Sechs Uhr morgens, es ist der 04. März 2022, der Nebel wabert über den Fluss, die Vogelwelt erwacht, die Sonne geht über den Baumwipfeln auf und eine unglaubliche Dankbarkeit erfasst mich. Wir liegen unter unserem Moskitonetz in einem Holzhäuschen auf Stelzen direkt am New River in der Stadt „Orange Walk Town“ in Belize.
Seit Montag sind wir in diesem kleinen Land und sind einfach nur begeistert. Belize ist das einzige englischsprachige Land in Zentralamerika und nach über einem Jahr ausschließlich in spanischsprachigen Ländern ist es für uns einfach eine total schöne Abwechslung, mal wieder richtig gut mit jedem kommunizieren zu können. Aber nicht nur die Sprache ist hier anders als in den Nachbarländern auch die Menschen selbst. Die Bevölkerung (nur etwa 420.000 Menschen) ist ein kunterbunter Mix aus Mayas, Mestizen (Mischung aus Weißen und Ureinwohnern), Kreolen (Nachfahren von Sklaven aus Afrika), Garifuna (schwarze Kariben) und mit 4 % auch deutschstämmige Mennoniten.
Die wollen wir natürlich etwas näher kennenlernen und fahren daher nach „Little Belize“, einer Gemeinde, in der die konservativsten Mennoniten in Belize leben. Hier gibt es keine Autos, keine Fernseher, keine Smartphones und auch insgesamt hat man das Gefühl in ein anders Jahrhundert einzutauchen. Die Traktoren fahren auf Eisenrädern und das einzige Fortbewegungsmittel sind schlichte Pferdekutschen. Eine sehr sandige Piste führt entlang der bewirtschafteten Felder und in großen Abständen sind die Höfe der Einwohner zu sehen. Alles ist extrem sauber und aufgeräumt. Alle Gemeindemitglieder tragen die gleiche Kleidung, Frauen geblümte dunkle Kleider und Männer karierte Hemden und Latzhosen. Die Mennoniten leben sehr isoliert und sind Besucher mit Motorrädern nicht gewohnt. Wir werden skeptisch beäugt und sehr verhalten zurückgegrüßt. Wir bestaunen sie und sie bestaunen uns….. Hier ist es so ganz anders als im restlichen Land, wo wir sehr oft besonders herzlich und fröhlich mit „Hi sister, welcome to Belice“ oder ähnlich begrüßt werden.
Wir lernen aber auch, dass die Mennoniten mit ihrem Ackerbau und Viehzucht immerhin fast 70 % der Lebensmittel in Belize produzieren. Eine kleine besondere, deutschsprachige, isolierte Bevölkerungsgruppe die aber für das Land enorm wichtig ist.
Auf dem Weg nach Little Belize hatte Robert bei Daky ein Klackern in einem Kugellager gehört und war etwas beunruhigt, ob eine Weiterfahrt wirklich sinnvoll sei. Da ich solche Unterbrechungen auch liebe, Robert gern alles sofort erledigen möchte und er eh alle Ersatzteile dabei hat, fragen wir uns einfach bis zur nächsten Werkstatt durch. Dort treffen wir auf Fabio und seinen Mitarbeiter, die unzählige Fragen an uns haben, während sie Robert bei der Arbeit zuschauen und wir (also eher ich) nutzen die Gelegenheit und fragen sie ganz viel über das Land aus. Etwa eine Stunde Reparatur, Kugellager im Kettenradträger sind erneuert, Robert hat einen neuen Fan und ich einige interessante Informationen über das Land und das Leben. Boxenstopp in einem kleinen Dorf in Belize!
Die unglaublich reiche Natur hier am New River konnten wir besonders schön bei einer Bootstour genießen. Fast 2 Stunden ist unser cooler Guide Collin mit uns und einer kleinen Gruppe auf dem Wasser entlanggeschippert und hat sein Boot bei fast jedem Krokodil und bei vielen Vögeln angehalten. Wunderschön! Und als wir dann an unserem Ziel, der Mayastätte Lamanai aussteigen und gleich von einer Horde Brüllaffen in den Bäumen empfangen werden, ist unsere Begeisterung nicht mehr zu bremsen. In Rekordgeschwindigkeit erklimmen Robert und ich die Mayaruine, um den Affen ganz nah zu sein. „Endlich wieder Affen!“ sagt Robert etwa 23 mal! Aber auch die Ruinen hier im Dschungel haben uns wieder sehr begeistert. Fast allein erkundet unsere Gruppe die verschiedenen Pyramiden und Gebäude und lauscht den Erklärungen von Collin. Ganz nebenbei bringt er uns auch noch bei wie man am besten an einer Liane schwingt. Nur etwa 5 % dieser riesigen Mayastätte Lamanai sind bisher ausgegraben und auch hier gibt es noch unglaublich viel, was die Wissenschaft noch nicht herausgefunden hat.
Ach, und ein paar Bilder möchte ich euch noch zeigen von unserem letzten Campingspot in Mexiko. Wir hatten uns ganz in der Nähe der Grenze zu Belize mit Steffi & Karsten (www.dinoadventure.de) verabredet und eine tolle Zeit miteinander verbracht. Die zwei sind auch schon fast 3 Jahre unterwegs und so gab es mal wieder einige Reiseanekdoten auszutauschen. Natürlich bewunderten wir auch ihren Dino (ihren Truck). Wenn wir mal älter sind kaufen wir uns vielleicht auch ein Reisemobil 😊! Unser Platz an der Laguna Milagros ist am Wochenende ein beliebter Ausflugsort für viele Mexikaner und so konnten wir mal wieder erleben, wie sie ihre Freizeit genießen: große Familien, viel Essen, viel Alkohol und immer wieder laute Musik. Fiesta mexicana den ganzen Tag!
Tatsächlich ist uns auch das sofort in Belize aufgefallen: hier hört man die Musik in normaler Lautstärke und mehr englischsprachige Songs und sehr vieles was wir auch mögen. Passenderweise lief während der Reparatur in der Werkstatt auch unser Hochzeitssong: „Nothing else matters“! Gestern war ja auch unser Hochzeitstag.
Wir haben schon ganz viele Tipps bekommen, was wir uns noch alles in Belize anschauen können und sind total gespannt das Land weiter zu erkunden. Und vielleicht seid ihr dann auch wieder mit dabei?
ride2seetheworld