nacht und HERZLICH WILLKOMMEN in Tunesien!

Bei den regelmäßig stattfindenden Verkehrskontrollen, werden wir immer nur vorbei gewunken. Ein deutscher Camper ist offensichtlich nicht im Fokus der Polizei auf der Straße. Und dann kommen wir nach Thelepte!!! Wie so oft stehen einige Polizisten in einem Kreisel und kontrollieren die Vorbeifahrenden. Wir winken fröhlich und der Polizist winkt zurück und zwar deutlich so, dass er uns zum Anhalten bringen möchte. Also halten wir an, zeigen unsere Pässe und erklären ihm, dass wir auf dem Weg nach Sbeitla seien und nur noch etwa 65 km auf der P 13 weiterfahren möchten. Er nickt, bittet uns zu warten und geht zurück zu seinen Kollegen. Wir sind ziemlich gespannt und ahnungslos was jetzt passieren wird. Und staunen nicht schlecht, als insgesamt 4 Polizisten mit Gewehren in Schiessbereitschaft in ein Polizeiwagen steigen, den Lichtbalken auf dem Dach einschalten und uns zu verstehen geben – sie eskortieren uns bis nach Sbeitla. Das fühlt sich vielleicht komisch an – eine private Polizeieskorte! Okay, wir sind nicht sehr weit von der Grenze nach Algerien, aber auch unsere Recherche im Internet ergibt nicht, dass es hier in den letzten Jahren zu Auseinandersetzungen gekommen ist. Aber auf der Internetseite vom Auswärtigen Amt wird vor terroristischen Splittergruppen in dieser Gegend gewarnt. Na, dann sind wir ja jetzt gut beschützt! Tatsächlich hält irgendwann der Polizeiwagen auch am Straßenrand an und kontrolliert ein parkendes Auto, bevor sie mit uns im Schlepptau vorbei fahren. Wenn ein entgegenkommendes Auto zu nah an der Mittellinie fährt, dann zwingt unsere Eskorte es jeweils zum Ausweichen….. Was für ein Gefühl!

Unsere private Eskorte!

Von anderen Reisenden erfahren wir später sogar von mehrtägigen Begleitungen durch die Polizei in dieser Gegend. Da haben wir ja richtig Glück, dass es uns nur für die besagten 65 Kilometer nach Sbeitla betrifft. Als uns dann auch dort ein Polizeiwagen auf einen Hotelparkplatz (gebührenpflichtig!) eskortiert, entscheiden wir uns jedoch zur Flucht nach vorn. Wir bleiben nicht in Sbeitla, schauen uns nicht die römischen Ruinen an, sondern fahren noch am Abend weiter aus dem Distrikt raus. Neuer Distrikt neue Polizeizuständigkeit! Wir finden in der Nähe eines Dorfes in einer Sackgasse einen netten Platz zwischen Feldern und wenigen Häusern. Zu unserer Sicherheit (haben wir ja jetzt gelernt) fragen wir im Nachbarhaus, ob wir dort nächtigen dürfen und erleben mal wieder muslemische Gastfreundschaft. Wir werden eingeladen im Haus zu schlafen, was wir allerdings ablehnen und am nächsten Morgen werden wir mit frischem Brot mit Öl und drei frisch gepressten Orangensaft verwöhnt. So lieben wir Tunesien!

Wir schauen uns Kairouan an, aber entscheiden auch hier nicht zu bleiben, obwohl es mit seinen arabisch, maurischen Sehenswürdigkeiten einiges zu bieten hat. Unser Highlight ist das für diese Stadt berühmt, berüchtigte Maqrough. (Makroud) Robert sagt noch so ganz zurückhaltend: „Vielleicht kaufen wir jeweils 3 Stk. von einer Sorte?“ Als wir den freundlichen Händler wieder verlassen, haben wir EIN Kilo von der Süßigkeit im Gepäck. Der Geruch von dieser Köstlichkeit aus Gries, Olivenöl, Orangenblüten, Honig und Datteln begleitet uns für die nächsten Tage. Besser ihr fragt nicht wie lange wir für das Verputzen brauchten 🙂

Impressionen aus Kairouan
Makroud aus Kairouan

Monastir ist eine wirklich sehr nette Stadt am Meer und hier fühlen wir uns auf Anhieb wieder wohl. Eine Nacht schlafen wir direkt am Jachthafen und am nächsten Tag finden wir ein verstecktes Plätzchen in der Nähe eines Fischerhafens. Am Morgen überlegen wir, ob wir mal zu den Booten gehen, die gerade vom Fischfang wieder zurückkommen, um uns eventuell einen Fisch zu kaufen. Und was passiert? Ein Mann auf dem Fahrrad hält neben dem Kondor, erzählt uns, er hätte uns bereits vom Meer aus gesehen und bietet uns seinen frischen Fang an! Wie so oft sagen wir: Man muss sich nur was wünschen! Wir kaufen ihm zwei riesige Meeräschen ab! Es sieht nach Regen aus, als beschließen wir unsere Beute sofort auf den Grill zu werfen. Das bedeutet: 1. Holz suchen 2. Windgeschütze Ecke für den Grill finden 3. Fische ausnehmen 4.Grillmethode entscheiden (wir legen den Fisch auf Orangenscheiben, damit er nicht so schnell anbrennt) 5. Salat zubereiten 6. Gemeinsames Warten am Grill (inzwischen ist die Anzahl der Katzen um uns herum größer geworden) 7. TOTALES GENIESSEN

Eine wirklich sehr nette kleine Stadt am Meer
mit einem beeindruckenden Mausoleum vom Präsidenten Bourguiba (hat er sich zu Lebzeiten erbaut)
wir wollen nicht politisch werden…. Was das wohl gekostet hat?
Hier bleiben wir eine Nacht
und finden dann einen Platz hier zwischen den Palmen
wir warten alle auf den Fisch

Wir hatten eine Empfehlung für einen Campingplatz in der Nähe von Hammamet bekommen, den Matthias und seine Frau Lilia führen. Eine Oase der Ruhe für unglaublich viele Tiere und für einige Camper. Hier können wir mal wieder Wäsche machen und selbst ausgiebig duschen. Der Weg dahin bringt uns allerdings an Grenzen. Der Feldweg ist so schmal und an beiden Seiten gibt es böse, kratzige große Kakteen. Die Fahrrinne ist total ausgefahren und kaputt. Der Kondor steckt tatsächlich bis zur Achse im Lehm! Der entgegenkommende Traktorfahrer grüßt erstaunt – er hat hier sicher noch nie einen deutschen Van gesehen.  Als wir dann bei Matthias ankommen, erfahren wir von der geteerten Straße, die zu ihm führt – aber das kann ja jeder….

LKsar der Campingplatz von Matthias und seiner Frau

Ja und dann fahren wir nochmal so richtig in den Norden, an Tunis vorbei. Es ist der erste Tag von Ramadan und gefühlt ist jeder Tunesier auf dem Weg irgendwo hin. Wir sehen unglaublich viele Menschen mit Koffern und Taschen, die Straßen sind total verstopft und Robert muss mehr als einmal beweisen, wie cool er in solchen Situationen bleibt! Toll! Notiz an uns selbst: Im Ramadan herrschen andere Verkehrsregeln…. Am Nordkap (Cap Angela) machen wir einige lustige Fotos, bestaunen dieses unglaubliche Grün überall und erleben gleichzeitig auch den Grund dafür: Es regnet! Zeit für Rückblick und Abschied nehmen. Jeanette fliegt nach Deutschland und wir werden noch wenige Tage in Tunis verbringen, bevor uns Ende der Woche die Fähre nach Genua bringt.  Die spannenden Zeiten in Tunesien gehen zu Ende. 

Verkehrschaos – hier ist es eigentlich EINSPURIG!
Am Nordkap von Afrika
Die Landschaft ist grün
Wir schlafen mal wieder in einer traumhafte Kulisse (Bild aus dem Fenster vom Kondor)

ride2seetheworld

2 Kommentare

  1. Katrin

    Danke wieder einmal fürs mitnehmen eurer Reise 🙂 wie immer, so so wundervoll geschrieben! Habt noch ein paar schöne restliche Tage in Tunesien!
    P.S. auch auf diesem Wege nochmal alles Liebe zum Geburtstag liebe Barbara <3

    1. Jens Herzner

      Ich lese es auch mit meiner Wahrnehmung sehr gerne.
      Immer in einem Land zu sein, wo alles fast in Ordnung ist.
      Barbara und Jeanett ist für mich wie zwei sehr gute Schriftsteller die es in ihrem Leben so gut beschreiben und einen immer mit nehmen auf eine Reise. Danke 😘😘

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