Von Rafa, unserem Helfer in Sachen „Zulassung“ bekommen wir eine Nachricht: Die Rechnungen sind überprüft – am Donnerstag um 7:30 Uhr treffen wir uns an der Zulassungsstelle und ihr könnt eure Nummernschilder abholen.
Naja, ganz so einfach ist es natürlich nicht.
Rafa stellt sich bereits um 3 Uhr morgens in der Schlange an und wir kommen um 7 Uhr dazu. Pro Tag werden 60 Personen mit einem laufenden Verfahren (dazu gehören wir immerhin) hineingelassen. Als wir ankommen, erklärt uns Rafa stolz, er sei an Platz 32. Eine Stunde später stehen wir plötzlich auf Platz 49 und als wir schließlich um 9 Uhr durch die Tür ins Gebäude treten dürfen, fällt uns ein Stein vom Herzen. Wir erfahren: Wir waren auf Platz 56 – offenbar gab es Menschen mit besseren Beziehungen, die an uns vorbeigehuscht sind. Die Schlange hinter uns war ellenlang und wir sind einfach nur froh, es überhaupt ins Gebäude geschafft zu haben.
Jetzt beginnt das nächste hoffnungsvolle Warten – was kann noch alles passieren?
Als wir um 14:30 Uhr aus der SSP herauskommen, halten wir tatsächlich zwei Nummernschilder in der Hand. Wir können es kaum glauben und spüren, wie eine riesige Anspannung von uns abfällt. Immerhin haben wir zusammen mit unseren Helfern rund 40 Stunden vor und in dieser Behörde verbracht, um schließlich diese zwei kleinen Blechschilder zu bekommen.
Mehr als einmal sagen wir in den nächsten Tagen: Tenemos placas! – Wir haben Nummernschilder!

Nach 2.000 km ohne diese Metallstücke fühlt es sich jetzt eindeutig besser an, an einer der vielen Polizeikontrollen vorbeizurollen. Und wir können endlich unseren nächsten Plan umsetzen: Wir fahren nach Belize!
Von Mérida aus geht es Richtung Süden. Den nächsten Übernachtungsplatz finden wir – mal wieder – über die App iOverlander. Unser erster Wildcampingplatz liegt an einem einsamen See. Der Lago Chichancanab ist mit seinen 30 Kilometern Länge einer der größten Seen der Halbinsel Yucatán und nur eine einzige, sehr schlechte, unbefestigte Straße führt dorthin.
Wir finden einen Holzsteg mit Palapas – sonst nichts. Kein Haus, kein Hotel, keine Infrastruktur. Lika und Luna rumpeln über die teilweise losen Bretter, aber an der Spitze des Stegs ist es einfach am schönsten. Der Blick über den See – umgeben von Wald und endloser Natur.
Wieder einmal sind wir unglaublich dankbar für unser freistehendes Zelt – perfekt wenn man keine Zeltnägel einschlagen kann. Und da wir hier ohne Überzelt schlafen können, genießen wir die herrlichen Ausblicke durch das Mesh-Gewebe. Sternenhimmel in der Nacht, Sonnenaufgang am frühen Morgen.
Zum Sonnenuntergang kommen zwei junge Männer vorbei. Erst erschrecken sie, weil sie uns für Wachleute halten. Als wir erklären, wer wir sind, lachen sie erleichtert. Sie wollen nur mit ihrem neuen Motorrad ein Foto auf dem Steg machen und hatten Angst, Ärger zu bekommen. Wir zeigen auf unsere Motorräder und lachen gemeinsam. Drei Motorräder auf einem Steg – keine Wachleute, kein Stress. Sie bieten uns eine Zigarette an und fragen höflich, ob es stört, wenn sie hier ihr Bier trinken. Natürlich nicht.
Und selbstverständlich gibt es dann auch direkt die dazugehörige mexikanische Musik.
Ein Sonnenuntergang ohne Musik? Für Mexikaner völlig undenkbar.
In Nicaragua erzählte man uns mal: „Laute Musik zeigt dem Nachbarn, wie glücklich man gerade ist.“
Hier stimmt das auf jeden Fall.
In der Nacht plätschert das Wasser unter uns, und ich frage mich, wie viele Krokodile wohl unter uns durchschwimmen. Ich höre jedenfalls keins.




Die Lagune Bacalar ist unser nächstes Tagesziel, und wir nehmen wieder die kleinen Straßen dorthin. Schlaglöcher so groß wie Kinderbadewannen, unbefestigte Passagen und frisch geteerte Stücke wechseln sich ab.


An der Lagune angekommen wählen wir ein Balneario. Diese öffentlichen Badestellen liegen direkt am Wasser, haben ein paar Palapas und Toiletten, und man darf zelten – meistens ist man nachts allein. Genau diese Ruhe gefällt uns (dachten wir).
Allerdings wussten wir nichts von der Feier-Location 2 km entfernt. Das Brummen der Bässe ist so laut, dass selbst Ohrstöpsel uns vor 3 Uhr nachts nicht schlafen lassen. Mexikaner und ihre Musik!

Nicht nur der Lärm, auch die Unfreundlichkeit der Besitzer lassen uns weiterziehen. Wir finden schließlich einen tollen Platz – näher an der Stadt, größer, ruhiger. Perfekt für drei entspannte Nächte. Das Zelt direkt am Wasser unter einer Palapa, Baden in der Lagune, ein leichter Wind, angenehme Temperaturen – herrlich.


Einen Ausflug machen wir zu den Ruinen von Ichkabal. Zufällig habe ich von dieser bisher kaum bekannten Maya-Stätte gelesen. Erst 1995 wurde sie entdeckt und im Januar 2025 für die Öffentlichkeit freigegeben. Die gesamte Infrastruktur ist neu, die Straße durch den Urwald ein Traum.


Der Eintritt zu den Ruinen ist frei und ich überrede die Wärter, unsere Motorräder hinter dem Zaun parken zu dürfen. So können wir unsere Helme und Motorradkleidung beruhigt dort lassen.
Wir klettern am Morgen allein auf die Pyramiden, beobachten auf dem Gelände im Dschungel Affen, Krokodile, Füchse, Agutis und Tukane. Kameras sind verboten, daher gibt es heute leider keine Tierbilder.
Ruinen mitten im Dschungel. Noch keine Touristenströme. Die höchste Pyramide ist sogar höher als die in Chichén Itzá – aber das ist uns egal. Wir genießen einfach die Ruhe, die Geräusche des Waldes und das Gefühl, einen Ort gefunden zu haben, der noch ein Geheimnis ist.










Und so folgen wir, auf unserem Weg nach Belize, dem lauten Herzschlag Mexikos – während die Nachbarn hören, wie glücklich hier alle sind.
ride2seetheworld
