„Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade.“ Diese Weisheit haben wir neulich von Willi gelernt, der als erfahrener Ralleypilot von unzähligen Wüstenrennen wissen muss, wie man die Sahara durchquert. Wir halten uns an seinen Rat und nehmen den geraden Weg von Douz nach Ksar Ghilane. Die geteerte Straße würde im Dreieck in 145 km von einem Ort zum anderen führen und gerade durch die Wüste sind es nur 80 km. Also nehmen wir doch den direkten Weg! Und dafür brauchen wir 4 Tage 😊!

Aber von vorne: In Tozeur treffen wir auf Maren und Ralf (Maren und Ralf unterwegs), mit denen wir nach Tunesien eingereist waren. Sie hatten Anfang Januar den schnellen Weg in Richtung Süden von Tunesien gewählt und waren mit anderen Trucks zusammen bereits etliche Tage durch die Wüste gefahren. Jetzt waren sie zusammen mit Nathalie und Chris auf dem Weg nach Douz, wo wir gerade herkamen. Sie überredeten uns, mit ihnen zusammen die Wüste zu durchqueren. Tatsächlich brauchten sie dazu etwas Überzeugungsarbeit, da wir uns nicht so ganz sicher waren, ob das mit unserem Kondor eine so gute Idee sei. Doch dann dachten wir: Es ist mal wieder eine Chance, die sich da auftut und Chancen sind zum Ergreifen da. Mit zwei so gut ausgestatteten Trucks und mit so angenehmer Reisebegleitung kann doch gar nichts schief gehen. Also sagten wir zu und drehten um in Richtung Douz. Auf dem Weg dahin, füllten wir unsere Schränke mit Lebensmitteln und hielten nochmal bei Mohamed in Douz, um auch unseren Wassertank mit 100 Liter zu füllen und unsere Fahrräder bei ihm zu parken. So hatten wir weniger Gewicht auf dem Gepäckträger und gleichzeitig auch noch einen guten Platz für Brennholz.

Am Rand von Douz in der Nähe der Kamelparkplätze trafen wir uns mit den anderen Vieren und schauten erwartungsvoll in Richtung Wüste. Jeder bereitete sein Fahrzeug auf die bevorstehende Fahrt vor: Fahrräder vom Träger runter, bewegliche Teile gut verstauen, zusätzliche Polsterung zwischen die Weinflaschen (die wir noch in Tozeur kaufen konnten) und dann ging es am Morgen nach dem Ablassen von Reifendruck los! Wir rollten wenige Kilometer von Douz entfernt auf die Piste in Richtung Ksar Ghilane. Chris und Nathalie mit ihrem Steyr (genannt Shorty) immer vorne weg, Ralf und Maren mit ihrem Opa Theo (Baujahr 1966) immer hinter uns. Alle waren ganz gespannt, wie sich der Kondor wohl so schlagen wird. Ich glaube ja, es liefen Wetten, wie lange es dauern würde, bis wir uns das erste Mal im Sand festfahren.

Roberts anfängliche Anspannung wich schnell einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht! Der Kondor kann Wüste! Bei jeder Verwehung, bei jeder Düne und auch im tieferen Sand flog der Kondor nur so durch die Sahara. Das erste Problem hatte dann überraschender Weise das Team Shorty. Der eigentlich recht harte Sand durch die Regenfälle der letzten Wochen, gab auf einer Sanddüne nach und der Steyr rutschte in eine ziemlich gefährlich aussehende Schräglage. Tatsächlich dauerte es über eine Stunde, bis alle gemeinsam mit Schaufeln und Sandblechen den Truck wieder in eine stabile Position brachten. Tolle Teamarbeit führte zu einer riesigen Erleichterung. Nicht alle in der Gruppe waren vom positiven Ausgang überzeugt gewesen und um so größer war die Freude.



Wir waren bisher erst 18 Kilometer gefahren, aber der Schrecken saß doch tief. So blieben wir einfach wenige Kilometer weiter stehen, stellten unsere Fahrzeuge zu einer schützenden Wagenburg und erholten uns. Stellplatzsuche in der Wüste ist so einfach!
Am zweiten Tag schaffte es dann der Kondor uns alle wieder zur Schaufel greifen zu lassen. Der spitze Winkel der Düne und die Geschwindigkeit der Anfahrt passten nicht zusammen. Der Kondor setzte auf, Robert fluchte kurz und schaute besorgt unter den Bauch vom Kondor, der im Sand festsaß. Also schaufelten wir alle fleißig die Mitte des Fahrzeugs frei und Chris spannte ein Abschleppseil vom Steyr zum Kondor und zog ihn kurzerhand über die Düne! Auch diesen Vorfall konnten wir gemeinsam meistern.



Doch neben diesen fahrerischen Herausforderungen waren die Tage in der Wüste vor allem angefüllt mit friedvollen, wunderbaren Momenten:
Jeden Abend kochte uns Ralf ein herrliches Mal und auch das Lagerfeuer wurde ein fester Bestandteil des „Programms unter einer Millionen Sternen“. Wir bestaunten am Morgen eine Herde Dromedare mit ihren Hirten, wie sie über die Dünen schritten, freuten uns über vier Hunde, die sich entschieden hatten uns zu beschützen und kommunizierten mit einem Hirten, der nach unserem Gespräch seiner Ziegenherde hinterherlaufen musste, da diese auch ohne ihn weiterzog. Und vor allem bestaunten wir diese unwirkliche Natur mit mancher kleinen Blume, dem Ginster und vielen Büschen, die sich in dieser Jahreszeit in der Wüste gegen die Trockenheit durchsetzen. Faszinierende Sahara!









Alle fühlten sich rundherum wohl und so nahmen wir uns die Zeit, auch noch eine dritte Nacht auf der 80 km Strecke zu verbringen. Die Gerade ist zwar die kürzeste Strecke, aber sie muss ja nicht die schnellste sein. Die Faszination Wüste hat uns eingefangen. Wenn man auf einer Düne steht und nichts hört, die Augen unglaublich weit blicken können, der leichte Wind in den Haaren zuppelt und die Sonne die Haut und die Seele erwärmt. Wunderbar! Eine Fahrt zwischen zwei Punkten ist eben nicht nur eine Strecke – es ist ein Erlebnis! Und unsere vier Tage in der Sahara waren ein ganz besonderes! Danke Maren, Ralf, Nathalie und Chris, dass ihr uns überzeugt habt mitzukommen.


Und zum Abschluss noch zwei kurze Videos (Ton an :-))
ride2seetheworld
Hallo ihr beiden Altenstädter…ganz toller Blog..mit Beiträgen die man nur so in sich hineinsaugt von mal zu mal mehr Fernsucht erfährt..
Danke für’s Teilhaben!
LG
Dirk & Lynette
Danke für die liebe Rückmeldung
Ja, es war toll mit euch zusammen durch die Sahara zu cruisen…👍❤️👋
Ebenso!