Mit den Bildern von unsere tolle Bootstour durch das Mangrovendickicht im Herzen, fahren wir weiter die Pazifikküste entlang in Richtung Norden. Wir kommen bis Puerto Arista, einem verschlafenen Küstenort mit riesigem Sandstrand. Wir hatten gehört von einem Overlandertreff hier – als wir ankommen sehen wir aber nur einen verbitterten Eigentümer, total verdörrtes Gelände und irgendwie negative Vibes. Wir haben schon immer eine Vereinbarung: Wenn einer sich nicht wohlfühlt, fahren wir ohne Diskussion weiter. Also fahren wir weiter…
Wir finden auf IOverlander einen anderen Platz zum Zelten, der uns sehr interessant erscheint und da fahren wir hin. Ein direkt am Strand gelegenes Camp zum Schutz von Meeresschildkröten. Hier werden Schildkröteneier in sicherem Umfeld aufbewahrt. Dazu wird das am Strand gefundene Gelege in einer Art Schutzkäfig (gegen Tiere) tief im Sand verbuddelt, mit einem blauen Plastikkanister gekennzeichnet und der vorraussichtliche Schlüpftermin protokolliert. Dabei brütet quasi die heiße Sonne die Eier aus. Zur Zeit ist keine Saison und so legt etwa nur 1 Schildkröte pro Woche ihre Eier auf dem riesigen Strand ab. Doch Arbeit gibt es hier immer. So hilft Robert bei der wirklich sehr schweißtreibenden Arbeit den Sand zu säubern und dafür dürfen wir hier kostenfrei zelten. Wie schön.
Von hier aus geht es durch das „Windkraftgebiet“ von Mexiko. Einer Region in der wirklich hunderte von Windkrafträdern stehen und wir fahren nach Santa Maria del Tule. Hier waren wir schon mal im Januar, aber hatten damals irgendwie keine Lust den berühmten Baum von Tule anzusehen. Jetzt holen wir das nach.
Tatsächlich wird er überall im Internet erwähnt als der dickste Baum der Welt (46 Meter Umfang hat der Stamm). Wir zahlen unsere knapp 1 Euro Eintritt und bestaunen den riesigen Baum. Wunderschön. Unglaublich viele Vögel leben hier und die Ausmaße sind wirklich sehr, sehr beindruckend. Und da wir sehr früh am Morgen hier sind, erleben wir diesen besonderen Ort fast allein. Der Baum ist sehr alt (vor Ort behaupten die Schilder 2000 Jahre, im Internet ist er etwa 1400 – 1600 Jahre alt). Laut einer Legende der Zapoteken wurde der Baum von einem Priester des Gottes Ehecatl (Gott des Windes) gepflanzt. Ich liebe solche Legenden und wir lauschen gemeinsam auf einer Bank dem Wind in den gewaltigen Ästen des Baumes in Tule…..
Und dann bekommen wir am Samstag Abend noch einen Tipp von einem anderen Reisenden, wir sollen doch unbedingt den Markt von Tlacolula am Sonntag besuchen. Wir schwingen uns Sonntag früh auf Daffy und Daky und denken, dass wir die 15 km schnell mal auf der sehr gut ausgebauten Ruta 190 fahren können. Schutzkleidung brauchen wir dafür bei der Hitze nicht…
4 km vor Tlacolula staunen wir nicht schlecht, etliche LKW´s, Busse und Autos stehen auf der Straße und nichts geht voran. Das erste Mal in Mexiko erleben wir eine Straßensperre von der einheimischen Bevölkerung. Die Straße wird von Demonstrierenden komplett abgeriegelt und einige Schilder uns entgegengestreckt. Es geht um den Bau einer Schule, den Schutz der Kinder und vor allem gegen die Regierung, von der sie sich vergessen fühlen. Wir schlängeln uns nach ganz vorne durch und ich frage ganz freundlich, ob wir eventuell ganz unauffällig an der Seite passieren dürfen. Nein, wir dürfen nicht – die Gruppe der Protestler ist geschlossen konsequent und erklärt uns warum sie hier die Straße blockieren und keinen durchlassen. Wir drehen also um, folgen unserem Instinkt und den Taxifahrern, die so sehr beladen sind, dass wir davon ausgehen, dass sie auch zum Sonntagsmarkt fahren. Wir haben Recht! Nach etwa 6 km auf sehr kleinen, sehr unbefestigten, sandigen Feldwegen kommen wir am Markt an. Die Anfahrt war etwas anspruchsvoller als gedacht, aber der Markt entschädigt uns für alle Strapazen.
Bunte Farben, leckere Düfte, mexikanische Musik, viele Indigene, ein fröhliches Gewusel erfasst die gesamte Stadt. Der Markt von Tlacolula ist riesig und wir erkunden nicht mal die Hälfte. Aber was wir alles finden ist wunderschön: Steine um den Mais zu mahlen, getrocknete Paprika, Gewürze, Fleisch, Gemüse, viel Obst mit noch viel mehr Mango (es ist Saison), Blumen, Schuhe aus alten Reifen, Kleidung, typische Männerhüte, lebende Tiere wie auch Ochsen für die Feldarbeit, typisches aus der Region wie Chapulines (getrocknete Heuschrecken) und getrocknete Schweineschwarte und vieles mehr. Hatte ich schon mal erwähnt wie sehr ich Märkte liebe 😊….
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