Neues Jahr, neues Land! Unsere erste Nacht des Jahres 2025 verbringen wir noch in Griechenland. Wir stehen neben einem Bauwerk, was uns wirklich sehr beeindruckt. Die Brücke zwischen dem Peloponnes und dem Festland bei Patras ist eine architektonische Meisterleistung. Sie galt aufgrund einiger Besonderheiten als nicht machbar – bis sie vor 20 Jahren fertiggestellt wurde. Hier ist der Golf von Korinth immerhin 65 m tief und es gibt keinen Felsboden. Außerdem ist es eine seismographisch sehr aktive Gegend und Erdbeben sind hier keine Seltenheit. So muss die Charilaos-Trikoupis-Brücke mit ihren 2.883 Metern Länge ziemlich beweglich und flexibel sein! Einfach klasse. Wir erleben das Bauwerk an einem sonnigen Nachmittag, einem wunderbaren Sonnenuntergang und bei Nacht in blauer Illumination.
Am 02. Januar sind wir rechtzeitig auf der Fähre, um in Richtung Bari (Italien) abzulegen. Ein letzter Blick auf Patras und mir geht durch den Kopf: Griechenland im Winter bedeutet für mich, einsame Natur, wunderschöne Strände und Ruhe.
Am nächsten Morgen im Hafen von Bari merken wir deutlich den Unterschied. Italien ist hier laut, dreckig, chaotisch und sehr lebendig. Nach eine Besuch bei Decathlon (ein paar neue Kleidungsstücke und ein Geburtstagsgeschenk für Jeanette) machen wir uns auf nach Alberobello.
Auch hier sind wir wahrlich nicht allein, denn die Italiener nutzen ihre Ferien auch sehr gern für Ausflüge. Zwischen aufgeregtem italienischen Geplapper (klingt für mich irgendwie immer aufgeregt) bestaunen wir die besonderen Häuser dieser Gegend. Hier in Alberobello stehen die Trulli genannten Häuschen mit den lustigen Kegeldächern besonders häufig.
Ein schlauer Lehnsherr hatte mit dieser Bauweise bereits im 17 Jahrhundert so eine Art Steuerhinterziehung begangen. Er befahl den Bewohnern von Alberobello alle Häuser in der traditionellen Bauweise ohne Mörtel zu bauen, damit sie bei Steuerprüfungen wieder (teilweise) abgebaut werden konnten und nicht als feste Behausung galten. Schlau und klug! Und wir können so heute durch eine wirklich sehr beeindruckende Stadt schlendern.
Am Nachmittag fahren wir direkt weiter, da wir ausnahmsweise mal die Zeit im Nacken haben. Unser nächster Halt ist ein großer, kostenfreier Camper Parkplatz in Matera. Mit uns stehen hier etwa 30- 40 Camper. Und als wir am nächsten Morgen gegen 9.30 Uhr in die Stadt gehen schlafen die alle noch… Es sind halt italienische Camper.
So haben wir in den ersten 2 Stunden die Stadt fast für uns allein. In Matera haben einige Bewohner noch bis 1958 in Höhlen gewohnt. Dann wurde ein Gesetz erlassen um dies zu verbieten. Heute sind diese Felsenwohnungen UNESCO Weltkulturerbe. Wir schauen uns eine museumsähnliche Behausung an und sind beeindruckt. Mensch und Tier wohnten dicht beisammen ohne Tageslicht und ohne Abwassersystem. ( was der Grund für das Verbot war). Doch dann erleben wir wieder etwas was das Reisen so besonders macht. Ein alter Herr spricht uns auf italienisch an, was wir aufgrund unserer Spanisch Kenntnisse erstaunlich gut verstehen. Er läd uns ein seine in Familienbesitz befindliche Höhlenbehausung anzusehen. Dabei erklärt er uns ohne Punkt und Komma jedes einzelne Stück. Von dem Webstuhl seiner Mutter für die Aussteuer, über den Ehevertrag der Eltern, die Fotos seiner Großeltern, die handwerklichen Geräte wie Sichel mit Fingerschutz aus Bambusrohr, die Wandzeichnungen, das Fuhrwerk, die Unterwäsche seiner Eltern usw, usw, usw…. Zum Glück haben wir Zeit und freuen uns über seine sehr persönlichen Ausführungen. Das macht das Reisen aus!
Apropos Zeit…. am Nachmittag fahren wir weiter bis Pompeji. Als wir am Abend einen Polen kennenlernen der auf dem selben Parkplatz sein Nachtlager aufgeschlagen hat, plaudern wir etwas. Auch er will morgen die berühmten Ruinen der Stadt erkunden, die vom Vesuv begraben wurde. Er hat sich den Tag absichtlich rausgesucht, weil am ersten Sonntag im Monat der Eintritt in italienische Sehenswürdigkeiten frei ist! Super! So sparen wir ungeplant fast 60 Euro und können uns gleichzeitig sicher sein nicht allein durch die Ruinen schlendern zu müssen. 🙂 Wir lesen noch nach, dass es seit neuestem eine Besucherhöchstgrenze von 20.000 gibt. PRO TAG! Aber hey, wir wurschteln uns durch, suchen einsame Gassen, stellen uns bei manchen Häusern auch an und können so nicht nur Pompeji kennenlernen, sondern auch gleich noch 19.997 Italiener.
Wir bleiben 6.45 Stunden in diesem unglaublich faszinierenden, riesigen atemberaubenden Gebiet. Immerhin ist es 60 Hektar groß! Wir haben davon gefühlte 90 Hektar erlaufen.
Am Abend schauen wir uns noch etwas müde eine Doku über den Ausbruch des Vesuvs von 79 n Chr.. Durch die totale Bedeckung der Stadt Pompeji durch Asche und Lavamasse wurde wirklich sehr viel erhalten und so kann die Forschung heute noch viel nachvollziehen. Und wir können bei unserer Besichtigung unglaublich viel entdecken. Villen und Häuser mit Wandbemalungen, die Gassen mit den riesigen Steinen die als Fußgängerüberweg fungierten und Gipsabdrücke von den Menschen. Die Lava hat Hohlräume entstehen lassen…
Jetzt stehen wir in Salerno und warten auf die Fähre nach Tunesien! Drei wirklich aufregende Tage Italien liegen hinter uns – und wir sind sehr gespannt was vor uns liegt. Afrika wir kommen!
ride2seetheworld
Wie immer, wundervoll geschrieben und mit dem ein oder anderen kleinen Lacher zwischendurch! Danke fürs mitnehmen 🙂