Der Norden von Griechenland empfängt uns mit einem WOW!!!!!! (also eigentlich gleich zwei) Wir parken an dem kleinen Dörfchen Vikos im Pindos-Gebirge. Am Dorfrand hat die Gemeinde einen kleinen kostenfreien Camperparkplatz eingerichtet. Der Blick über die Bergwelt ist wunderschön – aber wir ahnen noch nicht, was wir gleich sehen werden. Eine aufgestellte Wanderkarte verrät: Ein Wanderpfad zur Quelle und zum Kloster führt steil hinab in die Schlucht! Lt. Guiness Buch der Rekorde stehen wir an der tiefsten Schlucht der Welt. Und in diese Schlucht wandern wir steil bergab hinein. Die Vikos Schlucht entlockt uns mehr als einmal ein WOW! Der herbstliche Wald im Sonnenschein gibt den Blick frei auf unglaublich steile und schroffe Felsen. Das Farbenspiel der schräg stehenden Sonne beleuchtet immer wieder andere Teile der Schlucht, der Pfad ist mühsam von Menschenhand mit Steinen ausgelegt, teilweise wurden Stufen errichtet. Zunächst hatten wir uns noch für unsere Steppjacken entschieden, da die Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich sind. Gefühlt nimmt der Pfad in die Tiefe gar kein Ende. Tatsächlich gehen wir fast eine Stunde hinunter! Und es zieht ganz schön in den Oberschenkeln… Unten packen wir unsere mitgebrachten Stullen aus und bestaunen das absolut klare Wasser an der Quelle und das kleine Gebäude des Klosters. Wir sind wirklich sehr ergriffen und uns einig: dieser Ort bei diesem Wetter gehört zu einem der absoluten Highlights unserer bisherigen Reise. Von unten sieht die Schlucht nochmal beeindruckender aus. Wie lange wir für den Weg wieder hoch gebraucht haben, kann ich nicht genau sagen – aber es war, wie ihr euch vorstellen könnt, echt eine Herausforderung für die Kondition. Wie unglaublich glücklich sind wir beide auch über den Fuß von Robert, der diese Kraxelei problemlos mitmacht.
Tatsächlich entscheiden wir uns am nächsten Tag sogar an einer anderen Stelle erneut in die Schlucht hinabzusteigen. Therapie gegen Muskelkater und ein echter Genuss diese unglaubliche Bergwelt für sich allein zu haben. Da wir am Sonntag den Abstieg vom Dorf Monodendri machen, erleben wir auch einige Griechen, die vom Viewpoint aus in die Schlucht hinabblicken. Wir sind sehr stolz darauf, bei diesem Anblick zu denken: wir waren unten! Und zwar gleich zweimal!!!
Nach diesem Bergerlebnis benötigen wir Erholung und so suchen wir nach einem Platz am Meer. Und wie der Zufall es will, finden wir in der App „Park4night“ eine sehr gute Rezension von unseren Freunden Leben Pur.ch (Heike und Gerd) für einen Parkplatz an einem kleinen Strand in der Nähe von Parga. Da müssen wir hin! Also wechseln wir vom Gebirge ans Meer und finden tatsächlich unseren zweiten WOW- Ort im Norden Griechenlands. In der kleinen Bucht von Sarakiniko gibt es zwei Hotels und eine Bar. Aber natürlich ist im November alles geschlossen und verlassen. Fast! Wie wir von Rebecca und Robert erfahren, die mit ihrem Van bereits seit drei Tagen hier stehen, lebt ein altes Ehepaar ganzjährig hier, betreibt eine Bar und ein Hotel und sie sprechen auch noch deutsch. Wir fragen sie also, ob wir am Strand stehen dürfen und ihnen natürlich auch gern etwas zur Hand gehen können. Da hat die Seniorchefin die Idee bei Robert nachzufragen ob er Reifen flicken könnte!!!!!! Ihr Rasenmähtraktor sei seit August platt. Was für eine Frage! Natürlich macht Robert das gern. Außerdem beschenkt sie uns noch mit Orangen, Pampelmusen, Kumquats, Petersilie aus dem eigenen Garten und vom eben gekochten auch noch eine große Portion Gemüse. Das nennt man doch win-win-win Situation oder so ähnlich…. Wir haben gleich dreimal gewonnen 😊 Robert darf Reifen flicken und wir stehen 3 Nächte an einem Traumstrand und unser Bedarf an Zitrusfrüchten ist auch erstmal gedeckt. Am ersten Abend kochen wir noch zusammen mit Rebecca und Robert, die aber leider am nächsten Morgen abreisen.
Es gefällt uns hier so gut, dass wir sogar entscheiden nach dem Einkauf in Parga wieder zurück zu fahren. Der Weg nach Parga war ein Abenteuer für sich! Es gibt eine geteerte Straße vom Sarakiniko Strand bis nach Parga – aber es gibt auch einen Schotterweg. Ihr erratet was kommt? Warum haben wir einen 4×4 gekauft? Na klar, wir nehmen die 8 km lange Schotterstraße über die steilen Berge. Zunächst beginnt alles ganz harmlos – eine Rotte Wildschweine kreuzt unseren Weg, die Anfahrt ist seeeeeehr steil, aber machbar und dann beginnen die Olivenhaine. Wunderschöne, sehr alte Olivenbäume säumen den Weg. Kennt ihr das kratzende Geräusch von Ästen am Dach? Aber es wird noch besser! Die Griechen spannen hier für die Ernte Netze unter die Bäume – auch manchmal über den Weg. So darf ich mich manches Mal aus dem Beifahrerfenster hochstrecken, um die Netze auf unsere Durchfahrtshöhe anzuheben. Offensichtlich kommen hier nicht so häufig Fahrzeuge mit 3,00 Metern Höhe vorbei. Aber alle Einheimischen, die gerade in ihren Hainen arbeiten, grüßen total freundlich und nicken uns aufmunternd zu. Was bin ich erleichtert, als wir endlich (wir haben etwa 40 min gebraucht) im nächsten Dorf ankommen. Die Bebauung verspricht das Ende der Olivenbäume!
Die Häuser sind alt, die Dorfstraße eng! Ich halte die Luft an, Robert sagt: „Spiegel einklappen – wir schaffen das“ Ich linse vorsichtig raus und rufe nur: „STOPP! Unsere Fahrräder sind zu breit!“ Natürlich stecken wir in diesem Moment schon zwischen zwei Häusern, das wirklich keiner von uns aussteigen kann. Also fährt Robert rückwärts (ohne Spiegel) und wir entscheiden uns für das Abnehmen der Fahrräder. Zum Glück schaut in diesem Moment ein netter Grieche aus dem Fenster und erklärt uns, dass hier noch nicht die engste Stelle der Straße sei. Er würde uns das Umkehren empfehlen – zurück in die Olivenhaine!! Wir lassen den Kondor an Ort und Stelle stehen und checken die Lage zu Fuß ab. Tatsächlich wären wir wenige Meter weiter gar nicht mehr durchgekommen. Also bleibt uns nur der Weg zurück. Aber der Hammer an dieser Geschichte für uns ist: Der Grieche entschuldigt sich bei uns für die enge Straße und bietet sich sofort an, mit dem Roller vor uns her zu fahren, um uns den besten Weg nach Parga zu zeigen. Nicht eine Sekunde haben wir das Gefühl, das irgendjemand denkt: „Diese dusseligen Deutschen – warum fahren die mit so einem großen Fahrzeug hier lang?“
Als erstes parkt er sein Auto um, damit wir den Kondor überhaupt drehen können und fährt dann ganz langsam mit seinem Roller vor uns her und zeigt uns den Weg raus. Was für eine tolle Aktion! Danke lieber Grieche (dessen Namen wir nicht erfragt haben).
In Parga gehen wir einkaufen und bummeln etwas durch die Stadt um dann zu „unserem“ Strand zurück zu fahren – auf der geteerten Straße!!!
ride2seetheworld
Guten Morgen.
Ich bin wirklich beeindruckt über die schönen Bilder.
Danke für die schönen Beschreibungen dieser Touren.
Beeindruckende Schlucht und einsamer Strand. Da macht das Lesen des Berichts und das Anschauen der Bilder besonders viel Freude!