Seit einer Woche sind wir nun in Belize. Ein kleines Land mit gerade einmal rund 420.000 Einwohnern – und zugleich eines der kulturell vielfältigsten in Zentralamerika. Bis 1981 britische Kolonie, heute ein faszinierender Mix aus Mestizen, Kreolen, Maya, Garifuna sowie europäischen, indischen und chinesischen Minderheiten. Englisch ist Amtssprache, Spanisch allgegenwärtig, und irgendwie scheint hier alles ein bisschen unkomplizierter zu sein.
Unser erster Stopp führt uns nach Orange Walk Town. Die Stadt verdankt ihren Namen den früheren Orangenplantagen und ist bis heute ein wichtiger Handelsplatz der Region – mit großen Märkten, Geschäften und viel Bewegung.





Für unsere „Villa“ (sie hat immer noch keinen Namen) finden wir einen wunderbaren Platz auf einer Hotelanlage: direkt am Fluss, unter einem großen Dach. Eigentlich ist es eine riesige Outdoor-Küche – mit Waschbecken und Ablageflächen, die wir dankbar nutzen. Dusche und Toilette liegen beim schönen Pool nebenan. Vor unserem Zelt ankert ein altes Frachtschiff, und so fühlen wir uns ein bisschen wie im Hafen. Geplant war eine Nacht. Es werden vier.
Das Restaurant ist hervorragend, an Heiligabend genießen wir ein richtig gutes Steak, und das Dach über unserem Zelt schützt uns zuverlässig vor den immer wieder einsetzenden Regenschauern.







An der Rezeption dürfen wir uns kostenlos ein Kajak ausleihen – eine kleine Therapie nach unserer eher traumatischen Kenter-Erfahrung zuvor. Dieses Mal: mit Schwimmwesten, bei absoluter Windstille, auf einem Fluss ohne Strömung.
Once bitten, twice shy.
Kurz überlegen wir noch, ob Schwimmwesten wohl auch gegen Krokodile helfen. Aber ernsthaft: Ja, es gibt viele hier – und sie sind extrem scheu. Für ein Foto taucht keiner lange genug auf.








Schweren Herzens verlassen wir Orange Walk Town und fahren auf holprigen Nebenstraßen ein Stück zurück nach San Joaquin. An der Grenze hatten wir Christopher kennengelernt, der uns spontan auf die kleine Farm seiner Eltern eingeladen hat. Er ist begeisterter Motorradfahrer und träumt davon, eines Tages nach Alaska zu fahren – und dann bis zum südlichsten Punkt Südamerikas.
Er hört unseren Geschichten mit leuchtenden Augen zu und ist völlig aus dem Häuschen, als ich ihm anbiete, einmal auf meiner 300er zu fahren. Diese pure Freude ist ansteckend.
Christopher und sein Bruder studieren Agrarwissenschaften in Mexiko. Von den Eltern erfahren wir, was es bedeutet, diese Ausbildung zu finanzieren, Und um die Behandlung des jüngsten Sohnes zu bezahlen, mussten die meisten ihrer Kühe verkauft werden. Trotzdem kümmert sich die Familie zusätzlich um Straßenhunde und rettet verletzte Leguane, Wildschweine und sogar Krokodile.
So viel Herzlichkeit, Offenheit und Fürsorge – wir sind tief berührt.


Unsere Reise führt uns weiter nach Indian Church, einem kleinen Dorf nahe der Lamanai-Ruinen. Die Anfahrt ist abenteuerlich, aber unsere Mopeds kämpfen sich tapfer durch jedes Schlagloch. Kaum angekommen, lernen wir Oscar kennen. Es regnet, wir fragen nach einem Zimmer – und wie so oft hier ergibt sich alles ganz einfach: Seine Tante hat ein Guesthouse.
Zwei wunderbar ruhige Nächte bleiben wir und erfahren so einiges über dieses kleine Dorf. Wir fühlen uns hier sofort wohl. Plaudern im Dorfladen, lernen immer mehr Familienmitglieder von Oscar kennen und fragen uns, wie es wohl ist, so abgeschieden zu leben. Der nächste Supermarkt ist über eine Stunde entfernt.






Seit einer Woche ist Indian Church erst ans öffentliche Stromnetz angeschlossen. Aber noch nicht alle Häuser haben ein Kabel und so manches tiefe Brummen zeugt von alternativer Stromerzeugung. Generatoren sollen jedoch bald nur noch Notfalllösung sein.
Führerschein? Braucht man hier offiziell nicht. Altersgrenzen werden ebenfalls eher großzügig ausgelegt. Wir staunen nicht schlecht, als uns ein Auto entgegenkommt und der Fahrer kaum über das Lenkrad schauen kann. Sein Vater liegt in der Hängematte am Haus und erzählt uns stolz, wie gut sein 7-jähriger Sohn schon fährt. Später sehen wir die zwei nochmal, als sie zum Bierholen fahren. Der Vater auf dem Beifahrersitz! Über kaputte Windschutzscheiben, fehlende Rückspiegel und nicht vorhandene Nummernschilder redet hier niemand.



Und dann sind da noch die Lamanai-Ruinen. Ganz in der Nähe – und doch für 99,9 % der Besucher nur per Boot erreichbar. Die Straßen sind schlicht zu schlecht. Lamanai zählt zu den frühesten Maya-Siedlungen, vermutlich bereits um 1600 v. Chr. bewohnt.
Kurz nach acht Uhr morgens, als die Schranke geöffnet wird, stehen wir schon bereit. Der Dschungel erwacht, die Luft ist frisch, die Geräusche intensiv. Zwei Stunden lang haben wir die Ruinen ganz für uns allein. Wir klettern, staunen, beobachten Affen und Vögel und lassen die Atmosphäre wirken.
Es ist auch ein Wiedersehen – wir waren 2021 schon einmal hier, damals mit Guide. Heute sind wir mit Zeit da – und bleiben. Und genau das macht den Unterschied.













Belize empfängt uns mit großartigen Sehenswürdigkeiten, bunter Vielfalt und mit besonderen Begegnungen, Geschichten und Momenten, die bleiben. Und wir merken: Dieses Land lädt zum Dableiben, Zuhören und Erfahren ein. Wir freuen uns auf mehr….
ride2seetheworld
