Angekommen in Nordafrika
Angekommen in Nordafrika

Angekommen in Nordafrika

Exotisch, orientalisch, arabisch, lebendig und morbide, fremdländisch, geheimnisvoll, verschlossen und offen gleichzeitig – Tunesien! Drei Tage sind wir erst in diesem Land in Nordafrika und die Erlebnisse, Eindrücke und Begegnungen sind jetzt schon überwältigend.

Auf der Fähre waren wir verabredet mit einigen anderen Reisenden und so wurde die Überfahrt von Italien nach Tunesien begleitet von netten Gesprächen in unserer windgeschützten Ecke an Bord. Vom Schiff kamen wir mit unserem Kondor (schlanker Hase!) schnell runter, vorbei an Tunesiern, die ihre völlig überladenen Autos teilweise anschieben mussten.

Nach nur 20 Minuten waren wir durch die Grenzkontrollen und Zoll durch. Rekordverdächtige Zeit! Ich denke, inzwischen hilft die jahrelange Erfahrung schon etwas, um zu erkennen wem man tatsächlich vertrauen kann und welche Antworten wir wann geben. Der Tipp von Rene war auch sehr hilfreich: Wir haben jedem Grenzer erzählt, wir reisen mit einer Gruppe und haben einen festgelegten Routenverlauf, den wir aber gerade nicht auswendig kennen. So wurden wir weder nach Hotelbuchung oder Ausreisedatum oder anderen Details gefragt. Wie auch schon in Marokko möchten die Grenzer einfach nur wissen, dass wir in ihrem Land sicher reisen.

Und dann ging es weiter aus dem Hafen raus, hinein in den Verkehr von Tunis. Der erste Kreisel bringt uns eine erstaunliche Erkenntnis: der Verkehr ist ruhiger und viel weniger chaotisch als in Italien und die Qualität der Straßen ist auch besser. Sicherlich hält sich nicht jeder an die Regeln, aber irgendwie nehmen alle Rücksicht aufeinander und wir schweben mit dem Kondor problemlos in das Zentrum von Tunis. Wir hatten das anders erwartet – chaotischer und wuseliger.

Wir kommen in Tunis an

Von unserem Innenstadtparkplatz aus machen wir uns zusammen mit Maren und Ralf und Nathalie und Chris auf die Jagd. Was brauchen wir, wenn wir in ein neues Land kommen? Geld und eine Simkarte. Beides klappt schnell und unproblematisch und so bleibt uns sogar noch genügend Zeit, um einen ersten Blick in den Souk von Tunis zu werfen. Enge Gassen, Händler, Souvenirshops, Teppichverkäufer, Parfümerien – alles was der Tourist von einem arabischen Marktviertel erwartet, fängt uns mit allen Sinnen ein. Wir hören das Stimmengewirr der fremden Sprache, riechen den Weyrauch und die süßen Parfums, bewundern die selbstgeknüpften Teppiche und die wunderbaren Farben der Töpferwaren und Kleider und lassen uns von einem Teeverkäufer zu einem tunesischen Tee mit Minze und viiiiieeel Zucker verlocken. Ich fühle mich in diesem Gewirr sofort wohl, sauge alles auf, mache viele Fotos und gehe am Abend voller Vorfreude auf dieses spannende Land in unser Kondorbett.  Mich stört auch nicht, dass wir auf einem Innenstadtparkplatz übernachten – da wir auf jeden Fall noch einen weiteren Tag im Souk erleben möchten.

Der Souk in Tunis am Abend
Wunderschöne verwunschene Geschäfte und viele Türen….
Ein Teehändler verkauft uns seinen letzten Tee

So tauchen wir am nächsten Tag tiefer ein. Die Markthalle besuchen wir noch zusammen mit den anderen und nach einem gemeinsamen Tee in einem alten Haus verabschieden wir uns zunächst. Jeanette, Robert und ich bleiben noch in Tunis während die anderen lieber die Natur suchen.

Die Markthalle in Tunis
Viel Fisch und Seafood und natürlich…
Gewürze!!!
Wir trinken noch einen Tee zusammen in diesem wunderschönen Haus

Wir schlendern noch bis in die Abendstunden weiter durch die Marktgassen. Einen frisch gepressten Orangensaft für nicht mal 40 Cent hier, ein belegtes Baguette für 60 Cent inmitten von Einheimischen – die Preise zeigen es an: wir verlassen die touristischen Gassen und kommen an. Wir kommen an in einem muslemisch geprägten Land, welches uns hier sein sehr traditionelles Gesicht im Marktviertel der Einheimischen zeigt. Aber wir lernen auch das moderne Tunesien kennen….

Die Gassen in den Souks sind sehr unterschiedlich
Robert hätte gern das rote Complé 🙂
Der Teppichhändler läd uns auf sein Dach ein
und wir erleben Tunis von oben.
Die wunderschöne Moschee Ez-Zitouna
Wir tragen aus Respekt die gewünschten Kopftücher in der Moschee
Hier trinken wir mal wieder einen Tee….
Das Stadttor Bab al-Bahr (könnte doch meins sein?)

Als ich mal wieder eine Tür fotografieren möchte (ungefähr die 47te), gehe ich in eine Seitengasse und sehe ein Schild für die „Bibliothek National“. Die Tür steht offen, also trete ich ein. Im Inneren empfängt mich ein großer dunkler Raum, der mit Büchern bis unter die Decke vollgestopft ist. An einigen Tischen sitzen junge Menschen, die den Kopf heben als ich eintrete. Ich grüße freundlich und verlasse das Gebäude wieder – irgendwie fühlte ich mich deplatziert. Als ich wieder vor dem Tor stehe, kommen etwa sechs der jungen Leute fröhlich plappernd hinter mir hergelaufen um mich auszufragen. Frage Nummer 1: Woher kommst du? Frage Nummer 2: Wie gefällt dir Tunis? Wir lachen zusammen, sie erzählen mir von ihrer Freistunde, die sie gerade haben und von ihrer Schule auf die sie sehr stolz sind. Robert und Jeanette kommen auch dazu, wir tauschen alle gemeinsam unsere Social Media Kontakte aus, machen viele Fotos und schließlich laden sie uns ein gemeinsam zu ihrer Schule zurück zu gehen, wo sie ab 16 Uhr noch eine Stunde Unterricht haben. Leider dürfen wir nicht mit in das Schulgebäude und so verabschieden wir die hübsche Nur und unsere anderen neuen Freunde herzlich und freuen uns über diese sehr herzliche und offene Begegnung mit tollen jungen Menschen. Offene, bildungshungrige, stolze Tunesier, die in Jeans und ohne Kopftuch zur Unterrichtsstunde über Islamische Kultur etwa 15 Minuten zu spät erscheinen, weil sie so viele neugierige Fragen an uns haben.

Dieses Tor möchte ich fotografieren
und diese jungen Leute möchten uns kennenlernen

Am Abend wollen wir noch unseren Schlafplatz wechseln und fahren nach Sidi Bou Said an den Strand. Wir stehen im Stadtviertel von Tunis indem die Schönen und Reichen wohnen. Das merken wir am Preis. Tatsächlich kostet hier im gesamten Viertel das Parken 2 Dinar (61 Cent) pro Stunde. Das ist ziemlich viel Geld in Tunesien. Uns gefällt die abendliche Marina mit den Einheimischen, die Sport machen und so verhandeln wir neben dem Parkautomaten stehend mit dem Parkwächter, um einen für alle angemessenen Preis für eine Übernachtung. So funktioniert es eben in der arabischen Welt…. Wir zahlen schließlich 5 Euro für eine Nacht und stehen behütet direkt am Strand von Sidi Bou Said.

Das Stadtviertel ist sehr touristisch – aber auch sehr schön. Und zum Glück sind wir früh und schlendern durch die Gassen bevor die Busse vom Kreuzfahrschiff anreisen. Die blauen Türen und Fenster in den weißen Fassaden der Häuser strahlen mit den Souvenirverkäufern um die Wette. Die sind unglaublich fröhlich, wenig aufdringlich und sprechen alle etwas deutsch. Leider müssen wir sie alle enttäuschen – wir kaufen nichts. Auch wenn ich den Traumfänger bereits von 50 Euro auf 3 Euro runtergehandelt hatte. 😊 Platz haben wir im Kondor nicht mehr dafür.

Sidi Bou Said ist blau und weiß… und wunderschön
Viele Souvenirshops in den Gassen
Wir besichtigen ein Wohnhaus und ich bin schockverliebt

Jeanettes Geburtstag feiern wir in einem Restaurant, welches von Mutter und Tochter betrieben wird. Tunesisches Essen mit Couscous, Ojia, Kamounia und zur Feier des Tages ein Geburtstags Törtchen mit deutscher Musik: „Zum Geburtstag viel Glück“. Die Wirtin freut sich ungefähr genauso sehr wie wir – unglaublich herzliche Menschen!

Couscous mit Pulpo

Ich fühle mich in diesem Land sofort sehr wohl und überlege mir, ob es vielleicht arabische Vorfahren in meiner Familie gibt. Wir sind in Tunesien angekommen!

ride2seetheworld

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