Nach unserem schweren Abschied aus Portugal steuern wir in Richtung spanische Küste und finden einen Campingplatz an windgeschützter Stelle ganz in der Nähe von kilometerweiten (leeren) Stränden. Wie fast immer, buchen wir für eine Nacht – aber ganz schnell „überzeugen“ uns die heftigen Regengüsse eine weitere Nacht zu bleiben. So verbringen wir mehr oder weniger den ersten Tag fast nur im Zelt. Wir hören Musik aus den 70ern und 80ern, singen „brennendheisser Wüstensand“ und lesen in unserem aktuellen Lieblingsbuch von Meike Winnemuth: Da große Los. Absolute Leseempfehlung!
Schlauerweise sind die Parzellen für die Zelte mit kleinen Mauern umgeben – da kann der Regen jeweils einen schönen See bilden und fließt nicht so schnell ab 😊 So hoch hat unser Zelt noch nie im Wasser gestanden.
Am nächsten Tag geben wir dann richtig Gas und düsen vorbei an Sevilla, um am Abend in Tarifa anzukommen – damit wir auf jeden Fall am nächsten Tag die Fähre nach Marokko nehmen können. Die Fahrt ist langweilig, da wir aufgrund der Entfernung uns für Autobahn entschieden haben und Andalusien in dieser Ecke auch nicht besonders schön ist. Kurz vor Tarifa erwischt uns wieder ein hefiger Wolkenbruch und der Wind lässt uns in Schräglage fahren. Aber der Gedanke an das gebuchte Zimmer über AirBnB mit Badezimmer und Dusche lässt uns weiterfahren.
Was soll ich sagen: die Unterkunft ist eine Katastrophe! Der erste Fehlgriff über die Plattform, mit der wir bisher sehr positive Erfahrung gemacht haben. Außer einem tollen Blick auf Afrika (wegen des Regens natürlich nicht heute) geht hier mal garnichts. Wlan funktioniert seit ein paar Tagen nicht – Wasser ist gerade ausgefallen – die Heizung startet erst um 20 Uhr – das Geschirr in der Gemeinschaftsküche steht ungespült in der Nähe des Spülbeckens, der Mülleimer inkl. Müll ist total verschimmelt – der Aufenthaltsraum gleicht eher einer Waschküche mit Bergen von ungewaschener Wäsche….. das erste Mal sind die Nerven von Barbara am ENDE!!!
Am nächsten Tag fällt selbst das Aufstehen und die Fahrt zur Fähre schwer, weil die Stimmung echt am Tiefpunkt ist. Aber der Gedanke an Marokko treibt an. Als wir am Fährhafen ankommen, wundern wir uns etwas über die „Ruhe“. HEUTE FAHREN KEINE FÄHREN NACH AFRIKA! STURMWARNUNG! Es sind doch nur 15 km…
Also suchen wir uns einen Campingplatz am Strand von Tarifa und versuchen uns erstmal positiv zu stimmen. Das Wetter ist echt stürmisch – aber sonnig. Also sehen wir uns das Städtchen an, beobachten die Kitesurfer und kochen leckere Nudeln mit Sardinen in Tomatensauce in der Sonne vor dem Zelt – bis uns ein heftiger Regenguss in die Bar treibt 😊
Am Mittwoch fahren wir in einer Regenpause an den Fährhafen und verpassen die 13 Uhr Fähre um einige Minuten. Die Nächste fährt um 16 Uhr, da aufgrund der Jahreszeit die Fähren nicht wie sonst stündlich fahren. So schaffen wir es also auch noch an unserem ersten Abend in Marokko 40 km im Dunkeln zu fahren. Auf den Straßen sieht man die unbeleuchteten Mofas und Fahrradfahrer in letzter Minute und die Schlaglöcher sind aufgrund der Regenfälle alle vollgelaufen – da kann man auch nicht erkennen wie tief sie sind. Und jeder, der schon in Marokko gefahren ist, weiß das manche Schlaglöcher seeehhhrr tief und groß sind….
So kommen wir am Mittwoch Abend etwas unentspannt aber erleichtert gegen 19 Uhr in totaler Dunkelheit in unserem gebuchten Hostal in Asilah an. Hier bleiben wir 3 Nächte und gewöhnen uns langsam an Marokko und erholen uns von Tag zu Tag. Asilah ist nicht sehr touristisch und hat eine sehr schöne Medina, direkt am Meer.
Noch mehr gefällt uns das Viertel in dem die Einheimischen einkaufen und in den Kaffees ihren Tee trinken. Wir lassen uns treiben und machen es genauso: Obst einkaufen auf dem Markt, eine SIM-Karte am Kiosk aufladen (die wir im Hostal von Daniel geschenkt bekommen haben), gesalzene Sonnenblumenkerne knuspern, Pfefferminztee trinken in einem Straßenkaffee, Sandwich essen in einer Bude in der nur die Einheimischen essen.
Alles ist aufregend und macht uns riesig Spaß. Für manches brauchen wir etwas Mut – aber gemeinsam meistern wir alles! Auch der Markt am späten Abend macht uns Spaß – hier sind wir definitiv die einzigen Europäer.
Viele Eindrücke, viele Gerüche, Vieles ist fremd: genauso haben wir es gewollt! Und schon sind die „Pechtage“ vorbei – am Ende wird alles gut 🙂
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