Bereits vor unserem tollen Urlaub auf Galapagos (link) hatten wir 3 Tage unser Zelt bei Raul und Paola aufgebaut. Die Beiden betreiben ein kleines sehr schönes Hotel südlich von Quito und heißen auch Reisende mit Zelt oder Camper jederzeit willkommen. Wie schon einige Male vorher, war es auch in diesem Jahr wieder soweit und Raul als begeisterter Motorradfahrer, organisierte ein Horizon Unlimited Treffen. Weltweit finden solche Motorrad – Fernreisenden Treffen statt und auch wir haben bereits in Deutschland, der Schweiz und der Mongolei (link) so eine Event besucht. Gemeinsam lauschen wir Vorträgen von anderen Reisenden, tauschen uns aus und knüpfen neue Kontakte. Neben einigen total netten Ecuadorianern, lernen wir Motorradreisende aus Kanada und Australien kennen und treffen auch Tom und Andrea wieder. Tracy aus Kanada reist seit 4 Jahren auf ihrem Motorrad und seit einem Jahr mit Roo, ihrem Hund als Beifahrer. Dafür hat sie sich extra einen Hunde-Beifahrer-Sitz gekauft…. Und die lustige Geschichte: Die Erfinder von diesem speziellen Sitz haben wir in Guatemala kennengelernt. Das sind auch zwei Motorradfahrer, die mit Schäferhund um die Welt reisen. Ich sag euch: in der Reiseszene gibt es nichts, was es nicht gibt.
Netterweise dürfen wir für unsere 10-tägige Galapagosreise unsere Motorräder im Hotel Sierra Alisos bei Raul trocken stehen lassen und freuen uns so richtig hierher wieder zurückzukehren. Zwei Tage Erholung nach unserem aufregenden Programm auf den Inseln tut gut. Und so starten wir ausgeruht auf unsere Tour durch die Berge in Richtung Quilotoa Vulkan. Die Straße ist ein Traum – und im Gegensatz zur hässlichen, 8-spurigen Panamericana auch leer. (wer davon träumt eines Tages mal die Panamericana zu fahren, sollte sich nochmal informieren) Recht schnell kommen wir auf eine beachtliche Höhe und ich bin sehr froh, mich am Morgen für eine lange Unterhose entschieden zu haben. Etwa 20 km vor unserem Ziel, dem Kratersee vom Quilotoa Vulkan, ziehen wir uns dann auch noch unsere Regenkleidung über. Es beginnt zu schütten und hört auch nicht wieder auf. Ich bin etwas traurig, da wir eine tolle Empfehlung zum Zelten direkt am Kraterrand hatten – aber bei 12 Grad am Nachmittag mit strömenden Regen entscheiden wir uns dann doch lieber für ein Zimmer mit Kamin. Sicherlich wird es in der Nacht noch kälter….
Und dann erwischt es mich das erste Mal: Höhenkrankheit! Mir ist schlecht und ich habe unglaubliche Kopfschmerzen. Auch eine Ibuprofen in der Nacht ändert daran nichts. Gegen 6 Uhr am Morgen stehen wir auf, um frische Luft zu schnuppern und mit einem Spaziergang mehr Sauerstoff ins Blut zu bekommen. Als dann unterwegs eine nette Indigene uns fragt, ob wir einen Kaffee oder einen Kokatee trinken wollen, hoffe ich auf „Rettung“. Unser erster Kokatee! Hier wird er mit Saft von Maracuja und Orange serviert und schmeckt so wie ein warmer Fruchtsaft mit Kokablättern. Wir folgen ihrer Anweisung und kauen die Blätter, um sie dann in die Wange zu schieben. Wir genießen den warmen süß-sauren Saft, kauen unsere Kokablätter zum Brei und schlagartig verfliegen meine Schmerzen. Das Zeug ist mal richtig gut!
So kann ich auch noch den 3 km breiten Kratersee (Lago Verde) auf 3838 Metern etwas genießen, bevor wir uns nach dem Frühstück in Richtung Baños aufmachen. Den Plan noch einen weiteren Tag hier zu verbringen, ändern wir mal ganz schnell. Einstellige Temperaturen und Höhenkrankheit sind keine gute Voraussetzung für einen längeren Aufenthalt.
Was bin ich froh, als wir in Baños auf den Campingplatz rollen und auf 1800 Metern Höhe ich mich wieder richtig gut fühle. Auch wenn wir hier am Fluß ordentlich Wind haben, sind die Temperaturen deutlich näher am Wohlfühlwetter. Wir bauen die Villa Verde auf und hängen die Hängematte in die Bäume und plötzlich kommt Christof auf den Platz spaziert. Wir hatten uns in Kolumbien in der Nähe von Medellin kennen gelernt und uns schon mal in San Augustin wiedergetroffen (damals aber verabredet). Und hier ist es einfach ein wunderschöner Zufall! Zusammen kochen wir, reparieren etwas an seiner Hanni (sein 60 Jahre alter Hanomag) und raffen unseren Mut zusammen, um mit einer Art „Seilbahn“ über das Flußtal zu schweben. Und dann plötzlich am Abend kommt noch die Nachricht von MiLi_Weltenbummler, sie seien in der Nähe und wenn wir noch in Baños seien, würden sie den kleinen Umweg von 2 Stunden Fahrt gerne in Kauf nehmen. Micha und Lisa (MiLi) hatten wir auf Galapagos getroffen und uns sofort bestens verstanden.
Kurze Zeit später sind wir also zu fünft auf unserem schönen Campingplatz am Fluß und verbringen eine herrliche Zeit miteinander. Die vier BMW stehen friedlich nebeneinander, die beiden Zelte werden vom Hanomag bewacht und bei uns fünfen stimmt einfach die Chemie. Die Gespräche sind lang und intensiv, wir lachen zusammen, wir basteln an den Mopeds (diesmal ist Michas 800er dran) und gemeinsam stürzen wir uns noch in das Abenteuer des nahen Adventure Park. Zipline im Liegen, Balancieren über eine schmale Hängebrücke, Klettersteig an der Felswand und „Paar- Ziplining“ zurück über die Schlucht. Was dachten wir gestern noch, wie mutig wir waren in unserer Seilbahn – heute haben wir ja mal alle Komfortgrenzen überschritten. Das war echt nicht ganz leicht – aber so cool!
Die gemeinsamen Tage fliegen nur so dahin und wir sind echt traurig, als wir uns trennen müssen. Micha und Lisa fahren leider nach Norden und auch Christof muss nochmal in Richtung Kolumbien. Nur wir fahren in Richtung Süden weiter… dem Amazonasgebiet entgegen.
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