Von Lima aus fahren wir noch einige Kilometer entlang der nicht schönen Panamericana, um uns dann in Paracas endgültig von der Küste von Peru zu verabschieden. Hier durchfahren wir einen Nationalpark der Wüste und Meer vereint und mit dem Motorrad echt Spaß macht. Doch so richtig fängt uns die Gegend nicht ein und so bleiben wir nur eine Nacht.
Unser nächstes Ziel ist die Oase Huacachina. Ein ziemlich touristischer Ort – aber irgendwie auch faszinierend. In mitten von Sanddünen leben etwa 100 Menscchen rund um einen kleinen See. Die etwa 4000 Touristen täglich bevölkern die Restaurants, Hotels und Shops und machen dann noch einen Ausflug in die etwa 100 Meter hohen Dünen drumherum. So auch wir! Wir entscheiden uns für eine Mischung aus Buggyfahrt und Skifahren. Skifahren auf Sand klingt irgendwie verlockend! Mit Ilona und Bert verabreden wir uns am Skiverleih und probieren bei etwa 30 Grad Außentemperatur Skischuhe, Helm und Ski an. Irgendwie hatte ich das von den österreichischen Alpen anders in Erinnerung 😊. Da habe ich eher gefroren….
Als alles fertig angepasst ist, dürfen wir das gesamte Equipment inkl. Skischuhe, Ski, Helm und Stöcke etwa 15 Minuten um den Oasensee herum zur Buggystation schleppen, durch den tiefen Wüstensand berghoch. Dabei überlege ich mir das erste Mal, warum wir uns so etwas eigentlich antun! Und dann fährt der Strandbuggy mit uns 8 Gästen und zwei Skilehrern durch die Dünenwelt – teilweise in halsbrecherischer Geschwindigkeit. Die Mädels kreischen und quietschen und ich denke mir zum Zweitenmal „ Warum machen wir das hier?“. Aber gleichzeitig fasziniert die Wüste einfach. In totaler Orientierungslosigkeit zwischen den hoch aufsteigenden Dünen das wunderschöne Lichtspiel in der grellen Nachmittagssonne – IRRE (wie die ganze Aktion). Und dann stehen wir irgendwann oben auf einer sehr steilen Düne und unsere Skilehrerin erklärt uns den Unterschied zum Skifahren im Schnee. Wir wachsen vor jeder Abfahrt unser Material, setzen uns bei der Abfahrt weit hinten rein und merken, wie der Sand sich bei unseren Schwüngen verhält. Unten wartet dann bereits der Buggy auf uns und fährt uns wieder hoch. Nach 3 Abfahrten auf dem Anfängerhügel wechseln wir noch zweimal die Düne und sausen mit immer mehr Spaß ins Tal. Irgendwann geht die Sonne unter, das Licht wird magisch und das Skifahren klappt wie früher! Deshalb machen wir das! Neue Erfahrungen, über Grenzen gehen, Bedenken überwinden, Spaß haben, leben!!!!
Wir sausen die Dünen hinab….
Unser nächstes Ziel führt uns nach Nasca. Die berühmten Linien von Nasca wollen wir uns auf jeden Fall ansehen und werden nicht enttäuscht. Wir fahren auf eine weite Ebene in der Wüste und plötzlich ragt neben der schnurgeraden Straße ein Aussichtsturm heraus. Wir halten an, kaufen ein Ticket und stapfen die Stufen hoch. Was für ein Ausblick! Überall wirbeln kleine Sandstürme, soweit das Auge reicht wirkt alles irgendwie farblos – karg, trocken und öde. Und mittendrin die mystischen „Zeichnungen“, die vor ca. 1500 Jahren hier in unglaublichen Dimensionen in die Wüste gescharrt wurden. Die einzelnen Figuren sind teilweise Kilometer groß und geben noch heute den Forschern Rätsel auf. Von unserem Turm können wir drei Figuren wunderschön sehen und einige Linien. Wir erkennen einen Baum, eine Echse und einen Frosch (oder so ähnlich). Am Abend bei einem Vortrag im Planetarium lernen wir, wem wir das zu verdanken haben. Maria Reiche, eine Deutsche, hat mehr oder weniger allein diese Linien gefunden, vermessen und freigelegt. Dabei arbeitete sie ohne finanzielle Unterstützung über 40 Jahre hier in der Wüste. Sie setzte sich bis zu ihrem Lebensende 1998 unermüdlich für den Schutz und Erhalt der Wüstenfiguren ein. Heute wird die früher als etwas verrückt geltende Frau in der Gegend sehr verehrt, da nur durch ihre „Besessenheit“ es jetzt diese wichtige Touristenattraktion noch gibt – und natürlich ein unglaublich beeindruckendes Relikt der Kultur! Die Linien wurden zwischen 800 v. Chr. bis etwa 600 n.Chr. angelegt und dienten vermutlich verschiedenen Ritualen, aber wie so oft ist sich die Forschung nicht einig…..
Jetzt sind wir wirklich für unseren Geschmack lange genug in der Wüsten/Küstenregion geblieben und es zieht uns in die Berge. Wir fahren in Richtung Cusco! Und wir wären nicht wir, wenn wir nicht auch zwischendurch an einem total unbekannten Ort halt machen würden. Wir bleiben für einen Tag in Puquio und beobachten das Leben der Andenbewohner. Unser Hotel hat ein Fenster zum Park und zur Kirche und wir verbringen einige Zeit mit dem Beobachten. Aber natürlich sind wir auch im Städtchen unterwegs und als wir uns neben vier alten Männern auf eine Parkbank setzten, kommen wir ins Gespräch. Sie finden es ganz klasse, wie wir uns mit ihnen unterhalten und beschweren sich ein wenig darüber, daß andere Touristen immer einfach nur an ihnen vorbeigehen. Wir schlagen uns ganz tapfer mit unserem Spanisch und können ein Lächeln nicht unterdrücken, als einer der Männer uns fragt: „Sprecht ihr auch Quechua?“ Immerhin sprechen in Südamerika über 8 Millionen Menschen diese indigene Sprache, da hätte es ja sein können….
Von Puquio aus führt eine wunderschöne Motorradstrecke bis nach Cusco. Wieder sind wir ganz begeistert von den Kurven, den Bergen und auch von den vielen Tieren die wir im Vorbeifahren sehen. Hier zupfen Lamas, Alpakas und Vikunjas auf der Hochebene, auf der Pampa das gelbliche Gras.
Und als wir auf der anderen Seite der Hochebene anhalten, um in einem kleinen Restaurant zu essen, fragt mich eine alte Frau: Wo kommt ihr her? Als ich ihr antworte wir wären aus Deutschland, sagt sie nur: „Achso, also lebt ihr hinter der Pampa“.
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