Chile und Argentinien haben eine gemeinsame Grenze, die 5150 km lang ist. Irgendwie hatten wir wohl daher mehr Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Ländern erwartet. Aber tatsächlich finden wir in unseren ersten Tagen in Chile mehr Unterschiede als Gemeinsames.
Auch wenn wir noch bei einem Musikfestival in „Entre Lagos“ nette Tänze aus allen Südamerikanischen Ländern und aus Mexiko sehen und das Lied „Wir sind Amerika“ aus den Lautsprechern klingt – Chile wirkt für uns so ganz anders als die Nachbarländer. Wir sagen häufiger: Chile bereitet uns wieder auf Europa vor.
Ein riesiger Unterschied zu anderen südamerikanischen Ländern steht ist für uns exemplarisch: In Chile hält jeder Autofahrer am Zebrastreifen an und lässt Fußgänger vor!! (und das ist nur eine Gemeinsamkeit mit Europa)
Und alles ist unglaublich geputzt, sauber, nett und mit einer guten Infrastruktur ausgestattet. Wir staunen an den Promenaden und Stränden über Treppen, Straßenlaternen mit Solar, Mülleimer, Sitzbänke, Wegmarkierungen für Blinde und Rampen für Rollstuhlfahrer. Fast alles ist gepflegt und in gutem Zustand. Das sind wir so nicht mehr gewohnt.
Überall gibt es Rampen für Rollifahrer
Wir fahren für ein paar Tage auf die Insel Chiloé im Pazifik.
Chiloé ist eine Mischung aus sanften grünen Hügeln, blauem, klarem Wasser und einer felsigen Küste. Die Hauptinsel, die Isla Grande de Chiloé – erstreckt sich über eine Fläche von 8.394 km². Die Insel ist die zweitgrößte Südamerikas, abgeschnitten vom Festland durch den Chacao-Kanal.
Wir nehmen eine der vielen Fähren und setzen in nur 20 Minuten über. Die gesamte Beladung, Bezahlung und Entladung klappt unglaublich schnell und effektiv. Wir freuen uns über die ersten Seelöwenköpfe, die aus dem Wasser zu uns hinaufschauen und uns eine schöne Tierwelt versprechen.
Auf der Insel finden wir einen Campingplatz direkt an einer Steilküste gelegen. Und da wir zum Glück auch noch fast windstille Tage erwischt haben, ist usere Villa Verde direkt auf dem hervorstehenden Felskliff schnell aufgebaut. Eine traumhafte Aussicht! Zu drei Seiten Meer!!! So suchen wir bereits zum Frühstück, dann zum Kaffee und später zum Sonnenuntergang den Pazifik auf Delfine ab!
Erfolg haben wir dann tatsächlich am nächsten Tag, an einer andere Stelle der Insel – wir sehen mehrere kleine Gruppen von Delfinen, die mit den Wellen schwimmen! Auch Pinguinkolonien leben hier. Wir finden es aber ehrlich gesagt fast lustiger, wie die Chilenen die Touristen auf einer Art Rampe an die Boote schieben, um eine Pinguintour zu machen. Wir verzichten auf dieses Vergnügen für über 10 Euro für 20 Minuten Bootstour. Wir schlendern lieber entlang des Strandes und klettern etwas über die Felsen, um dann durch den Kamerasucher auch die Tiere zu sehen – kostenfrei!
Bei unseren Fahrten über die Insel sagen wir immer wieder: Wir sind in Skandinavien gelandet. So manche Erinnerung an die Lofoten werden wach. Viele Lagunen und Fjorde und die Menschen leben hier vom Meer.
Wir sehen viele Muscheltaucher, die zwischen den Felsen bei wilder Brandung ihre Beutel mit Muscheln füllen. Und auf den Wegen liegen immer wieder Algen zum Trocknen, die hier offensichtlich in großen Mengen verkauft werden. Das gibt dann auch gleich den ganz eigenen „Inselgeruch“. Auch wir halten an einem Muschelmarkt und genießen ganz leckeres Ceviche vom Lachs und Pulpo. Muschelfreunde sind wir beide nicht so….
Und auch die Architektur lässt uns an den Norden von Europa denken. Wirklich alle Gebäude sind aus Holz, entweder aus Brettern oder Schindeln. Wunderschön – und manchmal auch schön farbig angemalt. Insgesamt 16 der unglaublich vielen Kirchen wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe gezählt. Wir schauen uns eine mit viel Ruhe an: die Kirche von Colo. Erbaut etwa 1890, sehen wirklich noch sehr viele Teile Original aus und wir sind ganz begeistert von dem Inneren. Schiffe hängen von den Decken, das Tonnengewölbe zeigt den Sternenhimmel und die Farben der Säulen geben die Farben des Meeres wieder. Mein Lieblingsort auf Chiloé.
Nach 4 Tagen verlassen wir die Insel wieder und navigieren jetzt endgültig in Richtung Santiago de Chile – in Richtung Rückkehr nach Deutschland.
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