Ich sitze im Hostal Oro Verde in Homún, genieße den Schatten und den Ventilator über mir. Nach vier Tagen knallender Sonne, Schweiß und Dschungelarbeit habe ich ehrlich gesagt genug von Natur – zumindest für heute. Wir sind in der Nähe von Mérida, bei unserer nächsten Workaway-Stelle. Und gleich in den ersten Tag hatten wir eine Mammutaufgabe: Wildwuchs beseitigen.
Hier in Yucatán holt sich die Natur jede freie Fläche zurück – und zwar schneller, als man „Machete“ sagen kann. Das Grundstück war zuletzt vor einem halben Jahr gepflegt worden. Ohne Freischneider und Kettensäge wären wir gar nicht mehr durchgekommen. Stundenlang reißen, sägen, hacken. Wurzeln raus, Schlingpflanzen runter, Büsche besiegt – und dann: ein Wespennest.
Ich fluche selten über die Natur, aber das war mal echt die Hölle. Drei Stiche in Sekunden – zwei auf den Schultern, einer im Gesicht. Die Wespen waren offenbar nicht begeistert über meinen Arbeitseinsatz. Also heißt es: Zwiebel drauf, Aloe Vera drüber, und still leiden. Die Schmerzen waren wirklich heftig.









Mission Nummernschild – es geht weiter
Warum wir eigentlich hier sind?
Weil wir vielleicht endlich eine Lösung für unser Nummernschild-Problem gefunden haben! In Mérida soll es möglich sein, ein Fahrzeug auf den eigenen Namen anzumelden – auch mit Residencia Temporal. Man braucht nur einen Wohnsitz in Yucatán. Und das ist in Mexiko bekanntlich kein allzu großes Hindernis.
Also auf nach Mérida!
540 Kilometer Fahrt von Palenque– und definitiv keine Lieblingsstrecke. Wir durchqueren Campeche, freuen uns über ganze 15 Kilometer Kurven auf ansonsten endlos gerader Strecke. Da wir wegen der häufigen Polizeikontrollen lieber die großen Straßen meiden (uns ist immer noch nicht ganz klar, wie illegal wir eigentlich unterwegs sind), kommen wir nur langsam voran.
Als wir die Grenze nach Yucatán überqueren, steigt der Puls noch einmal. Die Polizisten wirken ausgesprochen motiviert. Doch als sie den PKW hinter uns rauswinken, atmen wir auf. Ein freundliches Winken und breites Grinsen – und schon erkennen sie uns als Ausländer. Das hilft in Mexiko oft mehr als jedes Papier.

Campeche – Kolonialcharme und Sonnenuntergänge am Meer
In Campeche haben wir ein herzliches Wiedersehen mit einer Stadt, die wir richtig ins Herz geschlossen haben. Hier waren wir schon zweimal – einmal sind wir sogar in einer typisch mexikanischen Cantina versackt. 😄 (Wenn ihr Lust auf den Blog von 2021 habt, lest hier)
Diese alte Kolonialstadt am Meer hat etwas Magisches: entspannt, leicht morbide, wunderschön. Wenn wir jemals auswandern, steht Campeche definitiv auf der Liste.
Und diesmal haben wir richtig Glück mit unserer Unterkunft. Wie so oft buchen wir über Booking das günstigste Zimmer – und fragen bei der Ankunft, ob wir noch eine Nacht dranhängen dürfen. Meist wird’s dann sogar günstiger (Booking-Gebühr gespart!). Dieses Mal bekommen wir gleich ein Upgrade: ein riesiges Zimmer am hintersten Ende des Innenhofs, absolute Ruhe, nur das Plätschern des kleinen Pools. Luxus für 23 Euro pro Nacht – wir sind im Paradies.
Wir genießen die Ruhe. Ein Teil der Reisegruppe entspannt auf der Sonnenliege. Der andere Teil sucht in allen Werkzeugläden der Stadt nach …… Keine Ahnung! Es ist halt noch Platz im Gepäck.
Am Abend bringt der Wind Abkühlung. Wir schlendern die kilometerlange Uferpromenade entlang, sehen den Fischern zu, wie sie ihren Fang verkaufen (scheinbar hier am Abend 😉), essen fangfrischen Fisch mit Meerblick und sind einfach nur dankbar. Schöner könnte das Leben nicht sein.













Hotel Maculis in Campeche – wunderbar





Straßenverkehrsamt, mexikanisch
Zwei Tage später: Mérida.
Morgens um 9 Uhr wollen wir uns mit unserem Helfer Erick vor der Straßenverkehrsbehörde treffen. Schon beim Anblick der Menschenmengen vorm Eingang wissen wir – das kann dauern. Erick ist (natürlich) um 8:54 Uhr noch nicht da, schreibt uns aber: „Ihr könnt ja schon mal reingehen und das Formular für die Adressbestätigung holen.“
Super Idee. Nur dass ich weder weiß, welches Formular das sein soll, noch wie es auf Spanisch heißt. Also spiele ich wieder meine bewährte Karte: „Ich bin Deutsche, kenne mich nicht aus und brauche Hilfe.“
Und siehe da – sie funktioniert wie immer! Der Uniformierte am Eingang zieht uns an der ganzen Menschenmenge vorbei, setzt uns in den Wartebereich, nimmt unsere Residencia-Karten und sagt: „Esperen aquí, por favor.“ – Warten Sie bitte hier.
Nach etwa 30 Minuten bringt uns eine freundliche Frau zwei Briefe und unsere Karten zurück. Ich bin nicht sicher, ob dieses Schreiben tatsächlich richtig ist. Kurz darauf kommt Erick und sagt zufrieden: „Genau das brauchen wir – gut gemacht!“ Ich atme auf. Der erste Teil der „Mission Nummernschild“ ist geschafft. Nächste Woche müssen wir nochmal hin – und vielleicht, ganz vielleicht, haben wir dann endlich unsere Nummernschilder. Ich bin gespannt.



Zuviel Sonne, Wespenstiche und Behörden – klingt nach Stress? Wir schwitzen, sind gefordert und kommen an Grenzen. Doch jeden Tag lernen wir soviel dazu, sind von der Natur fasziniert und finden immer wieder Menschen, die uns einfach so helfen. Mexiko bleibt fordernd– aber genau das macht es so spannend und lebendig. Abenteuer all inklusive.
ride2seetheworld

