Pech und Pannen
Pech und Pannen

Pech und Pannen

Es kommt ja wirklich selten vor – aber es kommt vor: wir haben eine Pechsträhne!

Die Strähne voller Pech 🙂 beginnt an unserem letzten Tag in Guatemala. Schweren Herzens verabschieden wir uns im Gringo Perdido von allem und von jedem und packen alles zusammen. Der Straße bis zur Grenze El Ceibo ist schön zu fahren und meistens gut geteert – da haben wir in Guatemala auch schon anderes erlebt.

Plötzlich macht es ein wirklich sehr unschönes Geräusch bei Daffy und ich erschrecke mich heftig. Schlagende, laute Geräusche in der Gegend der Kette und irgendwie so ein richtig ungutes Gefühl. Ich ziehe die Kupplung, bremse langsam aber bestimmt ab und rufe nur: „Robert, ich habe ein Problem! Ich glaube ein großes!!“ Wir halten an, mein Puls ist überdurchschnittlich hoch, ich springe von Daffy und bestaune meine grüne Kette und sehe: MEINE GRÜNE HÄNGEMATTE!!! Tatsächlich hat sich der Deckel einer meiner Transportröhren geöffnet und die Hängematte ist rausgerutscht und hat sich in der Kette verfangen. Das laute Schlagen wurde durch die großen Mettalkarabiner verursacht, die aber zum Glück nichts am Motorrad beschädigt haben. Puh, welch ein Glück im Unglück, das hätte anders enden können! Nix kaputt am Motorrad – nur die Hängematte ist total zerfetzt und landet leider im Müll. Meine Hängematte begleitet mich jetzt schon während der gesamten Reise und war ein Abschiedsgeschenk von meinen Mitarbeitern.

Meine etwas sentimentale Stimmung durch den Abschied von Guatemala wird tatsächlich von dem Verlust der Hängematte ziemlich verstärkt. Klingt merkwürdig, war aber in dem Moment einfach so. Snief….

Der letzte Tankstopp in Guatemala
Das letzte Essen in Guatemala

Wir kommen an der Grenze zu Mexiko gegen 14 Uhr an. Die Stempel in Guatemala von Immigration und Zoll sind schnell erledigt. Der Grenzübergang ist sehr klein und es gibt keinerlei Wartezeiten – wunderbar. Wir setzen uns wieder auf die Motorräder und genau in diesem Moment schiebt der Grenzbeamte vor uns die großen Metalltore in Richtung Mexiko zu. Wir sind verwirrt! Freundlich bitte ich darum, durchfahren zu können, doch bekomme zur Antwort. „Die Grenze ist jetzt etwa für 40 – 60 Minuten gesperrt“ „Protokoll“. Wir sehen warum und sind bestürzt. 3 Busse voller Flüchtlinge fahren gerade in Richtung Guatemala und während diese sich im Grenzbereich aufhalten, darf niemand anderes dort rein.

Wie wir später erfahren, passiert das täglich. Alle Flüchtlinge sind sogenannte „Zurückgeschickte“. Flüchtlinge aus Nicaragua, Honduras, El Salvador und Guatemala die versucht hatten, die USA zu erreichen und in Mexiko aufgegriffen worden und jetzt zurückgebracht werden. Allein im Juli 2021 wurden 212 000 Flüchtlinge in Mexiko festgenommen. Aufgrund des von Trump eingesetzten „coronabedingten“ Einreisestopps, werden keine Flüchtlinge in die USA reingelassen und die USA unterstützt Mexiko darin, alle Flüchtlinge zurück zu bringen.

Und genau solche Busse erleben wir hier direkt vor unserer Nase. Das berührt uns sehr. So viele geplatzte Hoffnungen und so viel Elend und Verzweiflung fahren in diesen Bussen wieder zurück in ihre Heimat.

Die Busse voller Flüchtlinge kommen über die Grenze

Und die kleine, aber unmittelbare Folge dieser Busse an der Grenze ist es, das wir um 17.08 Uhr am Schalter vom mexikanischen Zoll stehen und uns die Dame am Schalter sagt: „Geschlossen! Kommen sie morgen wieder!“ (die Stunde Zeitverschiebung zwischen den Ländern hatten wir auch noch vergessen)

Ist ja nichts was wir nicht schon mal hatten. Auch in Tadschikistan kamen wir nicht über die Grenze und hatten da einfach unser Zelt auf einem Grünstreifen aufgebaut. Genau das haben wir jetzt auch hier vor. Doch mexikanische Grenzpolizisten sind nicht so gastfreundlich wie die in Tadschikistan. Oh weh! Wir sorgen ziemlich für Aufregung, als wir unser Motorräder auf den Grünstreifen fahren und unser Zelt auspacken. Was soll ich sagen, weder mit freundlichen Worten noch mit meiner großen Verzweiflung lassen sich die Typen überzeugen. Sie verbieten uns das campen vor dem schönen Grenzgebäude strikt und mit Nachdruck. Jedoch erlauben sie uns, bis zur nächsten Stadt zu fahren, auch wenn unsere Motorräder noch nicht offiziell ins Land eingereist sind. Also düsen wir etwas frustriert los, da wir nun wirklich nicht auch noch im Dunkeln durch Mexiko fahren wollen, wenn wir schon keine Papiere haben…… Keine 10 Kilometer weiter steht eine Militärkontrolle. Wir werden ja nie angehalten denken wir noch, als der wenig grinsende Soldat seine Hand hebt und uns zum Stehen bringt! Militärkontrolle in Mexiko ohne gültige Einreisepapiere für die Motorräder!! Das kann ja fröhlich enden….

Doch zum Glück reicht meine Verzweiflung aus, um dem hinzugerufenen Comandante auf spanisch zu erklären, dass wir eine „mündliche“ Erlaubnis haben bis zur nächsten Stadt zu fahren und wir auf jeden Fall morgen zurückkehren werden, um die Einreiseunterlagen ordnungsgemäß zu komplettieren. Ich frag ihn auch gleich, ob wir eventuell neben seinem Posten unser Zelt aufstellen dürfen, dann hätte er das ja unter Kontrolle. Das irritiert ihn ganz offensichtlich sehr. Ein Zelt neben seinem Wachposten möchte er wohl nicht so gern haben: Er lässt uns weiterfahren!

Nächste Tag: wir fahren zurück zur Grenze, grüßen den Comandante, der wieder an der Straße steht, gehen zum Zoll und keine 2 Stunden später haben Daffy & Daky das notwendige „Temporary Import paper“. (die sind echt langsam) Danach stoppt uns wieder „unser“ Comandante und fragt einfach nur freundlich nach: „Alles gut jetzt? Todo bien?“.

Okay, aber der Tag geht nicht so fröhlich weiter. Daky hat einen Platten (alter Reifen) und Daffy springt nach der Mittagspause nicht mehr an (Korrosion an der Batterie). Natürlich kann Robert das immer wieder in Ordnung bringen, aber bei über 30 Grad ist das ziemlich kräftezehrend. Und der Satz ist natürlich auch irgendwie nur die Kurzversion von den zwei! Pannen an diesem Tag.

Reifenwechsel am Straßenrand bei über 30 Grad
Wenig später: Daky streikt nach der Mittagspause

Die Straßen in Tabasco (so heißt der Bundesstaat) sind schnurgrade auf hunderten von Kilometern. Es gibt nix zu sehen und wir beginnen wieder zu singen unter dem Helm, damit wir nicht einschlafen. Wir müssen aber Strecke machen, da wir auf dem Weg nach Cancún sind, wo uns diese Woche unsere Freundin Jeanette wieder besuchen wird. Diese Vorfreude lässt uns „durchhalten“. Wir fahren über 1000 Kilometer durch Mexiko, sind angestrengt von den ewig geraden Straßen, den hohen Temperaturen und den lauten Nächten durch Hundegebell. Wir zelten zwischendurch, da wir auch bei der Hotelwahl so eine Katastrophe erlebt haben, dass wir lieber wieder in unsere Villa Verde ziehen.

Das war nicht so die beste Hotelwahl… die Matratzen sind älter als das Telefon
Lieber wieder in die Villa Verde, leider mit super viel Hundegebell in der Nacht
Es ist so heiß, dass wir Eis in die Trinkrucksäcke füllen

Was soll ich sagen: Die ersten Tage in Mexiko waren irgendwie doof! Total erfreut haben uns allerdings die Menschen. Sehr offene, sehr interessierte und total begeisterte Begegnungen. Mehrfach haben wir bereits kleine Geschenke bekommen und jeder freut sich, dass wir ihr Land besuchen. Und das Essen ist auch super lecker und echt günstig hier….

Hühnchen Mexikana mit Tortillas und Bohnen, einfach lecker und günstig

Jetzt müssen wir wohl nur erstmal mit unseren Herzen hier ankommen. Die Fahne von Guatemala habe ich gestern vom Moped genommen! Mexiko – wir sind jetzt da!

ride2seetheworld

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