Wir sind in der Hauptstadt von Peru. Wir sind in Lima! Und sicherlich können andere Reisende Spannendes berichten über die Sehenswürdigkeiten der Stadt: über das historische Zentrum, die Strandpromenade, die vielen guten Restaurants, das Museum der präkolumbianischen Kunst, usw, usw….. Von uns gibt es einen anderen Bericht über Lima! Wir möchten vor allem von der unglaublich offenen, freundlichen und hilfsbereiten Art der Menschen hier berichten. Überall werden wir mit offenen Armen begrüßt und es wird uns geholfen.
Für Lima hatten wir „Reifenwechsel“ auf dem Plan und wir bekommen von Thomas und Rita (XploreOnBike) eine Adresse genannt, die alle unsere Erwartungen übertrifft.
Die „El Camino – Moto Garage“ ist ein Ort an dem Biker Herzen höher und schneller schlagen. Motorradhandel, Werkstatt, Waschplatz, Zubehörshop, Restaurant und vor allem Begegnungsort! Wir werden unglaublich freundlich begrüßt und es fühlt sich in keinem Moment so an, dass die Freundlichkeit irgendetwas mit der Höhe des Umsatzes zu tun hat. Unsere beiden Motorräder gehören hier eher zu den kleinen Bikes (das erste Mal in Südamerika) und sicherlich zu den ältesten. Hier stehen neue KTM neben dicken BMW und schnittigen Ducatis. Wir könnten neue Schubert Helme kaufen oder unsere HELD Kombi erneuern oder eben aus einer großen Menge Heidenaugummis die passenden Reifen für Daffy und Daky aussuchen. Einfach klasse! 😊
Und hier im „El Camino“ lernen wir auch Frank kennen, einen Deutschen, der vor 18 Jahren in Lima „hängen geblieben“ ist – sicherlich auch aus Liebe zum Motorradfahren. Denn das kann man in Peru einfach super gut! Wenn ihr mal eine Tour durch Peru machen wollt, dann könnt ihr das bei ihm auch buchen.
Vor ein paar Tagen hatten wir vor unserer Tour durch den schönen Nationalpark Huarascan noch getankt. Wir waren echt begeistert von der Freundlichkeit des Tankwartes, der uns sogar zwei Flaschen Wasser schenkte, als er hörte wohin wir fahren. Am nächsten Tag sahen wir dann auf der Kreditkartenabrechnung einen Fehler. Wir hatten für 95 Soles getankt und auf der Abrechnung erschien der Betrag in Höhe von 950 Soles. (fast 240 Euro) Die schnelle und professionelle Kommunikation mit der Kreditkartenfirma war nicht von Erfolg gekrönt, da der Betrag noch nicht vom Tankstellenbetreiber eingezogen wurde und daher die Kreditkartenfirma noch nichts machen könne. Also suchten wir uns die Telefonnummer der Tankstelle raus und kommunizierten mit dem Eigentümer über Whatsapp. Sehr schnell bestätigte er uns den Fehler und wollte uns das Geld irgendwie zukommen lassen – aber wie? Zurückfahren war echt keine Option für uns (180 km Baustelle) und überweisen auf ein deutsches Konto recht kostenintensiv.
Wir sitzen also mit Frank direkt bei unserem Kennenlernen zusammen und erzählen ihm von unserem kleinen Problem. Ohne lange zu fackeln, schickt er dem Tankwart seine eigene Bankverbindung und drückt uns als Bargeld den zuviel bezahlten Betrag in die Hand. WOW! Und tatsächlich erhalten wir am nächsten Tag vom Betreiber der Tankstelle den Beleg, dass er dem Frank das Geld überwiesen hat. Solche Erlebnisse machen das Reisen aus!
Danke lieber Tankwart für deine Ehrlichkeit – wir waren uns von Anfang an sicher, der Tippfehler war wirklich nur ein Tippfehler! Und Danke Frank für dein Vertrauen uns das Geld zu geben, bevor du es erhalten hattest!
Die Liebe zu den Motorrädern und zum Reisen verbindet – wir sind sofort auf einer Wellenlänge und quatschen den ganzen Nachmittag und auch am nächsten Abend mit seiner Frau und ein paar Freunden in der netten Bar „Beerlin“ gehen uns die Themen nicht aus. Wir sprechen spanisch, englisch und deutsch durcheinander, wir lachen, erzählen uns Anekdoten und fühlen uns einfach sehr verbunden. Eine tolle Begegnung und wir sind dankbar wieder so wertvolle Menschen zu treffen.
Robert wechselt im kleinen Innenhof von unserem Hotel alle 4 Reifen – so können wir die restlichen Kilometer unserer Tour durch Südamerika auf gutem Profil erfahren. Eigentlich ist alles gut – und wir planen bereits unsere Weiterfahrt, als plötzlich ein unguter Geruch in Roberts feines Mechanikernäschen steigt. Während einer Fahrt durch die Stadt sagt er plötzlich: „Es riecht nach Kühlmittel!“ Und natürlich hat er Recht. Seine Daky ist undicht und grüne Tropfen beweisen seinen guten Geruchssinn: Der Wasserpumpen-Simmering leckt. Also steht mal wieder eine Operation am offenen Herzen an. Jedoch ist der kleine Innenhof vom Hotel für diese Reparatur nicht sehr geeignet, da auch ein Schreiner gerade dort Türen abschleift. Und Holzstaub und offener Motor vertragen sich wirklich nicht besonders gut. Also brauchen wir (also natürlich Robert) einen anderen Ort zum Schrauben.
Zunächst mal machen wir uns auf die Suche nach neuer Kühlflüssigkeit. Und als wir so an der Tankstelle stehen, hält ein großes Auto und der Besitzer fragt uns ob er irgendwie helfen könnte: „Ihr seht so suchend aus“. So lernen wir Alberto kennen. Als er erfährt, woher wir kommen wechselt er in fließendes Deutsch! Er läd uns ein, in sein Auto zu steigen und nimmt uns mit in sein Restaurant. Sein Vater ist aus der Schweiz nach Peru ausgewandert und hat 1936 hier ein Schweizer Restaurant eröffnet. Inzwischen ist dieses Restaurant eine echte Institution in Lima und wir spüren den Hauch von Luxus, Stil und europäischer Korrektheit. Man merkt die Schweizer Hotelfachschule, die unser neuer Freund Alberto besucht hat – ein perfekt geführtes, sehr erfolgreiches Restaurant zeugt davon.
Und als wir Alberto von unseren Herausforderungen erzählen einen sauberen Platz zum Schrauben zu finden, läd er uns ein, auf seinem Grundstück arbeiten zu können und alle seine Werkzeuge benutzen zu dürfen. Denn sein Hobby sind alte Autos und er beschäftigt ein paar Mitarbeiter, die seine Autos renovieren, pflegen und bewachen. Das Schrauberherz von Robert schlägt im Viertakt! Hier findet er alles, was er für die Reparatur seiner Daky benötigt. Und ich baue meinen Campingstuhl auf und schreibe am neuen Blog 😊.
Zwischendurch erhalten wir eine Nachricht von Elias, einem Biker den wir auf dem Motorradtreffen kennenlernten. Er fragt ob alles in Ordnung sei bei uns und ob wir in Peru noch etwas benötigen….. Auf der Straße lernen wir Alfredo kennen, der ebenfalls ein Motorrad besitzt und in Lima lebt und uns auch mit Hilfsangeboten überschüttet!
Wir hatten andere Reisende getroffen, die uns warnten vor der Ausländerfeindlichkeit der Peruaner. Wir fragen uns mehrfach am Tag, wie man zu so einer Bewertung kommen kann. Wir erleben das Gegenteil!
Ach ja und etwas „Sightseeing“ machen wir dann doch noch: Wir besuchen die Sammlung Nicolini. Eine sehr wohlhabende Familie, die ihre Liebe zu Peru und zu den Autos dadurch ausdrückt, dass sie ihre Autosammlung öffentlich machen. Alle dort ausgestellten Fahrzeuge sind in Peru gefahren und hier auch restauriert.
Ein Traum! Für den alten Wanderer aus dem Jahr 1915 hat wohl bereits das Audimuseum etliche Angebote abgegeben, da die Wanderer Fahrzeugproduktion der Vorläufer der Auto Union der heutigen Audi AG war. Aber die Familie Nicolini möchte sich von dem kleinen Zweisitzer einfach nicht trennen.
Auch hier lernen wir wieder einen total netten Menschen kennen, der uns wirklich alle Türen öffnet und wir können die gesamte Werkstatt bewundern, in der noch ganz viele Autos auf die Renovierung warten.
Und dann war da ja noch die Warnung vor dem gefährlichen Verkehr in Lima…. Bei uns hat alles gut funktioniert und wir fließen einfach mit im Flow. Lima wird uns vor allem wegen der tollen Begegnungen in Erinnerung bleiben.
Go with the flow und ride2seetheworld
Tolle Autos! Habt Ihr einen Favoriten ausgewählt?