Esperamos un poquito!
Im südamerikanischen Spanisch wird die Verkleinerungsform für ein Wort sehr häufig benutzt. Dann wird einfach eine bestimmte Endung an das Wort angehängt und schon ist es klein! z.B. „la casa= das Haus“ und „la casita = das kleine Haus“.
„Esperamos un poco = wir warten ein wenig“ oder eben „Esperamos un poquito = Wir warten ein klein wenig“
Diesen Satz hören wir seit Wochen sehr, sehr, sehr häufig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Anbei schildere ich euch in Kurzform unsere letzten zwei Monate zum Thema Verschiffung.
Als wir mit unserem Agenten Pepe in Mexiko in Kontakt waren, buchten wir ein Schiff für den 28. Mai von Veracruz, Mexiko nach Cartagena, Kolumbien. Da er sich um Zoll und sonstige Papiere kümmern muss, sollten wir die Motorräder am 23. Mai bei ihm abstellen.
„Kindly note the booking has been cancelled due to no vessel available. (diese Nachricht erreichte uns am 09.Mai)
Wir so: „okay, dann nehmen wir das Schiff am 29. Mai“ Denn wir hatten eine Aufstellung von allen Schiffen von Pepe bekommen und kannten daher die Fahrpläne.
Pepe: „Das nächste Schiff geht leider erst am 17.06. und wird etwa 9 Tage später in Cartagena ankommen“
Wir: „wir möchten aber Heim fliegen, da in Deutschland zwei Familienevents stattfinden, an denen wir gern teilnehmen möchten. Die Konfirmation von Alexander und Katharina in Berlin (29. Mai) und Pfingsten (04.-06. Juni. zelten auf der Ronneburg mit der Familie und Freunden. „
Pepe: „okay ihr könnt die Bikes bei mir parken. Bringt sie am 19.05. bei mir vorbei und dann könnt ihr am 22.05. Heim fliegen. Ich fahre die Motorräder dann zum Hafen, damit sie am 17.06. sicher nach Kolumbien schippern.“
Am 19.05. sind wir in Veracruz, fahren zum Zoll mit einem Mitarbeiter von Pepe und warten nur eine Stunde, (aufgrund der Coronabestimmungen vor dem Gebäude!! Innen wäre es auch einfach zu kühl mit der Klimaanlage 😊) Zahlen unseren Agenten, der nur cash akzeptiert, weswegen wir 6 x Geld am Geldautomaten holen müssen, da es einen Maximalbetrag pro Abhebung gibt.
Alles ist sehr schnell und einfach und wir fliegen am 22.05. tatsächlich wie geplant nach Deutschland. (um dann dank unserer Coronainfektionen fast 2 Wochen in Quarantäne zu verbringen und nicht an den Familienevents teilnehmen zu können)
Esperamos un poquito!
Am 10. Juni schickt unser Agent Pepe aus Mexiko Bilder: Daffy und Daky sind in einem Container im Hafen und warten….
Am 13. Juni erreicht uns eine Nachricht von Hapag Lloyd – das Schiff wurde storniert!
Zwei Tage später eine neue Nachricht: Am 23. Juni kommt das nächste Schiff
Als die NYK Diana dann tatsächlich am 28. Juni in Mexiko ablegt, bekommen wir die Nachricht von Pepe: Am 10. Juli wird euer Schiff Cartagena erreichen. (er sagte etwas von 9 Tagen?)
Esperamos un poquito!
Von da an erreichen uns täglich Nachrichten in denen bestätigt wird: die NYK Diana verspätet sich um einen weiteren Tag, und noch einen Tag, und noch einen Tag, und noch einen Tag….
Als sie dann am 14. Juli in Cartagena anlegt und auch ausläd steigt unsere Hoffnung! Aber weit gefehlt. Wir dürfen zwar zum Notar gehen, um unsere Existenz zu bestätigen und dann beginnt das Warten auf die Zollinspektion. Gestern (18.07.) durften wir die beiden dann tatsächlich aus dem Container rausholen (auch dieser Termin ist bereits 3 Mal vorher bestätigt gewesen) – aber für die komplette Bearbeitung durch die Zollbehörde reichte die Zeit nicht mehr. Seit morgens um 8.30 Uhr hatten wir bei unserer Agentin Ana gewartet um dann um 18 Uhr etwas frustriert wieder in unsere Unterkunft zu fahren. Wir haben den ganzen Tag gewartet: zunächst auf den Termin für das Ausladen, als wir dann in den Hafen durften, mussten wir auf die Ausweise für uns zum Betreten warten, dann haben wir auf die Zollinspektorin gewartet, dann haben wir auf den Kran gewartet, der den Container vom Trailer abläd, dann haben wir auf den Mann gewartet, der mit einem stumpfen Seitenschneider das Sicherheitssiegel aufgebrochen hat (Robert wollte schon selbst eingreifen), dann haben wir sie ausladen dürfen!!! Um dann auf die Fahrer zu warten, die unsere beiden Süßen in den WARTEBEREICH fahren durften!!! Und dann mussten wir zum Zoll fahren, um dort auf die Bearbeitung der Papiere zu warten und dann war es fast soweit sie zu holen – wir warten nur noch auf eine Bestätigungs-Email vom Zoll, die leider erst nach Feierabend eintrifft! Also warten wir einfach bis morgen…..
Esperamos un poquito!
Esperamos un poquitico!
Denn es gibt tatsächlich noch eine Steigerung in Kolumbien von „ein klein wenig“! Wir warten einfach noch ein ganz klein wenig weniger!
Heute (19. Juli) ist der Wartemarathon beendet! Wir holen Daffy und Daky aus dem Hafen ab! Und zur Krönung der Geschichte ist Daffy dann nicht mehr zu überreden, selbständig aus dem Hafengelände rauszufahren, weil der Sprit alle ist. Ich schiebe sie die letzten 100 Meter (und warte dann bis uns der nette Mitarbeiter von Ana noch Benzin von der Tankstelle holt).
Ab jetzt reisen wir wieder selbstbestimmt und frei! Ab jetzt ist jede Verzögerung im Reisetempo nur durch uns selbst verursacht, jedes Innehalten ein selbst gewähltes Schicksal und jede Ruhe wird nur solange von uns akzeptiert, bis die Unruhe uns einfach weitertreibt…..
Sollte ich euch mit dieser Schilderung ein wenig gelangweilt haben, dann entschuldige ich mich – aber kann euch auch gleichzeitig mitteilen, dass ich einige Details noch weggelassen habe. Sonst wäre die Schilderung doppelt so lang geworden….
Kurz und knapp noch einiges, was wir während der Wartezeit erlebt haben:
- Eine weitere Motorradreisende kennengelernt und richtig nette Zeit miteinander gewartet. Heather fährt solo durch die Welt und bereits in Belize und Guatemala trafen wir uns. Jetzt ist sie auch in Cartagena, weil leider ihr Moped kaputt ist und zurück verschifft wird…. Sie wartet hier auf ein Angebot für eine Verschiffungspassage nach Europa. Wir verbringen also unsere Wartezeit gemeinsam.
- Wir besuchen das Museum der modernen Kunst, das Marinemuseum und schlendern ziemlich häufig durch alle Gassen der Stadt und warten….
- In Cartagena fahren wir abwechselnd Bus, Taxi (die kleinen gelben Flitzer gibt es hier in unglaublich großer Menge und sie kosten 2 – 3 Euro pro Fahrt.) Aber wenn wir zum Hafen fahren, dann holt uns der Sohn von Ana mit dem Auto ab. Es geht uns schon gut hier. Begeistert sind wir mal wieder von den Bussen. Tatsächlich gibt es neben den alten klapprigen Bussen auch eine wirklich sehr moderne, klimatisierte Buslinie. Die Busse kosten pro Fahrt 5.400 Kolumbianische Pesos (1,23 Euro) für uns beide zusammen und sie fahren weite Strecken auf eigenen Busspuren und somit am Stau vorbei. Klasse! Da wir aber keine aufladbare Buskarte besitzen, muss jedes Mal die Dame aus dem Kassenhaus mit uns gemeinsam zum Drehkreuz gehen und uns durchlassen. Dann warten eben alle anderen in der Schlange, die gerade ihre Karte aufladen möchten…. Entschuldigung fürs WARTEN!
Einige Bilder aus Cartagena:
Falls jemand von euch das Wort „Warten“ in diesem Artikel zählen möchte – ich freue mich auf eure Rückmeldungen! Meine Geduld ist heute etwas aufgebraucht…..
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