Wir sind seit einer Woche in Celestún – einem kleinen, entspannten Dorf westlich von Mérida. Eingeschlossen von Wasser. Das Meer auf der einen Seite, eine große Lagune auf der anderen – und irgendwo dazwischen das Leben der Celestunecos. Internationalen Tourismus gibt es kaum. Und wenn doch jemand hier landet, trifft man sich auf dem wunderbaren Campingplatz Dos Lunas. Ein absoluter Wohlfühlort. Deshalb bleiben wir hier. Und auch, weil wir weiterhin auf eine Nachricht der Verkehrsbehörde in Mérida warten.
Unsere Tage hier? Einfach wunderschön:
Wir schlafen im Zelt, frühstücken gegen 7:30 Uhr am menschenleeren Strand, während die Sonne langsam ihre volle Kraft entfaltet. Dann eine halbe Stunde Spanisch lernen. Ein Bad im Meer und danach unternehmen wir etwas – jeden Tag etwas anderes. Zum Sonnenuntergang gibt es dann ein Bierchen wieder am Strand…..







Salzseen, Flamingos und eine einsame Strecke durchs Reservat
Mit den Motorrädern fahren wir auf unbefestigten Wegen entlang der Salzseen durch das Naturreservat. Das Wasser schimmert rosa – und die Flamingos gleich mit. Selbst die grauen Jungtiere wirken rosafarben, weil die Salzseen wie ein gigantischer Spiegel wirken.
Warum ist das Wasser in den Salzlagunen rosa?
Das liegt an winzigen Bewohnern: extrem salzliebende Algen und Mikroorganismen, vor allem Dunaliella salina und sogenannte Halobakterien. Sie produzieren rötliche Farbstoffe, um sich vor der intensiven Sonne zu schützen. Je nach Salzgehalt und Lichteinfall färben sie das Wasser rosa, lachsfarben oder fast violett. Ein kleines Wunder im großen Salz.




Wir begegnen im Naturreservat niemandem – also fast niemandem. Auf dem Weg zum Leuchtturm hält tatsächlich ein Mitarbeiter auf seinem Moped neben uns an.
„Wohin wollt ihr?“
Natürlich zum Leuchtturm.
Er schaltet die Warnblinkanlage seines Mopeds ein und eskortiert uns die letzten Kilometer durch die völlig einsame Natur. Ein sehr ungewöhnlicher „Schutz“, den wir mit einem breiten Grinsen annehmen.
Am Leuchtturm angekommen, schlägt er uns zwei Kokosnüsse von der Palme, erzählt stolz von seiner Arbeit und davon, dass er von der Marine bezahlt wird, um hier rund um den Leuchtturm Ordnung zu halten: Pflanzen schneiden, fegen, aufpassen.
Auf den Turm hinauf darf er selbst allerdings nicht. Das findet er genauso schade wie wir.

Auf der Lagune bei Sonnenaufgang – ein Boot nur für uns
Auch unser Ausflug mit dem Motorboot am nächsten Morgen begeistert uns total.
Zusammen mit zwei Schweizer Wohnmobilreisenden und einem Rucksackreisenden chartern wir ein Boot schon um 7 Uhr morgens. Die Lagune gehört uns ganz allein. Andres, unser Bootsführer, kennt jede Ecke, jeden Vogel, jede Bewegung im Wasser.
Er hält immer wieder an, wenn es etwas Besonderes zu sehen gibt – und hier gibt es viel Besonderes. Flamingos, Reiher, Kormorane, Pelikane, Krokodile und Waschbären im Hafen. Naturkino pur.

















Die Mangroven – eine eigene Welt
Ach ja, und dann wollte ich ja noch erzählen, warum das Wasser in den Mangroven so rot ist. Denn es ist wirklich rot – so richtig rot.
Warum?
Die Farbe entsteht durch Tannine, natürliche Gerbstoffe, die aus Blättern und Wurzeln der Roten Mangroven ins Wasser gelangen. Dort färben sie das sonst klare Wasser in warme Rot- und Brauntöne – fast wie Tee, der langsam durch das Wurzelwerk gezogen ist. Magisch und ganz natürlich zugleich.
Unsere Kajaktour im Mangroventunnel
Letzte Woche konnten wir dieses Farbspiel noch intensiver erleben. In der Nähe von Progreso hatten wir eine Tour gebucht, die zunächst mit dem Motorboot aufs offene Meer führte. Dann ankerten wir im Mangrovengebiet und stiegen in drei Kajaks um.
Da der Wasserstand niedrig war, mussten wir weiter paddeln als die Gruppen nach uns – und das war ganz schön anstrengend. Aber die Belohnung war unglaublich: Ein schmaler Tunnel aus Mangroven, durch den wir uns langsam vorarbeiteten. Die knorrigen Wurzeln, die Geräusche der Vögel, das gedämpfte Licht – es fühlte sich an wie der Eingang in eine andere Welt.
Unterwegs durften wir sogar in einer versteckten Cenote baden. Das kristallklare Wasser war die perfekte Erfrischung nach der ganzen Paddelarbeit. Und auf dem Rückweg ließ uns die Strömung einfach treiben. Wir mussten nur noch genießen.


Die vielen Farben des Wassers
So viele Facetten haben wir in dieser Woche gesehen:
- das tiefe Blau des Meeres
- das sanfte Rosa der Salzseen
- das leuchtende Rot der Mangroven
- das glasklare Türkis der versteckten Cenoten
Celestún zeigt uns jeden Tag eine neue Farbe – und jede davon fühlt sich ein bisschen nach Zauber an. Und jedes Mal, wenn wir aufs Meer blicken, fragen wir uns wieder:
Wie viele Farben hat das Wasser? Vielleicht genau so viele, wie dieses Land Geschichten erzählt.


ride2seetheworld

Irgendwie kommt man gar nicht darauf, solche Welten in Mexiko zu vermuten. Sehr schön! Die Vogelwelt dort wäre natürlich was für mich…
Liebe Grüße 😎👍