Nach fast zwei Wochen bei Amy verlassen wir ihr Zuhause nahe Mahahual. Zwei intensive Wochen, in denen wir viel gearbeitet haben – und in denen Robert wieder einmal kaum zu bremsen war. Die letzten Tage verbrachten wir hauptsächlich auf dem Dach der Villa und leisteten mit unterschiedlichsten Methoden Erste Hilfe für ein undichtes Flachdach.

Die Natur rund um das Haus hat dabei beides mit uns gemacht: Sie hat uns begeistert – und uns gleichzeitig erschreckt.
Es gab frische Kokosnüsse aus dem Garten, leuchtende Blüten am Wegesrand, exotische Vögel und dieses wilde, unberechenbare Meer.










Und dann gab es diesen einen Moment, der alles veränderte: Wir kentern mit dem Kajak. Ziemlich weit draußen. Ziemlich übermütig. Ziemlich dumm.
Das Kajak läuft voll Wasser, lässt sich nicht mehr drehen. Wir können nur noch schwimmen, klammern uns verzweifelt an das gerettete Paddel und den umgedrehten Rumpf. Die Wellen wirken plötzlich höher als zuvor, kleine Verletzungen vom Korallenriff lassen unweigerlich Gedanken an Haie aufkommen. Es dauert lange, bis wir den rettenden Strand erreichen.
Für mich ist danach klar: Schnorchelausflüge haben erstmal Pause.
Erschreckend ist auch das, was uns täglich am Strand begegnet. Plastikmüll in unglaublichen Mengen. Turnschuhe, Kinderstühle, Flaschen, Müllsäcke – alles wird angespült. Und irgendwann vielleicht sogar unsere eigene Schnorchelausrüstung vom Kentern.
Es macht fassungslos und unendlich traurig.



Wir lassen diesen Ort hinter uns und fahren – mal wieder – Richtung Belize. Doch Mexiko scheint uns noch nicht gehen lassen zu wollen.
In Calderitas, nahe Chetumal, entdecken wir spontan einen Campingplatz und bleiben. Zum Glück.
Ein kleines ehemaliges Fischerdorf auf dem Weg zu einem touristischen Hotspot, bisher fast völlig unentdeckt vom internationalen Tourismus. Moderate Preise, eine frisch renovierte Promenade am Meer, glasklares Wasser in der geschützten Bucht und ein Meer, das sanft in schillernden Farben liegt. Genau das, was wir gerade brauchen.







Der Campingplatz ist groß, gepflegt, direkt am Wasser – und fast leer. Außer uns stehen hier nur drei weitere Camper: ein Paar aus England, eines aus Kanada und eines aus Österreich. Ein netter Austausch unter Reisenden.
Von 10 bis 21 Uhr läuft mexikanische Musik aus dem Restaurant. Wir schwingen uns durch den Tag – auch wenn ich ehrlich zugeben muss: Dauerbeschallung macht mich müde.





Der heimliche Star des Platzes ist Carlos, ein etwa zehnjähriges Leguan-Männchen auf Brautschau. In voller Farbenpracht stolziert er regelmäßig an unserem Zelt vorbei. Warum gerade dort, bleibt sein Geheimnis.








Am nächsten Morgen schlendern wir entspannt durch das Dorf, als ein Polizeiwagen neben uns hält. Zwei Beamte mit Gewehren auf der Ladefläche – der Anblick ist zunächst respektgebietend.
Die Beifahrerscheibe öffnet sich, eine Polizistin mit Sonnenbrille lächelt und fragt:
„Dürfen wir ein Foto mit euch machen?“
Die gesamte Besatzung steigt aus. Die Chefin stellt uns ihre Kollegen vor, fragt, woher wir kommen und ob es uns hier gefällt. Schließlich wird ein gemeinsames Foto vor den Kolibris arrangiert. Einer der Polizisten bekommt ihr Handy – und gleich auch meines. Ich denk noch so: Die Sonne steht direkt hinter uns.


Es ist bereits das dritte Mal auf dieser Reise, dass Polizisten ein Foto mit uns machen wollen. Vielleicht gibt es dafür eine neue Dienstanweisung: Sprecht mit Touristen, zeigt euch nahbar und haltet es fotografisch fest. Eine Schulung zur Fotoperspektive gab es offenbar nicht.
Am Montag fahren wir weiter. Vielleicht schaffen wir es diesmal über die Grenze bis nach Belize.
Sie ist nur zwanzig Kilometer entfernt.
Und während ich hier so sitze und auf das grünliche Meer schaue, wird mir einmal mehr klar:
Natur ist wunderschön, faszinierend – und manchmal unberechenbar.
Ich darf sie bewundern, ich darf mich ihr nähern.
Aber immer mit Respekt.
ride2seetheworld
