Ich schreibe meiner Freundin Sabine eine Whatsapp: „Wir werden morgen Semuc Champey besuchen“ und sie antwortet: „ „Wer auch immer das ist, grüß ihn bitte von mir“.
Der Name klingt aber auch wirklich eigenartig…. Und was bedeutet dieser interessante Name? „…dort wo das Wasser verschwindet“!! Semuc Champey ist ein Naturschutzgebiet in Guatemala von dem wirklich jeder schwärmt, der schonmal dort war. Also machen wir uns auch auf den Weg um ES zu besuchen. Aber Sabine, sei dir sicher, wir haben es gegrüßt von dir.
Der Ort ist wirklich etwas Besonderes: Etwa 10 km führt eine wirklich sehr, sehr schlechte Piste über sehr, sehr steile Steigungen mit sehr, sehr unebenem Untergrund zum Eingang des Nationalparkes. Wie fast immer, haben wir auf die Dienste eines Guides verzichtet und erkunden den Park auf eigene Faust. Zunächst führt ein sehr, sehr, sehr steiler Fußweg auf eine kleine Aussichtsplattform auf einem nahen Berggipfel, um von oben auf die Stelle blicken zu können „wo das Wasser verschwindet“. Absolut einzigartig. Zu sehen ist ein recht wilder, brauner, schneller Fluss, der zwischen bewaldeten Bergen ein schmales Tal hinabstürzt. Und dann plötzlich sind oberhalb dieser braunen Fluten einige natürliche Wasserbecken zu sehen, die türkis, grünlich mit kristallklarem Wasser leise und beschaulich vor sich hinplätschern. Diese Becken werden aus verschiedenen kleinen Quellen direkt aus den Felsen hier mit Wasser geflutet. Und etwa 500 Meter weiter kommt der braune Bergfluss wieder zum Vorschein. Der hat nämlich diese Strecke unterhalb der Wasserbecken in einer Höhle durchflossen. Echt irre. Irgendwie sieht es aus, wie zwei verschiedene „Straßen“, die eine gewissen Strecke übereinander verlaufen. Oben der entspannte, gemütliche „Fußgängerweg“ und unten die tosende „Autobahn“. Nur eben als Wasserstraßen….
Als wir dann endlich den sehr, sehr steilen Pfad wieder runter bis zu den Wasserbecken gestapft sind, (zum Glück kann man zwischendurch Obst als Stärkung kaufen) durften wir uns mit einem Bad in den wunderschönen natürlichen Pools belohnen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie lange wir im Wasser waren – die Haut wurde irgendwann schrumpelig und die Doktorfische haben einiges an Hautschuppen abknabbern können. Die waren auf jeden Fall satt! Und wir irgendwann hungrig.
Ein netter Guide hat uns dann noch einen Comedor empfohlen, wo er und die anderen Einheimischen ihr Mittag essen und so saßen wir einige Zeit inmitten der Einheimischen, die hier eine wirklich lustig klingende Mayasprache sprechen. Auf der großen Brücke beobachten wir die Halbstarken, wie sie von der Brücke in den Fluss springen. Uns wird ganz anders, als wir sehen, wie sie die etwa 8 – 10 Meter in die reißende Strömung springen, aus der sie nur mit viel Mühe wieder an den Rand kraulen können. Puh!
Die 10 km zurück zu unserer Unterkunft werden auf jeden Fall auch zu den unvergesslichen Erlebnissen unserer Reise hinzugefügt. Wir fahren in einem Colectivo. Das sind die „Sammeltaxis“ der Einheimischen hier. Also eigentlich ist es ein Pritschen-Klein-LKW mit großer Kabine. Und nachdem wir auf dem Hinweg schon auf der Ladefläche ordentlich durchgeschüttelt wurden, durften wir auf dem Rückweg vorne in der Kabine sitzen – zu sechst! Und so groß war die Kabine auch nicht. So wurden wir wenigsten nicht so sehr durchgeschüttelt – dazu war kein Platz. Ich saß zwischen dem Fahrer und eine lieben Mayafrau in traditioneller Kleidung mit 4 Taschen voller Lebensmittel auf ihrem Schoß. So halb zwischen meinen Beinen waren die zwei Schalthebel, die wirklich ziemlich oft benutzt werden auf dieser Strecke mit den sehr, sehr steilen Abfahrten. (Bitte entschuldigt die ein oder andere Wortwiederholung 😊) Wir erreichen Lanquin bei einsetzender Dämmerung und sind froh, diese Fahrt heile und unverletzt überlebt zu haben.
Unsere Unterkunft in Lanquin heißt Oasis und erinnert uns an das Oasis in Thailand, wo wir mit Katrin und Armin auch ein paar tolle Tage verbrachten. Kleine nette Hütten in einer natürlichen Anlage. So richtig zum Entspannen, Yoga machen und Natur genießen. Ja und ein anderes Highlights hier: wir sind mit Reifenschläuchen auf dem Fluss getrieben! „Tubing“ nennt man das hier. Ein Heidenspaß bei der starken Strömung sich einfach vom Fluss mehrere Kilometer lang mitreißen zu lassen. Da kann ich diesmal doch nur sagen: tube2seetheworld!
ride2seetheworld