Gestern sind wir einer Telegram Gruppe beigetreten mit dem Namen: „Auswandern nach Belize“. Wir denken nicht über das Auswandern nach – aber wenn es dazu kommen sollte, dann wäre Belize auf jeden Fall in der ganz engen Auswahl. Das Land begeistert durch seine enorme Vielfalt, sein echtes „Multikulti“ und seine tolle Mischung aus karibischer Fröhlichkeit und europäischer Korrektheit. Die Natur ist wunderschön, es gibt tolle Straßen ohne viele Geschwindigkeitsreduktoren und die Menschen sind überall sehr offen und freundlich.
Die letzten Tage waren so abwechslungsreich wie das Land. Nach einem kurzen Abstecher nach Belize City, die übrigens nicht die Hauptstadt des Landes ist (das ist Belmopan), hatten wir hintereinander an 3 verschiedenen Stellen des Landes wirklich traumhafte Bedingungen zum Zelten.
Zunächst waren wir in Hopkins, einem kleinen Dorf am Meer. Karibikflair wie es besser nicht geht: weißer Strand, Kokospalmen, ruhiges Meer und strahlender Sonnenschein mit einer angenehmen Brise. Und dann treffen wir auch noch ein total nettes Paar aus Lichtenstein, die mit ihrem Reisemobil seit einigen Monaten unterwegs sind (bärbel-on-tour.com). Wir grillen Maiskolben und Hotdog-Würstchen zusammen und quatschen bis spät in die Nacht hinein. In der Villa Verde wird es ja morgens schon recht schnell warm, also hüpfen wir nach einer kurzen Nacht wieder ins Meer und packen danach alles zusammen. Die Reiselust ist im Moment größer, als die Lust an schönen Orten zu verweilen.
Wir fahren in Richtung Süden, wohin genau eine einzige Straße führt. (hatte ich erwähnt, daß Belize nur wenig größer als Hessen ist?). Die Natur wird tropischer, die Straße führt unterhalb von Hügelketten entlang, vieles ist bewaldet und plötzlich ändert sich auch ganz deutlich die Art der Besiedlung. Wir sind in der Mayaregion des Landes. Auf der App Ioverlander finden wir einen Hinweis zu der SunCreekLodge, einem magischen Ort unter hohen Bäumen. Die Lodge hat sehr schöne Hütten mit Außenduschen und einem sehr netten Aufenthaltsbereich wo ein leckeres Frühstück serviert wird. Zum Glück dürfen wir auch auf dem Gelände unsere Villa Verde aufstellen. Hier lebt eine deutsche Familie, die vor 8 Jahren nach Belize ausgewandert ist und auch viel Reiseerfahrung hat. Marisa und Thomas führen die Lodge mit viel Herzblut und Begeisterung und so fühlen wir uns sofort super wohl. Wir beobachten unzählige Vögel, hören die Brüllaffen und betrachten all die schönen Blüten auf dem Gelände. Und wir nutzen die Gelegenheit für lange Gespräche mit den beiden.
Eine kleine nette Geschichte erleben wir hier (die für uns stellvertretend für viele andere Begegnungen steht): Robert und ich laufen gegen 20 Uhr, also in totaler Dunkelheit, auf dem unbefestigten Weg, der zum Dorf und zur Lodge führt, als ein Auto neben uns langsamer wird. Es gibt hier nicht sehr viele Autos und somit auch fast kein Verkehr nachts. Der Fahrer lässt seine Scheibe runter und lehnt sich aus dem Auto um uns anzusprechen. Was denkt ihr jetzt? Was würdet ihr erwarten? Nachts im Dunkeln, ein Auto hält, keine Behausung weit und breit?? Wir vertrauen auch in solchen Momenten, da wir immer nur gute Erfahrungen gemacht haben! Und wieder gibt unsere Erfahrung uns recht: Der Mann fragt nur, ob bei uns alles in Ordnung sei oder ob wir irgendeine Hilfe benötigen! Es gibt so viele tolle Menschen auf der Welt!
Vom südlichsten Ende des Landes zieht es uns ein weiteres Mal in eine Mennoniten Gemeinde. Spanish Lookout ist eine Ansammlung von Farmen, in denen progressive Mennoniten leben. Anders als ihre Glaubensbrüder aus Little Belize sind sie nicht mit Pferdekutschen unterwegs und verzichten nicht auf moderne Hilfsmittel wie z.B. Smartphone. Hier sehen wir große Firmen, wunderschöne Häuser auf riesigen Grundstücken, viel Vieh, einige Felder und vor allem alles ist blitzsauber und gepflegt. Wir schlagen unser Zelt auf in einer Art Gemeindepark. Hier darf man unter der Woche sogar kostenfrei Zelten. Es gibt um einen kleinen See verteilt viele Schutzdächer mit Sitzgelegenheiten, verschiedenen sehr saubere Toilettenhäuser, Wasseranschlüssen und Steckdosen, wunderschöne Grillmöglichkeiten und einen sehr gepflegten Rasen, der das Zelterherz höher schlagen lässt. Wir erreichen den Countryside Park am Samstagnachmittag und können daher einige Mitglieder der Gemeinde bei ihren Freizeitaktivitäten beobachten. Die Jugendlichen spielen Discgolf (dabei werden Frisbeescheiben in Körbe geworfen, die wie auf einem Golfkurs an verschiedenen Stellen platziert sind) und einige Familien gehen am See spazieren oder haben ein Picknick dabei. Als wir gerade unsere Maiskolben grillen, hält ein junges Ehepaar mit ihren zwei Kindern bei uns an und folgt unserer Einladung auf einen Tee gern. Randy und Violet wohnen in Spanish Lookout und gehören zur Mennonitengemeinde, was wir vor allem an der Kleidung und den hellblonden Kindern sofort erkennen können. Die zwei sind total nett und so freuen wir uns wirklich sehr, als sie uns für den nächsten Tag zum Mittagessen zu sich nach Hause einladen. Als sie uns dann noch fragen, ob wir vorher auch den Gottesdienst besuchen möchten sind wir ganz überrascht, da wir nicht damit gerechnet hatten, dass wir als nicht Mennoniten dort willkommen seien. Aber wir sind es! Das spüren wir deutlich am Morgen in der Kirche. Etwa 300 – 350 Gemeindemitglieder versammeln sich um 9 Uhr. Die Sitzordnung trennt die Männer und die Frauen. Ein nettes älteres Ehepaar kümmert sich um uns, erklärt uns die Geräte zur Simultanübersetzung und auch dass wir gern zusammen sitzen können. Der Gottesdienst findet in Niederdeutsch statt und gesungen und gelesen wird in Hochdeutsch. Wir benötigen aber tatsächlich doch die englische Simultanstimme im Ohr, da wir das Niederdeutsch nicht verstehen können. Es ist so spannend zu sehen wie der Gottesdienst abläuft, wie diszipliniert und korrekt sich jeder verhält (auch das Aufstehen erfolgt geordnet) und wie anders es hier abläuft, als bei den kreolischen Nachbarn in Crooked Tree Village am letzten Sonntag. Der Besuch bei einem Gottesdienst gibt uns so tolle Einblicke in die Religion und Kultur der Menschen.
Bei dem Mittagessen danach bei Randy und Violet waren noch Freunde anwesend und so haben wir zu sechst so manche Geschichten ausgetauscht. Vielen lieben Dank für eure Gastfreundschaft! Da die Mennoniten Fotos nicht sehr schätzen, habe ich leider für euch keine Bilder zu diesem besonderen Erlebnis.
Seit gestern Nachmittag regnet es – bestimmt ist Belize traurig, da wir heute ausreisen werden. Ich bin mit jedoch sehr sicher, dass wir hier nicht das letzte Mal gewesen sind.
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